Duisburg. Der Lockdown trifft das Friseurhandwerk in Duisburg hart – und treibt Mitarbeiter in die Schwarzarbeit. Es gibt unmoralische Angebote von Kunden.

Die Friseursalons in Duisburg bleiben im Teil-Lockdown weiterhin geschlossen. Ob Friseure am 15. Februar wieder öffnen dürfen, ist unklar. Nur in einem Punkt gibt es laut Angaben der Friseure für das Handwerk bisher Gewissheit: Die Situation ist existenzbedrohend.

"Kollegen weinen am Telefon", sagt Irene Panse, Obermeisterin der Friseur-Innung und somit Ansprechpartnerin für mehr als 100 Mitgliederbetriebe in Duisburg. Im ganzen Stadtgebiet gibt es rund 300 Friseure, so die Innung. Bei vielen seien Rücklagen aufgebraucht und die Not groß. "Ich bekomme Hilferufe. Manche können ihre Sozialversicherung nicht bezahlen", sagt die 67-Jährige, die selbst einen Salon im Innenhafen am Philosophenweg führt.

Friseure in der Not: "Unsere Dienstleistung ist unser Kapital" 

Anders als der Handel, der mit der Abholung von Waren noch Umsatz generieren kann, oder Restaurants, die ihre Speisen zum Mitnehmen anbieten, bleibt die Kasse seit Mitte Dezember bei Friseuren leer. "Unsere Dienstleistung ist unser Kapital." Einzig der Verkauf von Haarpflegeprodukten ist geblieben. "Aber davon kann man nicht leben", erklärt Panse.

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Die Obermeisterin aus Duisburg hat Verständnis für den rigorosen Kampf der Regierung gegen das Virus. Auch die Friseure haben ihren Beitrag dazu geleistet und das Schneiden von Haaren nur unter strengen Hygienemaßnahmen angeboten. Doch nun habe der Lockdown Grenzen. "Es funktioniert nicht um jeden Preis."

Überbrückungshilfe lässt auf sich warten 

Anspruch auf die Dezemberhilfe haben viele Friseure nicht, weil sie den halben Dezember noch arbeiten konnten und der Umsatzverlust nicht über 30 Prozent im Vergleich zum Vorjahr lag. Stattdessen sollte die Überbrückungshilfe fließen, doch die Zahlung für Dezember lasse noch auf sich warten, so Panse.

Das neue Förderprogramm, die Überbrückungshilfe III, falle relativ spärlich aus, da es sich an Fixkosten, etwa Miete, orientiert und nicht am Vorjahresumsatz. Doch bisher können die Anträge für Januar noch nicht gestellt werden.

Lockdown: Finanzieller Druck für Friseure ist hoch 

"Die Überbrückungshilfe sieht auch keine Entlohnung für den Chef vor", bemängelt Panse. Sie haben auch keinen Anspruch auf Kurzarbeitergeld, weil sie nicht angestellt sind. Für das Kurzarbeitergeld des Personals müssen sie jedoch in Vorkasse gehen. Finanziell sei deshalb das Limit erreicht: "Kollegen mussten sich von Bekannten Geld leihen."

Hart trifft es die Mitarbeiter, die eben mit jenem Kurzarbeitergeld auskommen müssen. Gleichzeitig fehlt das Trinkgeld, auf das Friseure aufgrund eines niedrigen Grundgehaltes angewiesen sind. 450-Euro-Kräfte gehen gar komplett leer aus. "Der finanzielle Druck ist sehr hoch."

Schließung fördert "Schwarzarbeit im Kämmerchen"

Sie könne es aufgrund der prekären Lage niemanden verdenken, wenn im Privaten Haare geschnitten werden. Sie selbst halte sich an die Regeln und versichert, niemanden aus der Innung zu kennen, der diese bricht. Doch in der Branche ist es kein Geheimnis: Der Lockdown fördert "Schwarzarbeit im Kämmerchen".

Die Schließung sei ein Konjunkturprogramm für all diejenigen, die illegal Haare schneiden. Doch gerade das sei in der Pandemiebekämpfung fatal, kritisiert der Zentralverband des Deutschen Friseurhandwerks, denn der Infektionsschutz, wie er in den Salons umgesetzt wird, werde im Verborgenen mutmaßlich nicht in der Form befolgt. Mit Blick auf die Probleme Schwarzarbeit und Infektionsschutz fordert der Interessenverband eine Öffnung der Friseure ab Mitte Februar.

Unmoralische Angebote: Kunden bieten Höchstpreise 

Immer wieder kommen Friseure in die Bredouille, wenn Kunden anrufen und um einen Besuch samt Haareschneiden bitten. "Wir werden bombardiert und die Kunden wollen Höchstpreise zahlen." Sie bekomme E-Mails und Anrufe, auch von Fremden. "Sie bitten und betteln, da könnte der eine oder andere schwach werden", glaubt Panse. Nicht aus Raffgier, sondern aus finanzieller Not.

>> FRISEURE IN NOT: FINANZHILFE GEFORDERT 

• Damit eine Insolvenzwelle ausbleibt, brauche es für die Friseure eine klare Öffnungsperspektive und Finanzhilfen, die der besonderen Lage des Handwerks gerecht werden, fordert die Friseur-Innung. "Wir brauchen eine angemessene Entschädigung, um zu überleben und Arbeitsplätze zu sichern." 

• Die angekündigte Überbrückungshilfe müsse außerdem zeitnah ausgezahlt werden. Um nach dem Lockdown dem Kundenansturm gerecht zu werden, schlägt die Obermeisterin zudem eine befristete Sonntagsöffnung vor.