Duisburg-Duissern. Masken lugen hinter Stämmen hervor, eine Himmelsleiter windet sich am Urweltmammutbaum hoch. Der Chor der Niederrheinischen Musik- und Kunstschule und Chorleiterin Dorothee Becker bringen den Bäumen im Botanischen Garten ein Ständchen. Der „Kunstraum.Grün“ lockte mit unterschiedlichen Aktionen.
Die Mitglieder des Chores der Niederrheinischen Musik- und Kunstschule und zahlreiche Hobby-Sänger stehen unter dem Korkbaum im Botanischen Garten und stimmen an: „So hoch in den Himmel wie ein Baum.“ Dorothee Becker, Sängerin und Chorleiterin, betrachtet den Botanischen Garten aus einem anderen Blickwinkel. 17 Hölzern widmet sie Lieder, lädt im Rahmen von „Kunstraum.Grün“ zu einer musikalischen Baumführung. Manches scheint ein bisschen weit hergeholt – der pieksige Ilex wird beispielsweise mit „Mein kleiner grüner Kaktus“ bedacht. Als sie an den Teichen eine japanische Hommage ans Wasser singen, fängt es allerdings prompt an zu regnen. In der Nähe des Imkers stellt sich kurzzeitig die Frage: „Können Bienen eigentlich hören?“ Können sie nicht, höchstens Erschütterungen spüren – also darf die Gruppe beherzt singen.
„Ich habe vor ein paar Jahren das Gärtnern für mich entdeckt und habe dann nach Verbindungen zur Musik gesucht“, erklärt Dorothee Becker, wie sie die Idee für die musikalische Baumführung hatte. Die Lieder auszusuchen war ein ganzes Stück Arbeit. „Naturthemen werden vor allem in indianischen Texten besungen oder in einer romantischen Weise bei Schubert.“ Um ein größeres Repertoire abzudecken, bedient sie sich allerdings auch bei Nina Hagen – etwa, wenn die Gruppe am Teich stoppt. „ Sie will ein Fisch im Wasser sein, im flaschengrünen, tiefen See. Sie will mit Wasser sich besaufen, und paar Blasen blubbern lassen.“ Die Sänger lachen herzlich, als sie die Zeilen singen. Den Sopranistinnen Brigitte Freiling und Helma Rönisch hat ihr Einsatz Spaß gemacht, wenngleich die Akustik in dem Garten schwieriger sei.
Himmelsleiter windet sich
Zwischen den Beeten und Blumen sägt Roger Löcherbach aus einem Baumstamm eine Skulptur. Das Gesicht der Figur soll an den Künstler Gregor Schneider erinnern, der sein „Totlast“-Projekt in Duisburg nicht realisieren konnte. Mila Langbehn setzt indes den Urweltmammutbaum in Szene. Eine filigrane Leiter aus feuerverzinktem Draht und Sprossen aus Platanenstöckchen windet sich um das lebende Fossil. „Shigeros Traum“ hat die ihre Kunstwerk genannt, denn der japanische Forscher Shigero Miki entdeckte in der 1940er Jahren den Baum als Fossil. „Der Urweltmammutbaum ist so hoch und alt und wirkt doch grazil. Mir war wichtig, dass die Kunst ihn nicht erdrückt, sondern in Szene setzt.“