Duisburg.

Traumjobs haben es an sich, dass man lange davon träumt, bevor man einen kriegt. Auch Andreas Milewski hat lange von dem geträumt, was er jetzt macht: Er ist Systemelektroniker am Kaufmännischen Berufskolleg in Neudorf. In der Tasche hat er einen dreijährigen Vertrag vom Land NRW, das die Stelle an der Schule finanziert. Rund 800 Computer muss er warten und nötigenfalls repapieren. Zwei Netzwerke gilt es zu betreuen und funktionsfähig zu halten.

Früher, in einem anderen Leben, war der heute 35-Jährige Familienvater, einmal Krankenpflegehelfer im St. Anna-Krankenhaus in Huckingen. Über die Arbeiter-Wohlfahrt hatte er die einjährige Ausbildung absolviert. Eigentlich machte ihm der Beruf auch Freude. „Doch ich bin mit dem Sterben nicht klar gekommen“, gibt er zu. Er wollte umschulen, doch dafür war er zu jung. Es folgten Hartz-IV, Zeitarbeit und Ein-Euro-Jobs. Dass ihm ausgerechnet der Ein-Euro-Job, der ihn 2008 zunächst für sechs Monate ans Berufskolleg brachte, seinen Traumjob bescheren würde, kann er wohl heute auch kaum noch glauben.

Weitere sechs Monate

Schulleiter Erich Sachnik war von dem jungen Mann angetan, weil er vom ersten Tag an Initiative zeigte. Und er setzte sich zunächst dafür ein, dass Milewski weitere sechs Monate bleiben konnte. „Er war aus unserem Schulbetrieb nicht mehr wegzudenken.“ Sachnik setzte alle Hebel in Bewegung, damit der junge Mann eine Ausbildung an der Schule absolvieren konnte. „Das war nicht einfach“, resümiert er, denn die Schule kann über die Geldmittel nicht frei verfügen. „Wir haben aber einen finanzkräftigen Förderverein.“

Gemeinsam mit dem Jobcenter wurde überlegt, wie man die Ausbildung finanzieren kann, ohne dass die Hartz-IV-Leistungen für den Vater zweier Kinder gestrichen werden. Als die Lösung der „Co-Finanzierung“ gefunden war, stieg Milewski ins zweite Ausbildungsjahr der Systemelektroniker ein und legte sich ins Zeug. „Das erwarten wir auch von Umschülern“, erklärte Jobcenter-Chef Norbert Maul. Dass man das Projekt an der Berufsschule erfolgreich zum Ende gebracht hat, zeige einmal mehr: „Das Jobcenter ist ein Marathon-Läufer, kein Sprinter.“ Wie Maul erklärte, sei das Durchhalten für Umschüler, die in dieser Zeit mit wenig Geld auskommen müssten, oft ein Grund, für den Abbruch. Stehe aber wie bei den jüngst vom Jobcenter umgeschulten Lok-Führern am Ende der garantierte Arbeitsvertrag bei bestandener Prüfung, blieben die meisten dabei.

Der Koordinator für die Datenverarbeitung an dem Berufskolleg, Peter Krause, betreute Andreas Milewski während seiner Ausbildung. Er sieht die Karriere seines Schützlings als Beweis dafür, dass die Vorurteile gegen Hartz-IV-Empfänger nur eines sind: eben Vorurteile.