Duisburg. Der gebürtige Duisburger Frank Peter Zimmermann zeichnet mit seiner Stradivari Brahms in Goldtönen. Eine Rarität erklingt zum Saisonabschluss.
Mit einem Superhit der Klassik und einer absoluten Rarität wurde jetzt im 12. Philharmonischen Konzert der Schlusspunkt unter die Saison gesetzt. Und mit einem Stargeiger aus Duisburg, ist doch Frank Peter Zimmermann mit dem Konzert für Violine und Orchester von Johannes Brahms in seine Heimatstadt zurückgekehrt.
Vor drei Jahren hat Kolja Blacher dieses Konzert in Duisburg gespielt, er bot damals eine impulsive und emotionale Aufführung, bei der er die Solo-Violine spielte und gleichzeitig das Orchester leitete. Generalmusikdirektor Axel Kober geht das Werk nun ausgefeilter und durchdachter an.
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Bereits in der Einleitung des eröffnenden Allegro non troppo kostet er die Mischung der Klangfarben in ruhigen Tempi aus. Auch Frank Peter Zimmermann betont besonders den lyrischen Charakter von Brahms Musik, setzt mit warm leuchtenden Goldtönen ein. Die Duisburger Philharmoniker werden von Kober zu einem ruhig fließenden Orchesterstrom geformt, in dem die schwungvollen Momente kleine Inseln bilden.
In der Eröffnung des Adagios betören die warmen Farben der Holzbläser, aus denen besonders die Oboe von Mikhail Zhuravlev heraussticht. Zimmermann lässt dann seine Stradivari „Lady Inchquin“ in den höchsten Tönen über dem Orchester singen. Die ersten beiden Sätze werden unter Kobers Dirigat gar nicht als Gegensätze angelegt, sondern die Ruhe des zentralen Adagios strahlt auf den Eröffnungssatz aus.
Diesmal erhebt sich das Publikum zum Applaus
Mit überschäumender Spiellust gestalten Solist und Orchester dann das furiose Finale, in dem das Wechselspiel in den Hintergrund rückt und die Philharmoniker und Zimmermann eher eine Sinfonie mit Solo-Violine aufführen. Zimmermann spielt immer wieder kleine Verzögerungen um die Spannung zu erhöhen, zaubert dann aber virtuos auf seinem Instrument.
Das Duisburger Publikum ist begeistert und spendet dem Solisten stehenden Beifall, was man hier selten erlebt. Eine Zugabe darf da nicht fehlen, und Zimmermann hat die Lacher auf seiner Seite, als er ankündigt: „Ich spiele noch ein Adagio in C vom großen alten Johann Sebastian!“
Eine Rarität von Max Reger wieder entdeckt
Die Kompositionen von Max Reger gelten meist als verkopft und überfrachtet und sind im Konzertsaal nur noch selten zu hören. Das gilt auch für die Variationen und Fuge über ein lustiges Thema von Johann Adam Hiller. Zuletzt wurde das Stück in Duisburg 1968 gespielt. GMD Kober und die Philharmoniker machen aber schnell klar, welch eine abwechslungsreiche und kurzweilige Musik Max Reger komponiert hat. Die Vorstellung des Hiller-Themas ist bereits eine äußerst pfiffige Angelegenheit. Jede der elf Variationen hat ihre eigene Charakteristik, wobei Kober herausarbeitet, welch ein Meister der Instrumentation und Verarbeitung der Melodie Reger war.
Da gibt es idyllische Stimmungsbilder in den schönsten romantischen Orchesterfarben, aber auch viele tänzerische Passagen, die jeden Choreographen inspirieren dürften. In anderen Variationen komponiert Reger so plastisch, dass man sich an große Hollywood-Filmmusiker erinnert fühlt. Die Schlussfuge wird trotz großer Orchesterbesetzung ganz leichtfüßig und transparent gestaltet.
Die Duisburger Philharmoniker bieten an diesem Abend ein überzeugendes Plädoyer für diesen viel zu selten gespielten Komponisten, den es wieder zu entdecken gilt. Auch das Duisburger Publikum zeigt sich von Max Reger überzeugt und spendet dem Orchester und Axel Kober viel Beifall.
>> Stargeiger bleibt Duisburg verbunden
- Frank Peter Zimmermann wurde 1965 in Duisburg geboren. Sein Vater Fritz Zimmermann war Cellist bei den Duisburger Symphonikern, wie das Orchester früher hieß.
- Als Schüler besuchte er das Steinbart-Gymnasium und gab bereits mit zehn Jahren sein erstes Konzert mit Orchester. In seiner Geburtsstadt ist der in Köln lebende Zimmermann regelmäßig in den Philharmonischen Konzerten und Kammerkonzerten zu hören.