Duisburg-Baerl. Nach vier Jahrzehnten Recherche veröffentlicht Hans-Peter Stermann (86) die „Chronik der Sippe Stermann“. Zur Familie gehören auch Prominente.
Er hätte auch Kriminalkommissar werden können. Oder Detektiv. Wenn es um Spurensuche geht, dann macht Hans-Peter Stermann so schnell keiner etwas vor. Darin hat er jahrzehntelange Übung. Es muss so ungefähr vor 40 Jahren gewesen sein, als der Maschinenbau-Ingenieur angefangen hat, die Geschichte seiner Vorfahren zu recherchieren. Seitdem sammelt er alles über die aus Baerl stammenden Familien mit dem Namen Stermann. Es gibt wohl kaum ein Buch im örtlichen Kirchenarchiv, das er nicht in der Hand hatte. Sogar aus einem zerfledderten, von Mäusen angenagten Exemplar aus der Zeit von 1652 bis 1680 hat der Familien- und Heimatforscher noch seine Schlüsse gezogen. Es hat sich gelohnt: Mit der 150 Seiten starken „Chronik der Sippe Stermann“ veröffentlicht der Baerler jetzt sein achtes Buch.
„Fertig wird man nie“, sagt er und zuckt mit den Schultern. Aber jetzt, mit 86 Jahren, war dann doch das Gefühl drängend, dieses Projekt, das fast schon ein Lebenswerk ist, zum Abschluss zu bringen. „Man will ja nicht, dass die Sachen unvollendet liegenbleiben.“ Also hat er trotz der auch nach vier Jahrzehnten Recherche noch vorhandenen Lücken in der Familiengeschichte der Baerler Stermänner einen beherzten Schlussstrich gezogen. In der Hoffnung, dass die Leser seines Werkes womöglich noch die ein oder andere Information beisteuern können. „Dann plane ich auch gerne noch mal eine überarbeitete Ausgabe.“
Jetzt ist er aber erstmal froh und zufrieden, dass die Erstauflage vollendet ist und im Eigenverlag an die Interessenten gebracht werden kann. Natürlich ist ihm klar, dass ein solches Buch ein Nischenprodukt ist. Es werden vor allem Menschen mit dem Namen Stermann sein, die sich für die Erkenntnisse interessieren, die der Autor zwischen die mintgrünen Buchdeckel hat binden lassen. Aber auch für Baerler und andere aus der Region, die Spaß an Heimatgeschichte und Ahnenforschung haben, ist die Lektüre sicherlich spannend. Auch, weil sie ein Gefühl dafür vermittelt, was für eine Arbeit hinter einem solchen Mammutwerk steckt.
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Ein Großteil des Buches besteht aus Datensätzen zu den Stermann-Familien. Haarklein hat Hans-Peter Stermann die Generationen mit ihren Kindern und Kindeskindern aufgelistet. Insgesamt 140 Familien, 700 Namen und 108 Fotos hat er zusammengetragen. Sie alle umrahmen den Höhepunkt seiner Spurensuche – den Moment, als er sich so tief in die Geschichte eingegraben hatte, dass er den Stammvater Herman Starremans (auch in der Schreibweise Starmans) fand, der den Namen im 18. Jahrhundert nach Baerl brachte.
Als der Stammvater der Stermänner 1699 ¾ Morgen Land in Baerl kaufte
Eigentlich war das sogar ein Zufallsfund. Hans-Peter Stermann war wegen einer anderen Sache im Düsseldorfer Staatsarchiv und blätterte alte Dokumente der Oranier durch. „Da stieß ich auf eine Sache, bei der ich hellhörig wurde.“ Er hatte eine Urkunde aus dem Jahr 1699 entdeckt, die den Verkauf von ¾ Morgen Land an den Zimmermann Herman Starremans besiegelte, der auf dem Grundstück in Baerl eine Kate bauen wollte. Lange hat Hans-Peter Stermann über dem Papier gebrütet und die Spur hartnäckig weiter verfolgt. „Wo stand diese Kate? Das wollte ich wissen.“
Er hat es herausgefunden. An der heutigen Grafschafter Straße 39 muss das Häuschen gestanden haben, in dem die Stermannsche Familiengeschichte in Baerl ihren Anfang nahm. Gleich das erste Kapitel des Buches widmet er diesem Stammvater und seiner Frau Elsken Schuirmans. Deren Leben in der Kate ist allerdings von Leid und Tod gezeichnet. Kaum eines der neun Kinder erreicht das Erwachsenenalter und auch die Eltern sterben 1717 und 1718.
Gut 300 Jahre später hat sich die Sippe Stermann ausgebreitet. Baerl, Homberg, Repelen, Orsoy, Moers – an vielen Orten am Niederrhein finden sich Nachkommen aus der Baerler Kate. Hans-Peter Stermann hat auch die aufgespürt, die ihr Weg weiter weg geführt hat. Das Auswandererpaar Heinrich Stermann und Catharina Heister zum Beispiel, die in ärmlichen Verhältnissen lebten und sich 1868 auf die große Reise nach Amerika machten.
Dem Maler Peter Stermann wird im Mai auch eine Ausstellung in Frimersheim gewidmet
Den Einband des Buches ziert ein Gemälde eines anderen Familienmitglieds, das es hinaus in die Welt der Kunst zog. Peter Stermann (1903-1945), das neunte Kind des in Lohmannsheide auf dem Stermannshof geborenen Polizeidieners Heinrich Stermann, ging an die Düsseldorfer Kunstakademie und später nach Berlin, wo er sich mit seinen expressionistischen Werken einen Namen machte. „Zeitzeugen sagten aus, dass Peter häufig die Baerler Fluren durchstreifte, immer mit Skizzenblock und Malstift bewaffnet“, schreibt Hans-Peter Stermann in seinem Buch.
Den Wissensschatz, den der 86-Jährige über den Maler zusammengetragen hat, nutzen auch die Kunstfreunde des Friemersheimer Museumsvereins St. Laurentius. Sie arbeiten aktuell an einer Ausstellung über den Expressionisten und sind auf der Suche nach Werken, die im Besitz der Familie sind. Einer, der Bilder von Peter Stermann daheim im Wohnzimmer hängen hat, ist übrigens Dirk Stermann, der in Duisburg geboren wurde und als Moderator, Kabarettist und Autor in Wien arbeitet. Einen Namen hat er sich vor allem im Duett mit Christoph Grissemann mit der satirischen Late-Night-Show „Willkommen Österreich“ gemacht. „Der Vater des Malers war der Bruder von Dirk Stermanns Urgroßvater“, klärt Hans-Peter Stermann die Familienverhältnisse. Egal ob Tagelöhner, Maler, Komiker oder Maschinenbauer – am Ende stammen sie alle vom Zimmermann aus der Baerler Kate ab.
>>> KONTAKT ZUM AUTOR, DER DAS BUCH IM SELBSTVERLAG VERTREIBT:
Das Buch „Chronik der Sippe Stermann“ hat 153 Seiten und kann beim Autor Hans-Peter Stermann bestellt werden. Die Paperback-Ausgabe kostet 20 Euro, als Festeinband sind es 22 Euro (beides Selbstkostenpreise). Kontakt für die Buchbestellung: 02841 80 179.
Mehr Information auch unter www.hanspeter-stermann.de