Duisburg-Rheinhausen/Rumeln/Kaldenhausen. Drei Wochen nach dem Aus für die Behelfsbrücke sitzt die Enttäuschung tief. Einzige Option ist jetzt ein Neubau. Aber wann?
Am Tag danach war das weitere Vorgehen schnell geklärt. Eine "Rückwärtsbetrachtung" in Sachen Behelfsbrücke an der Cölve bringe nichts, verkündeten die Rheinhauser SPD und CDU Mitte Dezember unisono. Alle politischen Beschlüsse seien gefasst - nun werde man alle Energie in die längst beschlossen Gebietsübertragung und den Neubau stecken. Die CDU erwarte künftig in jeder Sitzung der Bezirksvertretung einen Bericht - außerdem möge die Verwaltung die "nach wie vor leidige Umleitungsstrecke" Neustraße, Oberfeld, Lohstraße beobachten. Hier seien alle lärmreduzierenden Maßnahmen umzusetzen, um die Anwohner "zumindest ein wenig" zu entlasten.
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Das war's. Bei der Interessengemeinschaft Cölve Brücke allerdings ist die Wut über den Schock vor den Feiertagen drei Wochen später noch nicht verraucht. Umso schlimmer, so IG-Sprecherin Doris Goebel, dass Protestveranstaltungen aktuell wegen Corona verboten sind.
Cölve-Brücke: Hohe Angebotskosten führten zum Planungsstopp
Kurz vor Weihnachten war das Aus für das Behelfsbauwerk an der Cölve offiziell geworden, das die seit Mitte 2017 gesperrte Brücke zwischen Trompet und Moers-Schwafheim bis zu einem Neubau ersetzen sollte. Laut Angebotskosten, dem Vernehmen nach gab nur einen Anbieter, wäre das Projekt deutlich teurer geworden - statt der veranschlagten maximalen Million Euro hatten zuletzt zwischen 1,5 und 1,7 Millionen im Raum gestanden, summa summarum rund 600.000 Euro mehr.
Folge: Die Bezirksregierung als Finanzaufsicht untersagte die Duisburger Beteiligung - allein kann/will Moers den Behelfsbau aber nicht stemmen. Einzige Option ist jetzt ein Neubau, für den aber zunächst eine Gebietsübertragung notwendig ist: Die Cölve-Brücke gehört der Stadt Moers. Unter ihrer Sperrung allerdings leiden die Menschen in Duisburg.
Interessengemeinschaft kritisiert mangelnde Transparenz in den Rathäusern
Doris Goebel von der IG Cölve Brücke spricht für viele in Duisburg, wenn sie sagt, dass sie sich hinters Licht geführt fühlt. "Da hat der politische Wille gefehlt." Sie kritisiert vor allem die Informationspolitik gegenüber der Begleitkommission, in der auch die Bürger vertreten sind. Das Ergebnis der Ausschreibung habe bereits Ende Oktober vorgelegen - entsprechende Informationen seien aber weder vom Duisburger, noch vom Moerser Rathaus weitergegeben worden. Bis es dann zu spät gewesen sei, um noch zu reagieren.
Das bemängeln auch andere Mitglieder der IG: Als begleitendes Gremium habe man das Recht, zeitnah gehört zu werden.
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"Wir hatten auf die Ausschreibung keinen Einfluss mehr", beanstandet Heinrich Walpersdorf, ebenfalls IG-Mitglied der ersten Stunde. Und das sei aus mehreren Gründen bedenklich. Erst im Nachhinein habe man erfahren, dass dort Punkte enthalten waren, die eigentlich in den Zuständigkeitsbereich der Stadt Moers fallen würden bzw. gefallen wären. Und diese hätten die Kosten im Endeffekt in die Höhe getrieben. So sei etwa die bis dato von Moers vernachlässigte Brückenwartung für 250 Monate mit eingerechnet worden, außerdem zwei Verkehrszeichen, Schutzbögen für Lkw, die bereits vor geraumer Weile umgefahren wurden und die man nur nie erneuert habe.
Probleme in Duisburg-Rumeln wurden nicht ausreichend vertreten
Weiterer Bestandteil der Ausschreibung: Baumaßnahmen wie für den Anschluss der Güterstraße und die Sicherung der Bürgersteige. "Vieles hätte längst erledigt sein müssen", gibt Walpersdorf zu bedenken. "Alternativ hätte man das Geld für diese Dinge aus anderen Budgets nehmen können. Wenn ich das will, kann ich diese Arbeiten im Rahmen von Straßen-Erneuerungsarbeiten mitmachen." Allein die Vergabe durch Enni an einen Generalunternehmer sei nicht zwingend gewesen und hätte die Kosten nach oben getrieben.
Der Vorwurf der IG: eine abgespeckte Ausschreibung war machbar gewesen und hätte mehr Anbieter bzw. niedrigere Kosten gebracht. Aber Vorwürfe gehen auch an die Stadt Duisburg. So hätte diese die Probleme der Bürger gegenüber der Düsseldorfer Aufsichtsbehörde nur höchst unzureichend vertreten. Aspekte wie die Behinderung der Rettungswagen, die seit der Brückensperrung bis Johanniter-Krankenhaus Umwege fahren müssen, hätten keine Erwähnung gefunden - ebenso wie die hohen Umsatzeinbußen der Kaufleute. Und so habe man in Düsseldorf letzten Endes auch nur darauf verweisen können, dass die Brücke der Stadt Duisburg nicht gehöre. Doris Goebel jedenfalls ist fest überzeugt, "dass Düsseldorf bei den vorgelegten Argumenten eigentlich nur ablehnen konnte."
Jetzt muss erst einmal die Gebietsübertragung von Moers nach Duisburg kommen
Und nun? Weiter warten. Erst auf die Gebietsübertragung. Und dann darauf, dass es mit einem Neubau vorangeht. Goebel rechnet fest damit, dass es darum auch beim nächsten Video-Gespräch der IG mit OB Sören Link am 29. Januar gehen wird. Sie misst dem aktuell allerdings nicht sehr viel Bedeutung zu. Zu viele Versprechen seien vor der Kommunalwahl gemacht und hinterher gebrochen worden. "Wir waren bis zuletzt fest überzeugt, dass wir die Brücke kriegen." Und das sitzt tief.
"Es ist die Pflicht eines Politikers und Beamten - immer im Rahmen der Gesetze - das Maximale für den Bürger herauszuholen. Es gibt auch Nebenwege. Man muss sie nur finden wollen!", fügt Walpersdorf hinzu. Dennoch bleibt er verhalten optimistisch. Pläne für einen Neubau lägen bereits vor. Die Politik weiß er auf seiner Seite, "und die Fachabteilungen in Duisburg sind in der Lage, das Ganze schnell durchzuziehen."