Duisburg. Die Theodor-König-Gesamtschule bietet Türkisch als Fremdsprache an. Über das Angebot informierten sich Sule Gürel und Ministerin Sylvia Löhrmann.

Die NRW-Schulministerin zitierte den Philosophen Ludwig Wittgenstein: „Die Grenze meiner Sprache ist somit die Grenze meiner Welt.“ Gemeinsam mit der türkischen Generalkonsulin Sule Gürel besuchte Sylvia Löhrmann (Grüne) am Freitag die Theodor-König-Gesamtschule in Beek. Ab der 8. Klasse wird Türkisch dort als Fremdsprache gelehrt. Die Ministerin verweist auf die Bedeutung der Zweisprachigkeit für die Identitätsfindung von Jugendlichen mit türkischen Wurzeln: „Je weniger ich die Sprache kann, desto begrenzter ist mein Denken.“

Sylvia Löhrmann erinnert sich noch an die eigenen Jahre als Lehrerin: „Da wollten die Schüler das nicht.“ Diese Haltung haben sich auf beiden Seiten des Pultes gewandelt, erklärte sie den Schülern: „Euer kulturelles Kapital hat einen Wert. Wir wollen potenzialorientiert arbeiten. Man muss nichts weglassen, um hier dazuzugehören.“

75 Prozent der Schüler haben türkische Wurzeln

Erstaunlich fast, dass Türkisch erst seit sechs Jahren im Fremdsprachen-Angebot der Beecker Gesamtschule ist. „Rund 75 % der Schüler unserer Schüler haben türkische Wurzeln, in der Oberstufe fast 90 %“, sagt Schulleiter Dirk Winkelmann. Die Einführung, die er forcierte, nachdem er vor neun Jahren an der Möhlenkampstraße begann, war durchaus von Bedenken begleitet, erinnert er sich: „Da ist es schon eine wichtige Frage, wie man sich positioniert gegenüber der deutschen Elternschaft.“

Längst hat sich das Angebot etabliert, bei den Schülern, die in Klasse 8 bei der Wahl der zweiten Fremdsprache oder in einem Grundkurs in der Jahrgangsstufe 11 einsteigen können. „Im Abitur haben vier Schüler schriftlich, neun weitere mündlich Türkisch gerade die Prüfungen absolviert“, sagen Zübeyda Uzun und Dr. Tanya Kaya, zwei von fünf Türkisch-Lehrern. Auch von der benachbarten Leibniz-Gesamtschule kommen Schüler herüber.

Kein Selbstäufer

Ein Selbstläufer sei das Angebot nicht, berichten die Lehrerinnen. „Wir informieren in jedem Jahrgang die Eltern, weisen hin auf die Bedeutung der Muttersprache für die Identität der Kinder.“ Auch mancher Schüler muss sich ranhalten. „Das Niveau ist höchst unterschiedlich“, sagt Zübeyda Uzun. „Ich möchte mich in meiner Muttersprache verbessern, weil das auch gut für mein Deutsch ist“, sagt nicht nur Erhan Ipek. Im nächsten Jahr macht der 19-Jährige sein Abi. „Ich könnte mir vorstellen, danach in der Türkei zu studieren“, sagt er.

Bestärkt werden die Schüler von Sule Gürel. „Für euch wird es ein Vorteil sein“, sagt die Generalkonsulin. „Es gibt viele Unternehmen, die in Deutschland und der Türkei tätig sind. Sie sind auf der Suche nach Mitarbeitern, die beide Sprachen gut beherrschen.