Duisburg-Rheinhausen. Gerhard Kandora zeigt in seinen Kursen Selbstverteidigungstechniken gegen einen Angriff auf der Straße. Wem seine Kurse besonders helfen sollen.

„Ich will einen Euro haben“, sagt der Mann laut und geht fordernd auf die Frau zu, kommt ihr bedrohlich nah, ruft immer wieder diesen Satz – erst leiser, dann immer lauter. Sie weicht zurück, er kommt ihr nach. Ihr Unbehagen, in dieser Situation zu stecken, ist ihr deutlich anzusehen. Als er versucht ihren Arm zu greifen, schreit sie auf. „Da bekommt man sofort Schweißausbrüche“, gesteht sie. Zum Glück war das Geschehene nur eine Simulation während des Sicherheitstrainings, das das Katholische Bildungsforum in Rheinhausen anbietet, und zum Glück war der Mann nur Kursleiter Gerhard Kandora, der mit Teilnehmerin Sabine Lipiak einen möglichen Angriff auf der Straße dargestellt hat.

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„Ich war sehr unsicher, was ich tun soll“, resümiert Lipiak. Damit ist sie nicht die einzige. Der Bedarf nach solchen Trainings sei groß, so Kandora. Seit zwei Jahren leitet er Sicherheitstrainings, schwerpunktmäßig ausgelegt für Senioren, denn: „Jemand der gebrechlich ist, fühlt sich noch mal unsicherer und man hat das Recht, sich auch im Alter sicher zu fühlen“, begründet der ehemalige Justizvollzugsbeamte sein Engagement für das Katholische Bildungsforum.

Duisburger will mit Training Angst nehmen

Nach seinen Empfindungen hätten Überfälle auf ältere Menschen in den vergangenen Jahren zugenommen. Doch auch jüngere Frauen und Männer zeigten Interesse an dem Training. „Ich habe bereits Selbstbehauptungskurse für Frauen und Männer jeglichen Alters gehalten. Der einzige Unterschied ist nur: Männer werden rabiater angegangen.“ Er wolle in all seinen Kursen vor allem Ängste nehmen und Möglichkeiten zur Prävention und Abwehr zeigen. „Das A und O ist immer die Distanz“, erklärt er. Zudem gelte: Ruhig und bestimmt sprechen und immer das ganze Umfeld beachten, denn „manche Täter arbeiten zu zweit. Einer lenkt ab, der andere klaut die Tasche.“

Wieder simuliert Kandora die Situation mit Sabine Lipiak. Sie läuft auf ihn zu. Sofort fragt der Trainer klar, deutlich und laut: „Was wollen Sie von mir?“ Er gestikuliert mit den Händen und dreht sich zur Seite weg. „Man ist immer weniger angreifbar, wenn man die Frontale vermeidet“, begründet er. Wichtig sei auch das Siezen: „Damit zeigt man seinem Umfeld ,wir sind keine Freunde und hier passiert etwas, das ich nicht will’“. Zugleich nehme er die Arme hoch und nutze das Gestikulieren, um sich im Falle eines Angriffs, schneller verteidigen und schützen zu können.

Der Trainer Gerhard Kandora übt mit der Teilnehmerin Sabine Lipiak die Verteidigung mit dem Gehstock.
Der Trainer Gerhard Kandora übt mit der Teilnehmerin Sabine Lipiak die Verteidigung mit dem Gehstock. © FUNKE Foto Services | Volker Herold

Wie sich ein Angegriffener wehren kann, wenn die Distanz bereits unterbrochen ist, will eine der Teilnehmerinnen wissen. Kandora simuliert erneut mit Sabine Lipiak eine Situation: Er greift mit beiden Händen um ihren Hals und zeigt ihr gleichzeitig, was sie bei einem solchen Angriff zu tun hat: „Die Arme über die Seiten hochnehmen, einmal laut in die Hände klatschen. Das irritiert schon und dann die Arme über die Beuge wegschlagen.“ Es funktioniert, doch eine andere Teilnehmerin gibt zu bedenken: „Wenn man in so einer Situation steckt, denkt man nicht immer an solche Techniken.“

Duisburger Trainer rät, Situationen zu üben

Dafür helfe es, die Situationen zu üben, wie beim Sicherheitstraining, erwidert Kandora. Um sich sicherer zu fühlen, gebe es auch tragbare Hilfsmittel, mit denen beispielsweise ein lautes Geräusch erzeugt werden und auf eine Notsituation aufmerksam gemacht werden kann. „Auch der Gehstock kann helfen, Distanz aufzubauen oder eine Hand wegzuschlagen, wenn man festgehalten wird“, ergänzt er und zeigt das Gesagte direkt an einer mitgebrachten Gehhilfe, die er Sabine Lipiak reicht. Er fasst sie an der linken Schulter an, will sie festhalten. Sie nimmt den Spazierstock hoch und schlägt seinen Arm über die Beuge nach links außen weg. Der Kursleiter scheint zufrieden.

Vor Ende der Trainingszeit haben die Teilnehmerinnen noch Zeit, Fragen zu stellen. Eine Frau berichtet von einer Situation, in der ihr abends jemand auf dem Heimweg gefolgt sei. Wie sie aus einer solchen Situation herauskommt, will sie wissen. „Stehen bleiben, umdrehen, Blickkontakt aufnehmen und sagen ,gehen Sie doch vor, Sie sind schneller als ich’“, sagt Kandora prompt und gibt noch einen weiteren wichtigen Tipp für den Weg nach Hause: „Gehen Sie nie zu nah an Hauswänden entlang, um nicht so leicht in einen Hauseingang gezogen werden zu können.“

Nächster Kurs in Duisburg-Rheinhausen im März 2023

Wer auch einmal an einem Sicherheitstraining im Katholischen Bildungswerk in Rheinhausen teilnehmen möchte, sollte sich den 24. März 2023 im Kalender anstreichen. Um 14.30 Uhr startet der nächste Kurs von Gerhard Kandora auf der Händelstraße 16 in Duisburg-Rheinhausen. Die Kursgebühr beträgt 12 Euro pro Person. Interessierte können sich über die Telefonnummer 02065/9013340 anmelden.