Duisburg.. Zum ersten Mal geht ein Stück mit Audiodeskription über die Bühne des Duisburger Stadttheaters. Sprecherin beschreibt das Geschehen aus einer Kabine.
Eine besondere Premiere gibt es in dieser Woche im Theater am König-Heinrich-Platz: Zum ersten Mal geht eine Aufführung mit Audiodeskription für blinde und sehbehinderte Theaterfreunde über die Bühne. Für die Vorstellung von „Kunst“ am Donnerstag haben sich 30 Besucher angemeldet, die das Geschehen dann auch per Kopfhörer verfolgen können. Außerdem haben sie die Gelegenheit, sich im Rahmen einer Führung mit dem Bühnenbild schon eine Stunde vor der Vorstellung vertraut zu machen. Ein voller Theatergenuss sollte also möglich sein. „Ermutigend“ nennt Simone Henzler, Projektleiterin beim Blindenhilfswerk, die Resonanz.
Das Interesse sei größer, denn „ein solches Angebot ist in der Region selten“. Das Blindenhilfswerk hatte für seine Initiative die Unterstützung von Oberbürgermeister Sören Link gewonnen. Beim Charity-Brunch des OB kamen 3000 Euro zusammen, außerdem haben Mitarbeiter der König-Brauerei 1500 Euro gespendet.
Lebendig eingesprochen
Insgesamt belaufen sich die Kosten auf 6000 Euro. Zum einen sind das die Leihkosten für die Technik, also Kopfhörer und schalldichte Sprecherkabine, sowie Honorare für die zwei Autoren, die das Drehbuch verfassen – einer sehend, einer nichtsehend – sowie für die Sprecherin Anke Nicolai, alle sind Spezialisten der Firma Audioskript.
Audiodeskription bedeutet, mit wenigen prägnanten Worten das Geschehen auf der Bühne zu beschreiben, und zwar in den Sprechpausen, denn das Stück darf nicht gestört werden. Im Film hat sich das bereits etabliert, auf der Bühne ist diese Art der Vermittlung schwieriger, weil der Text immer live eingesprochen werden muss – so lebendig und nicht immer hundertprozentig vorhersehbar wie ein Schauspielabend eben läuft.
Neuland für die Akteure
Das muss gut vorbereitet werden, betreten doch die Akteure Neuland. Nachdem Anke Nicolai sich bereits im Dezember die Inszenierung angesehen hat, kommt sie morgen auch zur Wiederaufnahmeprobe, so Schauspiel-Intendant Michael Steindl. „Kunst“ hat er ausgewählt, „weil es unsere Inszenierung ist und wir damit gut umgehen können“. Uwe Frisch-Niewöhner, Helmuth Hensen und Martin Müllerhöltgen spielen in dem Stück von Yasmina Reza drei Freunde, die sich streiten, weil sich einer von ihnen für viel Geld ein weißes Bild gekauft hat.
Der Streit wird sogar handgreiflich und erschüttert das Fundament der Freundschaft. In dieser Spielzeit soll das Stück „auf jeden Fall“ noch einmal mit Audiodeskription gezeigt werden, so Steindl. Weil das Verfahren teuer ist, hält er Ausschau nach Stücken anderer Häuser, die als Gastspiele nach Duisburg eingekauft werden können.