Duisburg.. Sigrid Jann-Breitling ist Vorspielerin der Kontrabässe bei den Duisburger Philharmonikern. Anfangs war sie als Frau eine Exotin am Instrument.
Als Sigrid Jann-Breitling in den Musikerberuf startete, waren Frauen am Kontrabass noch Exoten. „Das Unangenehmste ist die Größe, es war vor und während des Studiums schon eine elende Plackerei“, gibt die Kontrabassistin zu, die seit Anfang 1998 Vorspielerin der Kontrabässe bei den Duisburger Philharmonikern ist. Seither muss sie das Instrument nicht mehr durch die Gegend schleppen, ihr Dienst-Kontrabass steht stets am Platz. Nie gefragt hat sie sich, was ihr gelegentlich als spöttischer Spruch begegnet: Warum hast du nicht Flöte gelernt? Die wäre zwar handlicher gewesen, aber Sigrid Jann-Breitling sagt: „Ich liebe tiefe Töne, das Instrument passt zu mir.“ Und es zu spielen, habe schließlich nichts mit Kraft zu tun.
Schon ihr Großvater und Vater spielten Kontrabass. „Da lag es an mir, die Tradition fortzusetzen“, so die gebürtige Münchnerin. Als die Elfjährige Kontrabass lernen wollte, gab es noch keine Instrumente in verschiedenen Größen. Heute können Kinder am Achtel-Bass lernen, damals entwickelte ihr Vater die Idee, ein Cello zu kaufen und es wie ein Bass zu stimmen. „Das mit dem ,Cello-Bass’ ging gut“, sagt Sigrid Jann-Breitling, die deswegen ungewöhnlich früh ans Instrument gekommen ist: „Die meisten anderen haben erst mit 15, 16 Jahren angefangen, auch mein Mann.“ Joachim Breitling ist Mitglied der Düsseldorfer Symphoniker, kennen gelernt haben sie sich im Düsseldorfer Orchester, wo Sigrid Jann nach dem Studium in München ein Praktikum machte. Da war klar: „Ich wollte auf jeden Fall in NRW bleiben.“
Drei Kinder haben die Jann-Breitlings. Eine 13-jährige Tochter, einen elf- und einen neunjährigen Sohn. „Natürlich spielen alle drei Instrumente, das ist in Musikerfamilien nicht anders als bei Sportlern.“ Ein großer Vorteil ihres Berufs sei, dass man nach Kinderpausen wieder da anknüpfen kann, wo man ausgestiegen ist. Kinder bedeuten aber auch: „Ich stehe leider früh auf.“ Vormittags sind Proben, die Nachmittage gehören wieder der Familie und der Musik. „Da entscheide ich, was vorbereitet werden muss.“
Zwar könne man sich als Kontrabassist im Orchester verstecken, „aber das ist eine Frage des Anspruchs an sich selbst“, sagt die Musikerin. „Ich versuche, immer alles mit vollem Einsatz zu machen. Das ist man dem Publikum schuldig und macht ein besseres Gefühl.“ Sie spiele Konzert und Oper gleichermaßen gern, genieße alle schönen Momente. Aber auch Lampenfieber habe sie immer mal, „wenn ein Stück sehr schwer ist und es viele Möglichkeiten gibt, die richtige Ausfahrt zu verpassen.“
Sigrid Jann-Breitling mag die Arbeitsatmosphäre bei den Duisburgern. „Das Orchester ist so bodenständig, nicht versnobt.“ Wenn nur die Politik die Musiker nicht immer mal wieder zittern ließe...