Duisburg-Hochheide. Der Memoriamgarten auf dem Hochheider Parkfriedhof hat einen neuen Abschnitt zum Thema Bergbau. Hier wacht die heilige Barbara über die Toten.
Die heilige Barbara steht noch nicht richtig. Vielleicht ein bisschen mehr nach links? Steinmetz Edgar Walther rüttelt an der gewaltigen Stele aus schwarzem Basalt, die mit ihrer abgebrochenen Oberkante an Kohle erinnern soll. Ein würdiger Rahmen für die Patronin der Bergleute, die an dem Stein befestigt ist und an diesem Morgen ihren endgültigen Platz im neuen Abschnitt des Hochheider Memoriamgartens auf dem Parkfriedhof bekommen soll.
Klaus Schittenhelm dirigiert die Helfer bei ihren letzten Handgriffen. Dass der Gärtnermeister hier der Chef im grünen Ring ist, zeigt sein violettes T-Shirt mit der Aufschrift „Memoriamgarten“ – passend zur Bluse seiner Frau Almut. Die beiden sind nicht nur farblich ein eingespieltes Team. Bei der kreativen Gestaltung der besonderen Bestattungsinseln auf dem Parkfriedhof arbeiten sie seit der Eröffnung des Memoriamgartens im Jahr 2016 Hand in Hand.
Mehr als 6000 Stauden blühen rund um den Bergbau im Memoriamgarten
Ihr Konzept kommt an: Es ist die dritte Erweiterung, die heute eingeweiht wird. Nach dem Garten der Farben und dem Kreis der Erinnerung hat sich das Ehepaar diesmal dem Thema Bergbau gewidmet. Der frische Rindenmulch weist geruchlich den Weg zu der von einer Hecke umwachsenen Oase der Ruhe. „Wir wollten hier einen möglichst naturbelassenen, geschützten Raum erschaffen“, beschreibt Klaus Schittenhelm den neusten Teil des Memoriamgartens.
Sammlerstücke aus dem Bergbau
Ein Hügel, der in der Mitte des runden Areals aufgeschüttet ist, gibt dem Motto Bergbau ein Gesicht. Ernst Kausen hat seinen Rollator vor der Hecke geparkt. Die letzten Schritte durch das grüne Blättertor schafft er ohne Unterstützung. Der 86-Jährige blickt nach oben und lächelt. Da steht sie – seine Lore. Auf dem Gipfel thront das Relikt längst vergangener Arbeitswelten, die Ladeklappe halb geöffnet.
„Die passt wirklich gut hierhin“, freut sich der Moerser, der dem Memoriamgarten eines seiner vielen Sammlerstücke aus dem Bergbau geschenkt hat. Ein richtiges Museum hat er zuhause gehabt. Aber jetzt, im hohen Alter, spürt Kausen, dass es an der Zeit ist, einige seiner Erinnerungsschätze loszulassen.
35 Jahre lang hat er als Hauer unter Tage geschuftet. Ein Knochenjob, der auch gesundheitlich Spuren hinterlassen hat. „Wissen Sie“, sagt Ernst Kausen und lässt den Blick über den Friedhof schweifen. „Nicht nur wir Menschen sind vergänglich. Meine Lore hat auch ausgedient und wird hier beerdigt.“
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Gut hundert Gräber (Urnen- und Erdbestattung) werden am Fuße des symbolischen Berges Platz finden. Mit naturbelassenen Steinen sollen sie sich harmonisch in die Szenerie einfügen; umrahmt von mehr als 6000 Stauden, die je nach Jahreszeit mit ihren Farben die Stimmung untermalen. Wer seine Angehörigen hier bestattet, muss sich um nichts mehr kümmern. Das Team von Klaus Schittenhelm pflegt das natürliche Gesamtkunstwerk, das nicht nur ein Ort für Trauer und Trost sein will, sondern auch einfach ein Platz in der Natur, den man gerne aufsucht.
Ein Platz für die Ewigkeit
Das ist es, was die Atmosphäre eines Memoriamgartens ausmacht. Hier darf das Runde ins Eckige: Als Kontrast zu den akkuraten Reihengräbern, die mit klaren Kanten zum Nachbarn abgegrenzt sind, wächst mitten auf dem geradlinigem Friedhof mit geschwungenen Formen und kreativem Spielraum etwas Ungewöhnliches zusammen. Es trägt die Handschrift von Almut und Klaus Schittenhelm, deren Gedanken schon wieder kreisen.
Auch wenn die Abteilung Bergbau gerade erst eröffnet wurde, so haben sie das nächste Thema schon vor Augen. Die Nordsee hat es den beiden angetan. „Ich habe schon angefangen zu sammeln“, verrät Almut Schittenhelm. Strandflieder hat sie besorgt. Und ein altes Boot, das begrünt werden soll. Ein Strandkorb ist bestellt. Was ihr fehlt, ist ein richtiger Anker. „Da habe ich bis jetzt noch kein Glück gehabt. Ich hoffe, dass ich noch einen finde.“
Ein ganz besonderer Ort für die Ewigkeit
Ernst Kausen steht noch immer auf dem Friedhof; in der Hand eine Grubenlampe. Der 86-Jährige lächelt. Gleich wird er mit seiner Frau nach Hause fahren, aber irgendwann wird der Tag kommen, an dem er zurückkehrt. Für immer. Unter den Holzbalken mit der Aufschrift „Glück auf“, die den Eingang zum Stollen nachstellen, da wird sein Ort für die Ewigkeit sein. Klaus Schittenhelm hat den besten Platz im neuen Teil des Memoriamgartens für Ernst Kausen reserviert. Ganz nah bei seiner Lore.
>>> MEMORIAMGÄRTEN IN DUISBURG:
Memoriamgärten werden als Bestattungsorte immer beliebter. 2010 wurde in Duisburg der erste Memoriamgarten auf dem Waldfriedhof eröffnet. Es folgten drei weitere in Trompet, Rahm und auf dem Homberger Parkfriedhof. In Hochheide kümmert sich Gärtnermeister Klaus Schittenhelm um das Areal auf dem Friedhof der Wirtschaftsbetriebe.
Kontakt und Information zum Memoriamgarten Homberg an der Prinzenstraße 84 unter www.memoriamgarten-parkfriedhof.de, 02841/59 602. Weitere Informationen auch unter www.memoriam-garten.de und www.duisburg-friedhof.de.