Duisburg. Duisburg hat die größte Sandburg, aber keinen Eintrag ins Guinness-Buch. Kommende Woche soll entschieden werden, ob es einen nachträglichen Versuch der Anerkennung gibt.
Exakt 14,15 Meter misst die Sandburg vom Boden bis zur Spitze. Als das Ergebnis verlesen wird, brandet sofort Jubel und Applaus unter den mehr als 1000 Besuchern auf, die sich am Freitagmittag rund um das imposante Bauwerk im Landschaftspark Nord versammelt haben. Ballons steigen auf in den Himmel. 18 Zentimeter höher als der bisherige Bestwert also – doch den Weltrekord haben die bauenden Burgherren dennoch verpasst.
Die Statuten des Rekordprüfers Guinness World Records besagen, dass nur Sand und Wasser verarbeitet werden dürfen. „Nach dem Teilzusammensturz in der Vorwoche könnten sich noch Reste der abgeplatzten Holzverschalungen im Inneren der Burg befinden“, erklärte Jurorin Sofia Greenacre (24). Letztlich seien es diese Zweifel gewesen, die dafür sorgten, dass die Burg trotz neuer Rekordhöhe keinen Eintrag ins Guinness-Buch finden wird. Ein lang gezogenes „Oooooh“ der Enttäuschung erklang aus hunderten Mündern.
Misslungener Rekordversuch ist ein "Weltrekord der Herzen"
Gerald Kassner, Inhaber des Sandburg-Auftraggebers Schauinsland-Reisen, ließ sich seine gute Laune nicht verderben: „Ich bin nicht enttäuscht, sondern total happy, dass wir die Rekordhöhe geschafft haben. Es ist eine superschöne Sandburg geworden. Und die zurückliegenden Wochen waren für uns, aber auch Tausende Besucher aus Duisburg und Umgebung ein einmaliges Erlebnis.“ Dass die Burg nun keine offizielle Anerkennung erhält, kann er verschmerzen: „Mir ist es wichtiger, dass sie von den Menschen hier gewürdigt wurde.“
Vielleicht geht dieser geglückte und doch gescheiterte Versuch als „Weltrekord der Herzen“ in Duisburgs Historie ein. Denn seit Beginn der Arbeiten mit 2300 Tonnen Sand am 9. August strömten Besuchermassen von nah und fern zum Bauplatz. Und es sind vor allem die Details der fertigen Burg, die sie begeisterten. Ob Cheops-Pyramiden, Delfine oder Zinnen: Die 18 Sandkünstler haben in stundenlanger Handarbeit einen Hingucker mit dem Gewicht von drei Jumbo-Jets erschaffen. Chef-Burgbauer Benno Lindel freute sich über das Erreichen der Rekordhöhe, die Nicht-Anerkennung akzeptiert er aber auch: „So sind nun mal die Regeln. Da sind wir gute Verlierer.“
2017 wird es keinen neuen Rekordversuch geben
Den Landschaftspark wird er in bester Erinnerung behalten: „Das hier ist eine Super-Location. Noch toller war aber der emotionale Rückhalt, den wir von den Menschen hier erhalten hatten, nachdem die Burg eingestützt war.“ Gegen eine Wiederholung im nächsten Jahr hätte er nichts einzuwenden. Dem erteilte Gerald Kassner, der die Gesamt-Projektkosten mit einer Zahl im unteren sechsstelligen Bereich bezifferte, aber bereits am Freitag eine Absage.
Könnte der Rekord im Nachhinein anerkannt werden? „Theoretisch ja, aber es ist sehr aufwändig“, so Jurorin Greenacre. Beim Rückbau der Burg ab 12. September müssten nicht nur neutrale Zeugen zugegen sein, sondern die gesamten Arbeiten müssten auch von acht Videokameras aufgezeichnet werden. Das wäre der Beweis, dass sich keine Holzverschalungen mehr im Inneren befanden. Eine Entscheidung, ob das gemacht wird, fällt in der nächsten Woche.
Weltrekordversuch gescheitert
Neuer Besucher-Rekord - die Sandburg als Publikumsmagnet
Wir hatten den besucherstärksten August seit Beginn unserer Messung“, erklärte Ralf Winkels, der Chef des Landschaftsparks Nord. Ein lasergestützte Zählanlage, die in 2012 im Eingangsbereich in Höhe der Pforte installiert wurde, erfasst jeden einzelnen Besucher, der das Areal betritt. So stehen Winkels keine Schätzungen, sondern konkrete Zahlen zur Verfügung.
Im August 2016 kamen 141.824 Gäste in den Landschaftspark. Im Vergleichsmonat des Vorjahres waren es 114.010. „Die Sandburg war für das große Plus in diesem Monat verantwortlich“, so Winkels. Aber auch das Sommerkino und Pokémon-Go-Spieler hätten ein Anteil am Ansturm.
Die Sandburg erhielt auch ohne die offizielle Rekordbestätigung von Besuchern nur Bestbewertungen. „Sie ist wunderbar“, sagte Hans-Jürgen Brüning. Der Meidericher war schon während der Bauzeit einige Male vor Ort. „Ich habe immer Fotos gemacht und die per E-Mail meinem Enkel Leon nach Dinslaken geschickt, damit er die Burg wachsen sieht“, erzählt der ältere Herr. Auch Natascha Möller aus Röttgersbach war Stammgast. „Ich war auch am Tag des Einsturzes hier und hatte die Risse gesehen“, erzählt sie. Mit Blick auf die Wirkung der Ausmaße stellt sie leicht ernüchtert fest: „14 Meter hatte ich mir eigentlich noch viel höher vorgestellt.“