Ist die Angst erst überwunden, belohnt die Küppersmühle all diejenigen, die es bis zur Plattform auf knapp 50 Meter Höhe schaffen, mit einem traumhaften Ausblick.

Am frühen Morgen, wenn der Stadtwerketurm noch von dichtem Nebel umhüllt ist und der Verkehr auf der A 59 locker vorbeirauscht, verschafft die Mühle mit ihrer imposanten Aussicht ein Gefühl von Freiheit.

Nicht nur die verworrene Finanzsituation rund um den Erweiterungsbau, auch das Kreischen der Kreissäge und der Geruch von frisch geschweißtem Stahl holen den Betrachter ganz schnell zurück in die Wirklichkeit. Für knapp 100 Arbeiter, die in mehreren Schichten täglich an der Erneuerung des ehrwürdigen Gebäudes arbeiten, sind die Aktenstapel und Gutachten auf den Schreibtischen der Gebag-Bosse erst einmal reine Nebensache. Denn alle eint noch im laufenden Kalenderjahr der Kampf für den ganz großen Moment – die Hebung und anschließende Fixierung des Erweiterungsbaus auf dem Dach der Mühle. Doch bis der Kubus Ende November, so sieht es der Zeitplan der Gebag vor, seinen endgültigen Bestimmungsort gefunden hat, bleibt auf der Baustelle noch einiges zu tun.

Per Gleitverfahren, so erklärt Gebag-Projektleiter Niels Schön, wurden in den vergangenen Tagen und Nächten die Silos mit Beton gefüllt und die verlorene Schalung ersetzt. Sie werden später den unglaublichen Druck der Erweiterungs-Konstruktion ins Fundament weitergeben. Denn schon in der Stahlrohfassung wiegt die noch vor der Mühle ruhende Konstruktion stolze 1350 Tonnen. „Später wird es, wie an Brücken, regelmäßige Kontrollen geben, ob minimale Bewegungen stattgefunden haben“, sagt Schön. Noch wird der Erweiterungsbau am Fuß der ehemaligen Kornspeichers in mühsamer Feinarbeit zusammengefügt. Ist die Konstruktion fertiggestellt, wird der von einer Hightech-Folie ummantelte Kubus mit den Maßen 55 x 29 x 17 Meter, ein Hingucker von gigantischem Ausmaß.

Nach der Fertigstellung werden belgische Experten der Firma Sarens, Firmenmotto „nichts ist zu schwer“, den Stahlkoloss auf die Mühle heben. „Für die Stadt Duisburg ist das ein unheimlich wichtiges Projekt. Es wird wie ein Himmelskörper wirken, es wird schön aussehen“, meint Projektleiter Schön. Unterstützung bekommt er von Gebag-Sprecherin Katharina Schmeller, die von der außergewöhnlichen architektonischen Umsetzung begeistert ist: „Manchmal muss man sich auch etwas trauen.“ Schließen die Duisburger ihren neuen „Leuchtturm“ ins Herz, kann nicht nur die Kunst im Museum Küppersmühle, sondern auch der weite Blick über die Stadt ein ganz spezielles Erlebnis werden.