Duisburg/Mülheim. Duisburg und Mülheim verhandeln mit dem RVR über die Übertragung der Forstwirtschaft auf den Regionalverband. Das sind die Gründe.
Die Duisburger Stadtförster und ihre Mitarbeiter könnten bald das Emblem des Regionalverbands Ruhrgebiet (RVR) auf ihre Jacken nähen. Die Stadt hat Verhandlungen mit dem Verband über die Übertragung der Pflege und Bewirtschaftung ihrer Waldflächen aufgenommen. „Derzeit werden Gespräche geführt. Eine Tendenz, in welche Richtung es geht, ist aber noch nicht erkennbar“, ist dazu die einzige und knappe Antwort von Stadtsprecher Falko Firlus.
Ziemlich einsilbig gibt sich auch Bruno Sagurna, SPD-Ratsfraktionschef, Vorsitzender und umweltpolitischer Sprecher der SPD-Fraktion im Ruhrparlament und Aufsichtsratschef der Ruhr Tourismus GmbH (RTG). Aus dem Kreis der Bürgermeister-Runde der 53 RVR-Städte und -Gemeinden stamme der Vorschlag, interkommunal und mit dem RVR im Bereich Forst und Wald zusammen zu arbeiten. Eine Entscheidung? „Frühestens in zwei Jahren“, sagt Sagurna.
Duisburg verhandelt gemeinsam mit Mülheim mit dem Regionalverband
Mit am Tisch sitzt Mülheim. Gemeinsame Gespräche mit dem RVR über eine Kooperation sind naheliegend, denn die beiden größten Waldflächen beider Städte grenzen unmittelbar aneinander. Auch das Ziel ist klar: Kosten sparen.
Die rund 2300 Hektar städtische Duisburger Waldflächen sind ebenso wie der Mülheimer traditionell „Erholungswald“, kein Wirtschaftswald.
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Wegen der geringen Erlöse aus dem Holzverkauf ist der Wald deshalb für die Städte – rein finanziell betrachtet – ein Minusgeschäft. Rund 880.000 Euro schießen die Mülheimer pro Jahr für den Forstbetrieb zu, etwa eine Million die Duisburger. Die ebenfalls klamme Nachbarstadt ließ schon vor zehn Jahren Sparpotenziale prüfen. Das ebenso ernüchternde wie wenig überraschende Ergebnis damals: Das Ziel von 150.000 Euro sei „wenig realistisch“.
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Städte prüfen Sparpotenzial durch die Übertragung der Pflege auf dem RVR
Pläne, im Wald mit Duisburg gemeinsame Sache zu machen, hat es in Mülheim nach Informationen unserer Redaktion schon vor einigen Jahren gegeben.
Während die Duisburger zunächst ohne Mandat des Rates verhandeln, sondiert Mülheims Oberbürgermeister Marc Buchholz (CDU) mit einem Prüfauftrag seiner schwarz-grünen Ratsmehrheit. Die vermutet, dass unter RVR-Regie „die Ziele sowohl der ökologischen Waldbewirtschaftung und -pflege als auch einer geringeren Subventionierung des Bereiches Mülheimer Forst erfolgreich verfolgt werden können“.
Duisburger Fachleute sehen das kritischer. Ein Wald lasse sich nicht binnen kurzer Zeit auf wirtschaftliche Nutzung ausrichten, geben sie zu bedenken. Außerdem gebe es in Duisburg nicht nur den Stadtwald als große Waldfläche, sondern auch viele kleinere Areale, außerdem Biotope und geschützte Bereiche.
Mit der Übertragung an den RVR gehe der unmittelbare Zugriff darauf verloren. Ob es billiger werde, sei zumindest zweifelhaft. „Die Stadt muss sich überlegen, wohin sie mit dem Wald will“, sagt einer, der seinen Namen nicht in der Zeitung lesen will.
Verband: Wir übernehmen Aufgaben auf Antrag der Mitglieder
Auch der RVR-Betrieb Ruhr Grün bestätigt die Gespräche mit Duisburg und Mülheim, mit den bisher einzigen RVR-Städten. Als einzige Verbandskommune hat Witten schon vor vielen Jahren die Bewirtschaftung seiner Wälder dem RVR übergeben. Man stehe einer Übernahme von weiteren kommunalen Wäldern aufgeschlossen gegenüber, bestätigt Verbandssprecherin Barbara Klask: „Wir übernehmen Aufgaben auf Antrag der Mitglieder.“
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Wie sich eine Übertragung des Forstbetriebes gestalten lässt und ob auch die zehn dort beschäftigten Mitarbeitenden in Duisburg dann von der Stadt zum RVR wechseln würden, müssen die weiteren Verhandlungen ergeben. Sicher ist dabei: Die Waldpflege gibt’s auch vom Regionalverband nicht zum Nulltarif.
>> RVR RUHR GRÜN IST BEREITS IN DUISBURG ENGAGIERT
- Mitarbeitende des RVR-Forstbetriebs sind bereits in Duisburg aktiv. Etwa die „Ranger“, die in den Naturschutzgebieten nach dem Rechten sehen und Ansprechpartner für Besucher sind.
- Anfang 2006 erwarb der Regionalverband für 2,5 Millionen Euro den Baerler Busch von der RWE/DEA. Seither wird das Bewirtschaftungskonzept von einer örtlichen Bürgerinitiative, die um den Erhalt des 320 Hektar großen Waldes fürchtet, argwöhnisch beobachtet.
- Der Regionalverband ist Eigentümer von rund 16.300 Hektar Wald – einem Fünftel der Waldflächen der Metropole Ruhr. Den größten Zuwachs gab es vor 20 Jahren, als der RVR nach dem Verkauf des Mannesmann-Konzerns an Vodafone den 1700 Hektar großen Mannesmann-Forst zwischen Schermbeck und Dorsten erwarb.
- Auch Förster Christoph Beemelmans wechselte zum RVR, leitete fortan den Umbau zum „Naturerlebnisgebiet Üfter Mark“ und war zwischenzeitlich auch verantwortlich für den Baerler Busch.