Rheinhausen/Moers. Die Systemische Hilfen Niederrhein zahlt ihren Mitarbeitern Gesundheitsleistungen, die nicht von der Krankenkasse übernommen werden. Warum?
Hautkrebsvorsorge, Zahnreinigung oder gynäkologische Untersuchungen – und das alles bezahlt vom Arbeitgeber: für die meisten Angestellten eine Wunschvorstellung. Nicht jedoch für die Mitarbeitenden der Systemischen Hilfe Niederrhein (SHN) mit Standorten in Moers und Rheinhausen. „Unsere Mitarbeiter waren auch zuerst skeptisch und baff“, gibt Ruth Scheuvens, Geschäftsführerin der SHN, zu. „Gerade die, die noch nicht so lange bei uns arbeiten, dachten, es gibt noch einen Haken und wollten es erst gar nicht annehmen. Aber dann, als wir das Konzept erklärt hatten, waren sie froh und glücklich.“
Bis zu 400 Euro im Jahr stehen jedem Mitarbeiter der SHN für zusätzliche Gesundheitsleistungen, die die gesetzliche Krankenkasse nicht übernimmt, zur Verfügung. Das komme im Grunde einer Gehaltserhöhung von 400 Euro steuerfrei jährlich gleich, so die Geschäftsführerin. Wird die Summe in einem Jahr nicht in Anspruch genommen, wachse das Budget um 40 Euro pro leistungsfreiem Kalenderjahr, ergänzt Marius Bloemers, Geschäftsführer der Continentale Landesdirektion Börgmann und Bloemers in Moers.
278 Mitarbeiter hat das Unternehmen mit Standorten in Moers und Rheinhausen
Gemeinsam mit der Versicherung hat die SHN den Tarif „Choose400“ erarbeitet, den alle 278 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter seit dem 1. Juni nutzen können. „Wichtig war uns dabei, dass wir ein umfassendes Versicherungsprogramm anbieten und Mitarbeiter auch während längerer Arbeitsunfähigkeit oder Elternzeit auf die vollen Leistungen zurückgreifen können“, erklärt Scheuvens.
Per App auf dem Diensthandy können die Rechnungen beim Arzt eingescannt und dann an die Continentale gesendet werden. Nummern von verschiedenen Ärzten, um die Terminvereinbarung zu beschleunigen, könnten darüber ebenfalls leicht abgerufen werden. „Die Handhabung ist wirklich einfach“, erklärt Bloemers.
Dennoch habe es nach der Einführung Rückfragen gegeben. „Die häufigste Frage war, ob der Arbeitgeber die Rechnungen einsehen kann.“ Ruth Scheuvens betont: „Wir haben das nicht eingeführt, um unsere Mitarbeiter kontrollieren zu können. Die Daten sind verschlüsselt und wir haben auch keinen Zugriff darauf.“
Moerser Geschäftsführerin ist Mitarbeiterfürsorge wichtig
Doch warum hat die SHN diese kostenlose betriebliche Krankenversicherung eingeführt? „Ein Arbeitgeber sollte alles tun, was er kann, um für seine Mitarbeiter zu sorgen. Denn: Ohne meine Mitarbeiter bin ich nichts“, so Scheuvens. Deswegen habe es vor der Pandemie bereits regelmäßige Sporteinheiten während der Pause mit dem Team gegeben, Snacks und Mineralwasser sowie frischer Kaffee stünden den Mitarbeitern ebenfalls täglich zur Verfügung. Die Versicherung scheint nur ein weiterer Schritt der Mitarbeiterfürsorge und -bindung. Ein Konzept, das sich auszahlt: „Wir sind natürlich auch immer wieder auf der Suche nach neuen Mitarbeitern, aber mit dem Fachkräftemangel haben wir nicht unbedingt stark zu kämpfen.“
Ruth Scheuvens hofft deshalb auch, dass sich künftig noch mehr Unternehmen für eine solche zusätzliche Versicherung entscheiden. Schließlich seien die Mehrausgaben überschaubar, das Geld gut investiert, ist sich die Geschäftsführerin sicher: „Am Ende des Tages habe ich doch mehr von einem Mitarbeiter, der auf seine Gesundheit achtet. Dabei unterstütze ich als Arbeitgeber doch dann auch gerne.“