Duisburg. In Walsum riefen Facebook-Nutzer auf Kirchen-Seite zu Gewaltaktionen gegen die Asyl-Unterkunft auf. Der Pfarrer lässt sich davon nicht einschüchtern.
Die Gastfreundschaft ist eine elementare biblische Forderung. Für Heiko Dringenberg, Pfarrer der evangelischen Kirchgemeinde Walsum-Vierlinden, ist daher klar: „Das haben wir zu befolgen und deshalb werden wir in Walsum allen Asylsuchenden so gut es geht zur Seite stehen.“ Mit den Gemeindemitgliedern setzt er sich in einer Initiative mit Katholiken für die Menschen ein, die jetzt im neuen Asylbewerberheim an der Königstraße untergebracht werden.
Aufruf zu Gewaltaktionen auf der Facebook-Seite der Kirche
Auf Facebook sehen der Pfarrer und andere Helfer sich wüsten Anfeindungen gegenüber. Den Neuankömmlingen wird sogar massiv Gewalt angedroht. So massiv, dass andere User Anzeige erstatteten. „Auf unserem Profil, ,Evangelisch in Walsum’, haben sich einige mit rechtem Gedankengut ausgelassen“, berichtet Pfarrer Dringenberg. „Dort war davon die Rede, dass man die Neuankömmlinge mit gewaltsamen Attacken empfangen solle“.
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Mittlerweile sind die Kommentare unter Dringenbergs Einträgen zu der Unterkunft für Asylbewerber gelöscht. Einige User haben die Kommentare allerdings sehr verärgert: „Es wurde mehrfach bei der Polizei Anzeige erstattet“, weiß der Pfarrer, der die Facebookseite betreut. Jetzt habe er erfahren, dass die Polizei die Ermittlungen aufgenommen habe. „Die Kommentare waren ja nicht anonym. Da haben einige mit vollem Namen ihre fragwürdigen Meinungen geäußert“, sagt Dringenberg. „Jetzt müssen sie die Konsequenzen tragen.“
Es gibt im Netz aber auch viele Hilfsangebote für Flüchtlingsarbeit
Auch wenn die jüngsten Kommentare nicht mehr so drastisch und rechtsgerichtet sind, bleibt das Thema umstritten. Ein User äußert Angst vor den Neuankömmlingen, als der Ruf nach Sicherheitspersonal in der hitzigen Diskussion aufkommt: „Wen soll denn die Security beschützen: uns oder die Asylbewerber?“, schreibt er und weiter: „Bin mal gespannt, wie lang es dauert bis das schöne, tolle Haus heruntergekommen und verwahrlost aussieht.“ An anderer Stelle heißt es über die Asylbewerber: „Hoffen wir mal, dass sie dankbar sind und uns nicht noch zusätzlich ausrauben“.
Für Dringenberg, der seit 1979 in der Gemeinde arbeitet, ist die Angst unbegründet. „Es ist nicht das erste Mal, dass Asylbewerber nach Duisburg kommen und sie waren immer sehr dankbar“, sagt er. Anfeindungen in der realen Welt habe es bislang nicht gegeben, so Dringenberg. „Wir werden sehen, wie sich die Dinge entwickeln.“ Die meisten seien allerdings sehr offen und verständnisvoll.
Bei Facebook bieten viele ihre Unterstützung an und sind stolz, dass viele ehrenamtlich helfen wollen: „Ich bin froh, dass es in Walsum Menschen gibt, die die Geflüchteten mit offenen Armen, mit Menschlichkeit und Herzlichkeit empfangen“, schreibt ein Diskutant und erhält viele „Likes“.