Duisburg.. Die ehrenamtlichen Helfer der Straßenambulanz des Vereins „Bürger für Bürger“ (BfB) ziehen Bilanz für 2010. Auffällig sei der gestiegene Anteil hilfsbedürftiger Frauen. Jeder vierte, der die Hilfe in Anspruch nahm, hatte keine eigene Wohnung.

Die Straßenambulanz des Vereins „Bürger für Bürger“ (BfB) hatte auch im vergangenen Jahr alle Hände voll zu tun. Mit einem ausrangierten Rettungswagen fuhr das Team, bestehend aus drei Ärzten, drei Krankenschwestern und einem Fahrer an 178 Tagen gezielt Problemzonen in Duisburg, Moers und Neukirchen-Vluyn an: Ihr Ziel: All jenen, die nicht versichert sind oder aus anderen Gründen nicht die regulären medizinischen Angebote in Anspruch nehmen können, zu helfen.

Jeder vierte Patient obdachlos

„Im Jahr 2010 wurden insgesamt 493 Patienten behandelt. Dabei kam es zu 3200 Patientenkontakten. Im Durchschnitt haben wir dieselbe Person 6,5 Mal behandelt und pro Einsatz 18 Kontakte gehabt“, erklärt Dr. Gerd Heimann, der ärztliche Leiter. Der ehrenamtlich arbeitende Mediziner hat auch einen Anstieg des Frauenanteils auf 20 Prozent festgestellt – Tendenz: steigend. Jeder vierte, der die medizinische Hilfe in Anspruch nahm, hatte keine eigene Wohnung. Jedoch lebten weniger Menschen auf der Straße als zuvor. „Die meisten kamen bei Freunden oder Verwandten unter. Das ist eine erfreuliche Entwicklung“, sagt Heimann. Der Anteil der Drogenkonsumenten ist noch sehr hoch und macht 68 Prozent der Hilfesuchenden aus. Fast die Hälfte dieser Personen ist an Hepatitis C erkrankt.

„Um Infektionskrankheiten einzudämmen, sammeln wir auch gebrauchte Spritzen ein und verteilen neue. Der Spritzenaustausch vermindert einerseits die Anzahl der unachtsam weggeworfenen Spritzen und andererseits wird die Gefahr der Ansteckung oder Verbreitung von Krankheiten wie HIV oder Hepatitis C stark reduziert“, erklärt der Arzt.

Zunehmend auch soziale Hilfe nötig

Neben der medizinischen Hilfe ist das Team der Straßenambulanz auch zunehmend im sozialen Bereich gefordert. „Wir versuchen, Patienten in die Regelversorgung zurückzuführen, indem wir ihnen Anleitungen geben, den Kontakt zu den zuständigen Institutionen vermitteln und auch einen leichten Druck ausüben“, sagt Rolf Karling, Vorsitzender des Vereins BfB. So konnte etwa eine alte Patientin in ein Altenheim vermittelt werden. Und zwei Obdachlose wurden dauerhaft in einem Heim untergebracht.

„Dank der Bereitschaft vieler niedergelassener Kollegen konnten wir zahlreiche Patienten einer fachärztlichen Behandlung zuführen. Etliche Patienten mit schweren oder ganz akuten Erkrankungen haben wir auch direkt in entsprechende stationäre Behandlung gebracht. Aber wir brauchen dringend medizinischen Nachwuchs. Wir Ärzte sind alle über 70 Jahre alt und können die Hilfe von jungen Kollegen gebrauchen“, sagt Dr. Gerd Heimann.

Trotz aller Bemühungen sind auch im vergangenen Jahr in Duisburg mindestens drei Menschen an einer Überdosis gestorben.