Duisburg-Rheinhausen. Willi-Fährmann-Realschule startet Langzeit-Projekt für Respekt, Aufmerksamkeit und Disziplin. Spielerisch lernen, Stühle gemeinsam und geräuschlos anzulehnen



Das Rad wird von drei Speichen getragen: Respekt, Aufmerksamkeit und Disziplin (Selbstbeherrschung). Dieses Symbol verkörpert den Inhalt des Langzeitprojekts an der Willi-Fährmann-Realschule, an dem seit Wochen die Pädagogen und Elternvertreter durch Weiterbildung und seit gestern auch die rund 800 Schüler direkt teilnehmen. Ziel ist, die Ursache von Gewaltentwicklung gegen Dinge und gegen Menschen und andere Lebewesen im Ansatz zu vereiteln.

Schulleiter Ulrich Heuck und seine Mitstreiter haben im Zeichen des Umbruchs vor anderthalb Jahren, als beide Rheinhauser Realschulen zusammengelegt wurden, unruhige Zeiten erlebt. Neben dem Prozess der Annäherung der Schülerschaft aus beiden Einrichtungen gab es immer wieder Störungen von außerhalb: „Fremde Jugendliche drangen durch ungesicherte Notausgänge auf das Gelände, beschädigten Schuleigentum und griffen sogar Schüler und Pädagogen körperlich an“.

Um das Bewusstsein für Gewaltentstehung und auch den höflichen und friedlichen Umgang miteinander zu schärfen, wurde das Projekt entwickelt, das während es gesamten laufenden Schuljahres und darüber hinaus laufen soll. Alle Schüler in allen Jahrgängen beteiligen sich daran. Ausgangspunkt war gestern die persönliche Gestaltung eines weißen Sporthemds oder T-Shirts durch jeden Schüler. Die Hemden werden mit Abzeichen des jeweiligen Lieblingsvereins und der Landesfahne oder mit Fantasiefiguren bemalt. Einige Jungen in der fünften Klasse haben Rückennummern ihrer Lieblingsspieler fett drauf gepinselt. Gemeinsam ist allen Hemden das Symbol mit dem Rad.

Schwere Aufgabe für Achtklässler

Eine schwierige Aufgabe hatte die achte Klasse von Lehrerin Gaby Pieper zu lösen. Die 23 Kinder mussten ihre im Kreis aufgestellten Stühle in gekippter Position mit der linken Hand festhalten und dann gemeinsam mit der selben Hand den Stuhl des vorderen Schülers ergreifen, ohne dass dieser oder der eigene Stuhl auf den Boden fallen durfte. Diese gemeinschaftliche Arbeit fiel schwer, denn immer krachte ein Sitzplatz mit Geschepper und Getöse nach unten. Piepers Frage nach der Ursache ergab mehrere Antworten: „Das Kommando zum Loslassen haben nicht alle gehört, weil andere zu laut waren.“ Und: „Die richtige Handbewegung klappte nicht, weil nicht zugehört wurde.“ Pieper: „Der Sinn des Spiels ist das Miteinander . Sörenfriede verhalten sich gegen die Absprache.“

Bei gemeinschaftlichen Aufgaben wie das Aufsammeln nicht selbst verursachten Mülls, zähle, so Konrektorin Sonja Charvat, die Mitverantwortung aller. Das Servicedenken müsse ausgehebelt werden. Auch anderen den eigen en Willen aufzwingen zeugt von Respektlosigkeit. So drückte ein Sitznachbar bei einem Meinungsbild den Arm, den jener als befürwortendes Zeichen gehoben hatte, gewaltsam nach unten. Da muss noch einiges gelernt werden.