Duisburg.. Die weltberühmte Sopranistin Montserrat Caballé gab in der Duisburger Mercatorhalle ihr einziges NRW-Konzert. Die Größe und Schönheit ihrer Stimme war allerdings nur noch zu erahnen - die Diva hatte Mühe, das Programm zu bewältigen.
Montserrat Caballé gilt als eine der ganz großen Sopranistinnen des 20. Jahrhunderts. Sie sang an den großen Opernhäusern der Welt, und ihr „Barcelona“-Duett mit Freddie Mercury wurde zur Legende. Nun bestand die seltene Gelegenheit, diese berühmte Interpretin bei ihrem einzigen NRW-Konzert der aktuellen Tournee in Duisburg zu erleben. Das Ergebnis war niederschmetternd, denn die Größe und Schönheit ihrer Stimme war nur noch zu ahnen.
Arie klingt nur wie ein Liedchen
Natürlich muss man vor der Karriere dieser Ausnahmesängerin, die seit mehr als 50 Jahren auf der Bühne steht, Respekt haben. Und die 77-Jährige verströmt immer noch Herzlichkeit, künstlerische Disziplin und Erfahrung. Gleichwohl stellt sich die Frage, ob Montserrat Caballé in ihrer aktuellen stimmlichen Situation wirklich gut beraten ist, vor ein zahlendes Publikum zu treten.
Als die Sängerin auf einer Krücke gehend die Bühne der Mercatorhalle betritt, brandet freundlicher Applaus auf. Einige Fans begrüßen die Künstlerin mit stehenden Ovationen. Mit einer Vivaldi-Arie beginnt sie das Konzert, doch die Arie klingt nur wie ein Liedchen: Die Stimme der Primadonna wirkt brüchig und die hohe Töne werden nur kurz angedeutet.
Verblasster Glanz
Ob sie nun Arien des Barock-Komponisten Alessandro Scarlatti, des Belcanto-Spezialisten Gaetano Donizetti oder des Romantikers Charles Gounod singt, irgendwie klingt bei Caballé alles gleich. Weil die Sängerin vor allem darauf achten muss die richtigen Töne zu treffen, bleibt für eine Interpretation der Werke, in der die Charakteristik der Arie herausgekitzelt würde, keine Gelegenheit mehr.
Überhaupt hat die Sängerin hier ein Programm ausgewählt, das fast nur aus unbekannten Werken besteht, so dass kaum ein Hörer Caballés Darbietungen mit einer ihm bekannten Interpretation der Werke vergleichen kann. Lediglich mit „Zueignung“ von Richard Strauss wählte Caballé einen Repertoire-Klassiker. Von dem Triumph des in sich ruhenden Interpreten, den andere Künstler aus diesem Lied machen, war hier nichts zu spüren.
Lediglich freundlicher Applaus
Während des ganzen Abends, der von Manuel Burgueras am Klavier begleitet wird, merkt man der Sängerin die Mühe an, dieses Programm zu bewältigen. Nur in wenigen Momenten schimmert etwas vom verblassten Glanz und der Schönheit von Montserrat Caballés Stimme auf. So wirkt ihre Stimme in den beiden Massenet-Arien, die den ersten Teil beenden, und in ihrer Gesangs-Improvisation, die sie einer zwölfjährigen Konzertbesucherin widmet, sicherer und klarer.
Auch im Publikum kommt wenig Begeisterung auf. Sind andere Auditorien oft bereit, einem musikalischen Idol jeden Fehler zu verzeihen und vor allem die zurückliegende Karriere mit Jubelstürmen zu honorieren, so wirkt der Beifall in der Mercatorhalle lediglich freundlich. Zu Bravo-Rufen oder tosendem Applaus lässt sich niemand hinreißen, nur am Ende des Abends, wenn Montserrat Caballé sich zum letzten Mal verbeugt, erhebt sich das Publikum kurz zum Applaudieren.