Duisburg.. Der Duisburger Musiker und Autor Zepp Oberpichler hat gleich zwei neue Veröffentlichungen zu bieten: Sein neues Album “Kleine Kreise und “Heartzland“, ein Buch, dass gemeinsam mit dem Fotografen Jürgen Kassel entstand und das Ruhrgebiet während seiner schwarz-weißen Zeit zeigt.
Mit allen Sinnen genießen – nein, so weit geht er dann doch nicht. Aber der umtriebige Musiker und Autor Zepp Oberpichler hat gleich in beiden seiner Fachbereiche neue Veröffentlichungen zu bieten: Das Album „Kleine Kreise“ mit seinem Trio und ein gemeinsames Buch mit dem Fotografen Jürgen Kassel.
„Die Leute sagen, man würde hören, dass ich früher viel Stones gehört habe“, erzählt der Duisburger von den Reaktionen auf seine neue Platte. Doch da ist mehr: Reggae, ruhige Stücke, Punk, poppige Sachen. Aber alles ein bisschen rissig und rau, melancholisch. Ganz und gar nicht immer perfekt. Nicht mal der Versuch.
Aber schön. Genau wie die Fotos im Buch „Heartzland“, die das Ruhrgebiet während seiner schwarz-weißen Zeiten zeigen – Ende der 60er, Anfang der 70er. Eine Straßenecke im Niemandsland zwischen Bruckhausen, Hamborn, Beeck und Meiderich, die nach Heimat im Pott aussieht, am Fenster eine Oma mit Kissen, klar.
Oder eine Reihe von Aschentonnen. „Eckstein, Eckstein, alles wird voll Dreck sein“, dichtet Oberpichler dem Hinterhof an, in dem die Tonnen stehen. Ein paar Seiten weiter ist alles schnieke: Mädchen stehen mit Kniestrümpfen an der Raupe, Jungs gehen mit Hemd, Schlips, Weste und Jackett auf die Kirmes. „Ja, heute ist Samstag und da werden keine Gefangenen gemacht“, schreibt Oberpichler aus seiner Erinnerung heraus.
„Olé, Envio“
Die sind – zurück zur Platte – nicht immer schön. „Olé, Envio“, singt er aber angenehm unaufgeregt im Lied über den PCB-Skandal in Dortmund. Ein Lied zur Loveparade hat er auch. Heißt aber nicht so, wird nicht ausdrücklich erwähnt, er muss es schon dazusagen. „Man könnte es aber auch als Herbstgedicht verstehen.“
Nur selten werden die Texte aufdringlich. Häufiger sind das aber leider die fetten Überschriften zu seinen Zeilen im Buch, die auch auf die Bilder gedruckt wurden. Manchmal sorgen sie immerhin für einen Lacher: „Lied an der See“ prangt ironisch auf einem Foto vom Innenhafen aus einer Zeit, in der Glas und Metall noch als Schrott im Hafenbecken lagen und nicht daneben standen.
Die Schönheit der schrecklichen Szene liegt in angenehmen Erinnerungen. Wie im Trennungs-Song „Einfacher Blues“ auf der CD. „Nichts ist zu spät, auch wenn alle das so sehen... Denk an die Zeit, in der wir glücklich waren“ – früher war alles besser, wenn man verklärt zurückblickt. Auch auf rauchende Schlote, graue Straßenzüge, eine Kindheit mit allgegenwärtigem Verletzungsrisiko.
Zehn Lieder hier, 36 Fotos und ebenso viele Textchen. Nimmt man noch ein Bier dazu, hat man die Sinne fast alle zusammen.