Sauerland entschuldigt sich bei Hinterbliebenen und Opfern der Loveparade-Tragödie
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Duisburg..
Kurz vor dem Jahrestag der Loveparade-Katastrophe hat sich Adolf Sauerland bei Hinterbliebenen und Verletzten entschuldigt. Es tue ihm unendlich leid, dass er es nicht sofort getan habe, sagte Duisburgs Oberbürgermeister während der Dreharbeiten für die WDR-Dokumentation „Die letzte Loveparade". Die ARD zeigt den Film am Mittwoch, 13. Juli, um 23.30 Uhr.
Fast ein Jahr nach der Loveparade-Tragödie entschuldigt sich Adolf Sauerland öffentlich bei den Angehörigen der 21 Todesopfer und den Verletzten. Es tue ihm „unendlich leid, dass ich es nicht sofort getan habe, sondern dass so viel Zeit vergangen ist, bis das dann passieren konnte", sagte der Duisburger Oberbürgermeister im Gespräch mit der freien Journalistin Eva Müller. Das Interview führte Müller für den WDR-Film „Die letzte Loveparade", der am Mittwoch, 13. Juli, von 23.30 bis 0.15 Uhr in der ARD zu sehen ist.
Für die neue Ausgabe des Zeit-Magazins, das am 7. Juli erscheint, hat Eva Müller einen Gastbeitrag über "Verlust und Verantwortung nach der Katastrophe" - so der Untertitel ihres Films - geschrieben. Darin zitiert sie auch Adolf Sauerland, der Fehler im Umgang mit den Angehörigen der Opfer einräumt: „Die Übernahme moralischer Verantwortung, sich bei den Angehörigen der Opfer zu entschuldigen", das hätte von ihm kommen müssen, so Sauerland: „Aber vielleicht, und das ist nur ein kleiner Trost, kann die Aufarbeitung zeigen, hinter welchen Bedingungen ich damals stand und was ich selbst rational dort leisten konnte und was schwierig war.“
Sprecher: Sauerland spricht mit allen Angehörigen, die wollen
Ob sich der CDU-Politiker auch in persönlichen Gespräche mit den Hinterbliebenen entschuldigt hat, geht aus der Vorabmeldung auf Zeit.de nicht hervor. Sauerlands Sprecher Josip Sosic bestätigt aber, der OB habe mit Angehörigen der 21 Todesopfer gesprochen, „aber nicht mit allen." Sauerland, so Sosic, habe „sein Anliegen vor geraumer Zeit bereits über die evangelische Notfallseelsorge an die Hinterbliebenen herangetragen." Er spreche "mit den Angehörigen, die wollen. Er bemüht sich um Termine mit allen."
Sauerlands Kritiker werfen ihm vor, die Loveparade rücksichtslos durchgedrückt zu haben, obwohl sie auf dem Gelände des alten Güterbahnhofs nicht hätte stattfinden dürfen. Sie nehmen ihm zudem sein Verhalten in den ersten Tagen und Wochen nach der Katastrophe übel: Bei der ersten Pressekonferenz wenige Stunden nach der Massenpanik etwa hatte Sauerland die Todesfälle mit „individuellen Schwächen“ einzelner Besucher erklärt. Im August 2010 sagte Sauerland dann in einem TV-Interview, er kenne die Namen der Loveparade-Opfer nicht, obwohl das Standesamt die Namen für die Sterbeurkunden hatte. Chef des Standesamtes wiederum war: Adolf Sauerland.
Das Verhalten der Stadtverwaltung bei der Planung und Genehmigung der Loveparade hat Sauerland wie sein eigenes Handeln in diesem Zusammenhang indes bis heute nicht in Frage gestellt. Im Ermittlungsverfahren der Duisburger Staatsanwaltschaft besteht ein Anfangsverdacht der fahrlässigen Tötung und Körperverletzung gegen 16 Personen. Adolf Sauerland zählt nicht zu den Beschuldigten.
Sauerland: Sprachlosigkeit aus Angst vor juristischer Verantwortung
Im Gespräch mit Eva Müller erklärte Sauerland auch, warum er so lange gezögert habe, sich zu entschuldigen. Auf die Frage, ob er geglaubt habe, automatisch für alles verantwortlich gemacht zu werden, sagte er: „Ja, bis hin zur juristischen Verantwortung. Und das hat dazu geführt, dass man sprachlos wurde.“ Auf seine persönliche Zukunft angesprochen, erklärt er: „Es gibt schon wieder mehr Alltag. Das ist so.“ Aber derselbe, der er früher war, vor dem Unglück, könne er nicht mehr werden. „Das geht nicht.“
Wie Duisburg nach der Loveparade trauerte
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Für ihren Film "Die letzte Loveparade - Verlust und Verantwortung nach der Katastrophe" begleiteten die Autoren Eva Müller und Maik Bialk den Oberbürgermeister, Veranstalter Rainer Schaller und die Eltern eines Todesopfers ein Jahr lang bei dem Versuch, die Katastrophe und deren Folgen zu überstehen. Sauerland habe schließlich eingesehen, dass er nicht mehr „einfach weitermachen" kann - und sich entschuldigt. Auch Schaller habe moralische Verantwortung übernommen: Der Lopavent-Chef traf sich ebenfalls mit Angehörigen der 21 jungen Menschen, die bei seiner Veranstaltung ums Leben gekommen waren. Eine Wiederholung des 45-minütigen Fiilms strahlt das WDR-Fernsehen am 20. Juli um 20.15 Uhr aus. (mawo/pw)
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