Duisburg.. 3000 Besucher stimmen beim 1. Weihnachtssingen in der MSV-Arena mit ein. Die Macher sind von der tollen Resonanz überwältigt. Wiederholung in 2016.
Als Roselyne Rogg von der Bühne auf die prall gefüllte Tribüne blickt, verschlägt es ihr fast die Sprache. „Ich hab Tränen in den Augen – vor Freude“, sagt die Geschäftsführerin der Werkstätten für Menschen mit Behinderung. Mit diesem riesigen Andrang konnte auch niemand rechnen: Über 3000 Besucher stimmten beim 1. Stadtwerke-Weihnachtssingen in der MSV-Arena mit ein. Der untere Block der Gegentribüne war nahezu komplett belegt. Ob Alte oder ganz Junge, ob Textsichere oder Erstsänger: Sie alle erhoben ihre Stimme. Duisburg singt! Was für ein herzerwärmender Abend, dessen Wiederholung bereits beschlossene Sache ist.
„Unser Mut ist belohnt worden. Wir haben die ganze Sache in sechs Wochen auf die Beine gestellt. Dass so viele gekommen sind, macht uns mächtig stolz“, sagte der Hausherr des Abends, MSV-Geschäftsführer Peter Mohnhaupt. Sein Klub hatte gemeinsam mit der Werkstatt und den Stadtwerken diesen Abend gestemmt. „Allein für diesen Blick auf diese volle Tribüne hat sich unser Engagement schon gelohnt“, war auch Stadtwerke-Chef David Karpathy spürbar verzückt.
Erst die Fußball-Hymnen, dann die Weihnachtslieder
Zum Warmsingen wurden erstmal die wichtigsten MSV-Hits angestimmt: das „Duisburg-Lied“ sowie die Hymne („Wir sind Zebras weiß-blau“). Sofort wurde deutlich sichtbar, dass sich viele Fußballfans in diesem Freiluft-Chor tummelten, erhoben sie sich doch von ihren Plätzen und schwenkten ihre Schals – so, wie sie es bei jedem Heimspiel ihrer Fußball-Lieblinge tun. Wer keine Fanutensilien dabei hatte, nahm einfach die Knicklichter, die im Eingangsbereich mit einem Gesangsbuch an jeden Gast verteilt worden waren.
Danach wurde es noch besinnlicher: Die Gruppen Ton-Art und Joylight aus Hüttenheim stimmten auf der Bühne abwechselnd mit den Sound Fanfares und den Kalkweg Crocodiles Weihnachtslieder wie „Alle Jahre wieder“, „O du fröhliche“, „Tochter Zion“ oder „Ihr Kinderlein kommet“ an. Und die sangesfreudige Schar machte mit Herzblut und durch Glühwein gestärkten Stimmbändern mit. Viel Applaus erntete auch die Duisburger Sängerin und Publikumsliebling Anja Lerch. Ihre Spontanzugabe „Last Christmas“ der britischen Popgruppe Wham animierte zum lauten Mitsingen – vor allem die Damenwelt im Publikum.
Bei einer Wiederholung sollte auch der Oberrang geöffnet werden
„Ich bin positiv überrascht, auch weil so viele Kinder hier sind“, sagte Besucherin Daniela Zierdt, die mit Sohn Nils (4) da war. „Wir haben leider sehr weit außen gesessen und konnten die Bühne kaum sehen.“ Ihre Anregung: bei einer Wiederholung im nächsten Jahr den Oberrang mit zu öffnen.
„Mir hat die Idee gefallen, dass behinderte und nicht behinderte Menschen hier zusammen gefeiert haben“, sagte Heike Körber aus Mülheim, die in einem integrativen Kindergarten arbeitet. Und mit dieser Haltung rannte sie bei Roselyne Rogg offene Türen ein. Die Werkstatt sagte mit Blick auf das Beisammensein: „Das ist Inklusion!“
Weihnachtssingen in der MSV-Arena
Weitere Besucherreaktionen zum Weihnachtssingen beim MSV
Rosemarie Schettler aus Duissern war mit ihrer Enkelin Selena (wird heute drei) beim Singen. „Sie mag das Stadion sehr“, erzählt die Oma. Sie selbst fand den Auftritt von Anja Lerch am tollsten. Sie kritisierte die schlechte Sicht von den Plätzen in den Außenblöcken. „Dennoch ein eindrucksvoller Abend.
„Ein atemberaubender Abend! Es war der krönende Abschluss eines tollen Jahres“, so Michael Kraschewski, Gruppenleiter in der Betriebsstelle am Kalkweg der Werkstatt für Menschen mit Behinderung. „Es waren bestimmt 300 bis 400 Menschen mit Behinderungen hier“, schätzte Kraschewski. Probleme, einen geeigneten Platz zu finden, hatten einige Rollstuhlfahrer. Der für sie vorgesehene Bereich in der Arena war so ungünstig zur Bühne platziert, dass sie nach Ausweichmöglichkeiten suchen mussten. Die 45 Sicherheitskräfte führten beim Einalss keine Körper-, dafür aber Taschenkontrollen durch. Das missfiel einigen Gästen so sehr, dass sie gleich wieder kehrt machten und der Veranstaltung fern blieben. Insgesamt zogen die Macher aber ein positives Fazit. „Beim ersten Mal kann nicht sofort alles auf Anhieb klappen. Wir nehmen die Eindrücke von heute mit in die Planungen für das nächste Jahr“, so Stadtwerke-Sprecher Thomas Nordiek zur WAZ.