Duisburg-Altstadt. Oft wurde Duisburg vom Hochwasser überflutet. Welchen Stadtteil es besonders traf, erfährt man auf einer Führung durch die Altstadt.

Duisburg liegt am Wasser. Und früher lag es auch oft im Wasser. Auf der neuen Tour „Von Bächen, Brunnen und Brandschutz“ können die Duisburger nun erfahren, welche Orte bei Hochwasser überflutet wurden.

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Wo im mittelalterlichen Duisburg Land unter war, wenn der Rhein Hochwasser hatte, das zeigt Gästeführer Roland Wolf sehr eindrucksvoll am Bronzemodell der Altstadt. „Wir gießen einfach etwas Wasser auf das Modell. Das zeigt nämlich schön die Niveaustufen und dann sehen wir, wo es stehen bleibt“, erklärt er auf dem Corputiusplatz. Zügig leert er die mitgebrachte Flasche über die Häuser, Wege und Kirchen vom längst vergangenen Duisburg. Die Gruppe verfolgt gespannt den Lauf des Wassers und erkennt klar: Wenn der Rhein über die Ufer trat, dann blieb der alte Markt mit seiner Markthalle nicht trocken.

Um 1400 verlandete der schiffbare Altrhein

Duisburg war auf drei Seiten vom Wasser umgeben. Der Rhein folgte lange dem heutigen Verlauf von Außenhafen und Innenhafen. Bis 1400 floss nach Rheindurchbrüchen ein schiffbarer Altrheinarm an der Stadt vorbei. Danach verlandete dieser allmählich und machte in den kommenden Jahrhunderten den Ausbau des Ruhrorter Hafens nötig.

Venedig in Duisburg: Wenn der Rhein über die Ufer trat, dann stand der alte Markt noch in den 1920er Jahren unter Wasser.
Venedig in Duisburg: Wenn der Rhein über die Ufer trat, dann stand der alte Markt noch in den 1920er Jahren unter Wasser. © Unbekannt | Foto: Stadtarchiv Duisburg

Die Ruhrmündung lag in frühen Zeiten etwa da, wo heute am Innenhafen die Synagoge steht. Es gab etliche Bäche zu sehen, die nun eher unterirdisch fließen. Mit Kähnen fuhr man wohl vom Rheinufer über den Pfalzgraben bis direkt auf den Markt heran.

Die Karpfen als biologische Kläranlage

„Wir sind wirklich ein Wasservolk und sprechen eine Wassersprache“, sagt Roland Wolf lachend, „unsere niederdeutsche Aussprache will fließen und alles verschleifen. Und wenn wir Hochdeutsch sprechen, dann hadern wir mit der Grammatik und klingen immer etwas gezwungen.“ Er selbst nimmt deshalb auch kein Blatt vor den Mund, damit es anschaulich wird.

Am Marientor in der Duisburger Altstadt versuchten die Anwohner 1924 sich mit Sandsäcken gegen das Hochwasser zu schützen.
Am Marientor in der Duisburger Altstadt versuchten die Anwohner 1924 sich mit Sandsäcken gegen das Hochwasser zu schützen. © Unbekannt | Foto: Stadtarchiv Duisburg

An den Fundamenten zwischen Stadt-Museum und ehemaliger Minoritenkirche zeigt er den Grabenverlauf. „Da haben die Mönche ihren Abtritt gehabt und all die Sch… in den Graben geschoben“, erläutert er vergnügt, „was dann ins Wasser plumpste, das fraßen die Karpfen, die waren quasi eine frühe, biologische Kläranlage.“ Einige Zuhörer staunen über die dicken Mauerreste im Boden, die mehr nach Turm als nach stillem Örtchen aussehen: „Ganz schön wehrhaft, diese Toilette.“

Typhus und Cholera waren die Folge

Leider klappte die Abwasserklärung nicht immer einwandfrei. In frühindustrieller Zeit entsorgten die Menschen ihre Fäkalien gern in die alten Brunnen. Das Abwasser floss in die Bäche. Aber durch die Bergsenkungen des boomenden Kohleabbaus erreichte beispielsweise die Emscher das Rheinniveau irgendwann gar nicht mehr.

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Die Folgen waren stinkende Fäkalientümpel in Laar und Beeck und die Ausbreitung von Typhus und Cholera unter den Arbeitern und Bergleuten. „Eine Stadt spiegelt immer ihre reichste Phase wider“, weiß der Gästeführer, der sich auch bei Mercators Nachbarn engagiert.

Nach dem Weltkrieg wurde Duisburg zubetoniert

Nach Duisburg kam das große Geld in der Nachkriegszeit. Da hatten die Stadtväter nichts anderes im Sinn, als Duisburg möglichst schnell autogerecht zuzubetonieren. Dabei zerstörten sie mit Feuereifer die letzte mittelalterliche Substanz, die den Krieg überstanden hatte. Sie ließen nur das Dreigiebelhaus stehen.

„Wir wollten eigentlich noch bis zur Marienkirche weitergehen, aber die Zeit reicht nicht mehr“, bedauert Wolf an der Ausgrabungsstätte Alter Markt. Seine Zuhörer sind aber sehr zufrieden damit, dass er sich sachkundig für jede Nachfrage Zeit genommen hat und verabschieden ihn mit viel Applaus. „Es ist doch wirklich nicht zu fassen, wie oft sich auf diesem kleinen Fleckchen Altstadt hier alles verändert hat“, sagen Heinz und Gisela Seibel beeindruckt.

>> Gruppe hat sich zum 500. Geburtstag von Gerhard Mercator gegründet

Mercators Nachbarn haben sich als bürgerschaftliche Initiative im Jahr 2012 gegründet. Zum 500. Geburtstag von Gerhard Mercator fanden sich Duisburger zusammen, führten ein kleines Theaterstück zum Leben Mercators auf und besuchten die Städte, in denen der Gelehrte einst gelebt hatte.

Seitdem lassen die Ehrenamtlichen das 16. Jahrhundert in Duisburg lebendig werden. Dabei verbindet alle Nachbarn ein Ziel: „Wir wollen interessierten Menschen das Leben, die Kultur und die Stadtgeschichte zu Mercators Zeit vermitteln“, sagen sie. Immer wieder finden deshalb Führungen zu unterschiedlichen Themen statt. Nähere Infos gibt es im Netz: https://www.mercatorsnachbarn.de/