Duisburg. Das Tanzprojekt „O Fortuna“ hat in Duisburg besondere Bilder entstehen lassen. Wie die Rückkehr von Royston Maldoom gelaufen ist.
Schon 1990 wurde Royston Maldooms Choreographie zu Carl Orffs „Carmina Burana“ beim 1. Europäischen Jugendtanzfestival in der alten Duisburger Mercatorhalle gezeigt. Maldoom und sein Konzept des „Community Tanzes“ sind mittlerweile durch den Film „Rhythm is it“ weltberühmt geworden. Nun wurde die Produktion unter der Beteiligung vieler Duisburger Jugendlicher, der Duisburger Philharmoniker und des Philharmonischen Chores noch einmal im Theater gezeigt.
Da die groß besetzten Philharmoniker, Chöre und Solisten auf der Hauptbühne positioniert sind, bleibt als Tanzfläche nur die Vorbühne über dem Orchestergraben. Für die Zuschauer im Parkett ist das kein Problem, aber wer in den Rängen in den hinteren Reihen sitzt, hat eine eingeschränkte Sicht auf das Tanzgeschehen.
Allein die Masse der Akteure beeindruckt: Mehr als 70 Tänzerinnen und Tänzer werden auf dem Programmzettel namentlich aufgeführt. Royston Maldooms Choreographie, die von Ulla Weltike und Mia Jabado-Bilitza einstudiert wurde, besitzt eine überwältigende Optik.
Tanzprojekt in Duisburg: Eröffnungsszene mit starkem Bild
Wenn in der Eröffnungsszene zum wuchtigen „O Fortuna“-Chor ein Kuttenmann seine Fahne über die Massen schwenkt, die dann rhythmisch die Hände ausstrecken und sich wieder zu Boden fallen lassen, so ist das ein starkes Bild.
Weil Royston Maldoom hier möglichst viele Menschen in der Erarbeitung eines Kunstwerks zusammenbringen möchte, sind die tänzerischen Anforderungen in vielen Szenen gar nicht so hoch: Da geht es um Stimmungen und starke Bilder und nicht darum, dass auf den Punkt genau synchron getanzt wird.
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Zu den Schülerinnen und Schülern diverser Duisburger Schulen gesellen sich noch Mitglieder von Amateurtanzgruppen und Schüler, die aus der Ukraine geflohen sind. Der Choreograph weiß, wie man die große Masse führt und mit ihr das Publikum beeindruckt: Gerade herrscht auf der Bühne noch ein dichtes Gewusel, da bilden sich schon aus der Menge mehrere drehende Kreise. In einigen Szenen gibt es auch kleine solistische Aufgaben für einzelne Akteure: In Erinnerung bleiben der wild gestikulierende Wanderprediger, der gebratene Schwan, der leidende Jüngling und die junge Frau.
Es gibt auch Tänze mit kleineren Formationen
In der Szenenfolge „Uf dem Anger“ gibt es dann auch Tänze mit kleineren Formationen, die punktgenau zur Musik tanzen müssen. So stark die Optik dieser Choreographie ist, so fragt man sich dennoch, ob das Weltbild, das hier getanzt wird, nicht schon etwas Staub angesetzt hat und zu einfach ist? Die Männer sind alle Machos, auch selbstbewusste Frauen wollen umgarnt werden, und gemeinsamer Tanz führt meist zu guter Laune.
Unter dem Dirigat von Marcus Strümpe bringen die Duisburger Carl Orffs Musik eindrucksvoll zu Gehör. Die Wechsel zwischen kraftvoller Rhythmik und archaischen Idyllen wird gekonnt ausgespielt. Der Philharmonische Chor artikuliert die mittelalterlichen Texte sehr genau. Der Kinderchor am Rhein, der von Sabina López Miguez einstudierte wurde, präsentiert sich mit frischem Schwung. Gut sind auch die Gesangssolisten besetzt: Sopranistin Antje Bitterlich singt ihre Partie sehr gefühlvoll, Ulrich Cordes gestaltet den gebratenen Schwan mit grellem Tenor und Heiko Trinsinger hat mit seinem biegsamen Bariton den größten solistischen Teil zu singen.
Am Ende gibt es vom Publikum, in dem sich viele Freunde, Verwandte und Mitschüler der Akteure befinden, tosenden Beifall. Besonders gefeiert wird Royston Maldoom, der für diesen besonderen Abend noch einmal nach Duisburg gekommen ist.
>>Die Beteiligten
- Beteiligt waren Schülerinnen und Schüler der Gesamtschule-Mitte, dem Landfermann-, Steinbart- und Hildegardis-Gymnasium, dem Sophie-Scholl-Berufskolleg, Studenten der Sprachschule Akoun und Scholten, Mitglieder des Vereins Internationales Jugendtanztheater Duisburg e.V., dem Duisburger Tanztheater Ulla Weltike und der „Missed in Action Dance Company“.