Duisburg-Friemersheim. In Friemersheim liegt in Deichnähe ein niederrheinischer Bauerngarten. Warum die Besitzer sich selbst für den Denkmalschutz eingesetzt haben.
Wer noch nie in einer Eibelaube gesessen hat, kann den Zauber kaum nachempfinden. Ein Schritt durch einen fast unsichtbaren grünen Eingang – und man steht in einem schwarz-grünen Rund der meterhohen, geschützten Bäume. Wenn der Blick an den Zweigen hochwandert, wird das Grün immer heller, bis man durch die natürliche Öffnung, die die Baumspitzen bilden, in den strahlend blauen Himmel sieht.
[Duisburg-Newsletter gratis abonnieren + Seiten für Duisburg: Blaulicht-Artikel + MSV + Stadtteile: Nord I Süd I West + Themenseiten: Wohnen & Immobilien I Gastronomie I Zoo]
Der Garten von Astrid und Arno Gollner, unmittelbar im Deichdorf Friemersheim, hat Charme und Charakter und lebt sein grünes Leben abseits vom Trubel. Die riesige Fläche schlummert zwar nicht im Verborgenen, aber doch unbeachtet von den Spaziergängern, die auf dem Deich die Landschaft genießen. Sie ist ein denkmalgeschützter niederrheinischer Bauerngarten aus dem 18. Jahrhundert. Das dazugehörende Haus ist nachweislich seit 1830 im Besitz der Familie Gollner. „Das ist im Kataster bereits erfasst“, sagt der Hausherr.
Duisburger hat das alte Bauernhaus in ein Schmuckstück verwandelt
Er hat das Bauernhaus, das in den Jahrhunderten seinen Charakter äußerlich komplett verloren hatte, in jahrelanger Arbeit wieder in ein Schmuckstück verwandelt. „Das muss man wollen, man muss es aber auch können“, sagt der Architekt selbstbewusst. Er konnte. Schon auf einem alten Gemälde ist das Haus mit dem großen Bauerngarten in der heutigen Form zu sehen. Verändert hat sich die Struktur kaum.
Gestaltungsschwerpunkte sind Stauden- und Gemüsebeete mit Buchsbaumeinfassung. Obstbaumwiese, zahlreiche Beerensträucher, ein Rosenbogen, der aussieht wie von einem Künstler gemalt und eben die atemberaubende Eibelaube. Eine Oase, die absolute Ruhe ausstrahlt. Es gibt Fotos, die den Garten im Wandel der Zeit zeigen. Arno Gollner selbst war es, der den Denkmalschutz für Haus und Hof vorangetrieben hat. Das, wovor sich viele Hausbesitzer wegen der strengen Auflagen fürchten, war ihm ein wichtiges Anliegen. Die niedrige Buchsbaumhecke hegt und pflegt er. „Sehen Sie mal, wie dick die Wurzeln sind. Daran können Sie erkennen, wie alt die Hecke schon ist“, gibt er seine Erfahrungen weiter. Schon die Römer haben Buchsbaumhecken zu hübschen Formen geschnitten. Neu ist das alles also nicht.
Töchter unterstützen Ehepaar bei ihrem Garten in Friemersheim
Die französische Stadt Versailles punktet durch exklusive Buchsbaumfiguren, die kunstvoll geschnitten sind. „Die Pflanze findet man auch in fast jedem Klostergarten. Sie hat Tradition“, erklärt Arno Gollner. Das Ehepaar hat Hilfe im riesigen Garten durch die drei Töchter, die zwar nicht mehr zu Hause wohnen, aber in Friemersheim immer mal wieder mit anpacken, wenn das Unkraut überbordend wächst. „So einen Bauerngarten zu pflegen, ist wie Schafe scheren“, erklärt der Architekt. Vieles muss kurz gehalten werden. Schachtelhalm zum Beispiel. Da muss der Sensemann her. „Opa konnte das perfekt. Wenn er mit der Sense durch das Grün pflügte, hörte man nur ein leichtes Zischen.“ Jetzt gibt es Opa nicht mehr und das Ehepaar muss das immerzu sprießende Grün im denkmalgeschützten Garten selbst im Zaum halten. Viel Arbeit, aber auch viel Vergnügen.
So harmonisch der Garten aussieht, so viele Differenzen und Diskussionen hat das Ehepaar aber auch, wenn es um das Neuanpflanzen oder die Beurteilung der Blumen oder Stauden geht. Er mag diese Pflanzen lieber, sie eine völlig andere. „Gucken Sie mal hier, ist die nicht schön?“, fragt Arno Gollner und zeigt auf eine (namenlose) Blume mit einem langen, harten Stiel und einer einzigen Blüte. „Das ist alles. Nur nicht schön“, erwidert seine Frau. „Doch, die sieht wirklich hübsch aus“, beharrt er. „Nein, absolut nicht. Das ist eine typische Männerblume“, stellt Astrid Gollner fest und schüttelt den Kopf.
Duisburger Ehepaar liebt seinen Garten in Friemersheim
So kleine Differenzen machen das Eheleben spannend. Den Garten aber lieben die beiden gleichermaßen. Das ist ein Stück Heimat, ein Stück Verbundenheit durch die Arbeit. Genießen können sie ihren niederrheinischen Bauerngarten beide gleichermaßen. Die Blumenpracht ist eine Augenweide, und Stachelbeeren, Johannisbeeren und Erdbeeren zu pflücken und direkt zu genießen, ist einfach ein Traum. Dessen sind sich die beiden Friemersheimer bewusst. Und sind zu recht stolz auf das, was sie erhalten und neu geschaffen haben. Ein ganz besonderer Garten, der auch Besucher ins Staunen versetzt.