Duisburg. Die aufwendig umgestalteten Plätze in Rheinhausen, Großenbaum, Hamborn sowie in der City vor dem Theater dürfen keine Spielstraßen sein. Ein Erlass des NRW-Verkehrsministeriums wirft das gesamte Konzept über den Haufen. Damit geht die Grundidee verloren, Autofahrer haben wieder Vorrang.

Es hört sich an wie ein schlechter Aprilscherz: Seit zwei Jahren gibt es fünf Plätze in Duisburg, die aufwendig und für viel Geld nach dem Konzept „Shared Space“ umgebaut wurden. Hinzu kommt der Opernplatz, der bereits 2007 umgestaltet wurde. Seit zwei Jahren predigt die Stadt, wie sich alle Verkehrsteilnehmer zu verhalten haben.

Sie hat dafür extra bunte Broschüren gedruckt: Fußgänger, Rad- und Autofahrer sind gleichberechtigt, das ist der Kern des Konzepts für den „geteilten Raum“. Doch jetzt, Jahre später, stellt sich heraus: So, wie die Stadt die Plätze gestaltet hat, darf es keine Gleichberechtigung geben.

Ein Erlass des NRW-Verkehrsministeriums wirft das gesamte Konzept über den Haufen. Die Plätze sind als Spielstraßen gekennzeichnet. Und so darf es bei einigen nicht länger sein. Als erstes trifft es den Platz mitten in Rheinhausen. Die blauen Spielstraßen-Schilder am Hochemmericher Markt werden in Kürze verschwinden.

Fußgänger sind wieder die Schwächsten

Stattdessen wird ein Schild aufgestellt, das die zulässige Höchstgeschwindigkeit auf zehn Stundenkilometer drosselt. Aber: Durch dieses Schild wird Autofahrern wieder der Vorrang eingeräumt. Und damit geht die Grundidee für die Umgestaltung flöten: Fußgänger, denen das Konzept Vorrechte einräumen sollte, sind wieder die schwächsten Verkehrsteilnehmer.

Wesentlicher Grund für das Scheitern der Spielstraßen-Regelung sollen die unterschiedliche Bauweisen von Gehweg und Fahrbahn sein. Sprich: Es handelt sich nicht um einen gleichmäßig gestalteten Bereich. Und genau das trifft auch auf andere Plätze zu.

Hochgelobtes Konzept wurde begraben

Zum Beispiel auf den Opernplatz in der Stadtmitte, auf den Altmarkt in Hamborn und auf den Bahnhofsvorplatz in Großenbaum. Nach NRZ-Informationen muss die Stadt auch hier in den nächsten Monaten die Beschilderung ändern. Und kann ihr hochgelobtes Konzept, für das ihr sogar der „Deutsche Verkehrsplanungspreis“ verliehen wurde, wieder begraben. Wie es auf den Plätzen jetzt weitergehen soll, dazu wollte man sich am Dienstag im Rathaus nicht äußern.

Kopfschüttelnd fragt man sich, warum das Problem erst jetzt, Jahre später, auffällt. Finanziert hat den Umbau der Plätze schließlich der Bund mit Mitteln aus dem Konjunkturpaket. Die Anträge der Stadt sind vom Land und der Bezirksregierung geprüft und bewilligt worden - eben von jenen Behörden, die jetzt sagen: So geht es nicht.

Begrenzte Haltbarkeit

Die Beschilderung war bereits umstritten, als Ex-Baudezernent Jürgen Dressler vor Jahren von der Idee so begeistert war, dass er Planungs- und Bezirkspolitiker in den Bus packte und zum Anschauungsunterricht nach Holland karrte. Dort verzichtet man allerdings weitgehend auf Schilder, was in Deutschland nicht möglich ist. Und für „Shared Space“ gibt es hierzulande nun einmal kein Schild.

So gesehen war die Spielstraßen-Regelung auf Hauptverkehrsstraßen schon immer nur eine Krücke. Und zwar eine mit zeitlich begrenzter Haltbarkeit, wie sich jetzt herausstellt.