Duisburg. Konzerte, Kunstaktionen und Workshops: Am Wochenende findet das „Platzhirsch“-Festival im Kantpark statt. Wegen Corona gibt’s einige Änderungen.
Es gibt ein Wiedersehen mit dem Platzhirsch-Festival im Kantpark: Ab Freitag, 13., bespielen die „Voluntiere“, die hinter der ebenso beliebten wie alternativen Veranstaltung stehen, das Kultursommer-Zelt. Ab sofort kann man Tickets buchen. Diese sind kostenlos, aber wegen Corona und der Kontaktnachverfolgung ein Muss.
„Wir waren uns nach dem letzten „Platzhirsch“-Festival einig, dass es dieses Jahr eine Neuauflage geben soll. Doch dann kam der nächste Lockdown und wir wussten lange nicht, wie wir das stemmen können und was erlaubt sein wird“, berichtet Mit-Organisator René Schwenk. Irgendwann war klar, dass sich die Stadt Duisburg um Fördergelder aus dem Programm „Neustart Kultur“ bewerben würde und der „Platzhirsch“ ein Wochenende übernehmen könnte.
Duisburger „Platzhirsch“-Macher stellten Programm recht kurzfristig zusammen
Allerdings: Es mussten ja auch noch Musiker und Gruppen her, die zwischen dem 13. und 15. August Zeit hatten und nicht den finanziellen Rahmen sprengen. „Wir haben uns dann Vorschläge hin und her geschickt und sind unsere Liste durchgegangen mit Bands, die wir schon immer mal verpflichten wollten. Allerdings sind momentan gar nicht so viele unterwegs. Und wenn, dann spielen sie schon in der Nähe“, so Schwenk.
Platzhirsch- Duisburger Festival erobert den KantparkZudem: Die „Platzhirsch“-Macher bedienen gern musikalische Nischen und konnten in der Vergangenheit vom Überraschungseffekt profitieren. Wer ein Ticket kaufte, um eine bestimmte Band zu sehen, entdeckte so vielleicht auch mal unbekannte Musiker. „Wir hoffen, dass die Leute, die eine Eintrittskarte reservieren, auch kommen. Im vergangenen Jahr sind viele Tickets verfallen, obwohl die Konzerte offiziell ausverkauft waren“, hofft René Schwenk. Um etwas Festival-Atmosphäre zu zaubern, werden außerdem Workshops angeboten, es gibt Kunstinstallationen und neben dem Standort im Kantpark machen zum Beispiel die Kirche am Dellplatz mit, die Galerie SG 1 und das charmante Restaurant Mimi e Rosa.
[Nichts verpassen, was in Duisburg passiert: Hier für den täglichen Duisburg-Newsletter anmelden.]
Auf einen Infostand auf dem Dellplatz wird diesmal allerdings verzichtet. Die Freiwilligen, die im vergangenen Sommer dort Dienst schoben, standen zwischenzeitlich ziemlich einsam herum. Hinweisschilder sollen den Festivalbesuchern immerhin den Weg durch das Dellviertel weisen.
Auch wenn die Tickets nichts kosten, würden sich die Macher über Spenden freuen, denn damit steht und fällt, ob auch im kommenden Jahr der „Platzhirsch“ wieder röhrt.
Die Programm-Übersicht
15 Uhr: „Komm, guck Zirkus“: Alle jungen Besucher sind eingeladen, die Vorstellung von Zirkus Zipfel zu besuchen.
18 Uhr: Eröffnungskonzert mit Rolf Blumig. Der Berliner bewegt sich zwischen Rock und Pop, Fleetwood Mac und Zeckenrap.
19.45 Uhr:faUSt ist ein „sich immer wieder neu zusammenstellendes und flirrendes Kunstobjekt“, das Musiker und Musikerinnen mit anderen Künsten verbindet. Diesmal treffen Jean-Hervé Péron und Amaury Cambuzat /Faust auf das Duo Talibam! (Matt Mottel und Kevin Shea, USA). Als „very special guests“ sind die Duisburger Jazzsängerin Hanna Schörken und die Tänzerin Hsiao-Ting Lee dabei.
21.15 Uhr: Punk aus Belgien mit Frauenstimmen. Die Musik von Cocaine Piss soll liebevoll und aggressiv zugleich sein.
Freitag, 13. August, in der Kirche St. Joseph am Dellplatz
19.15 Uhr: Der Düsseldorfer Komponist und Performer André O. Möller wird in den USA von namhaften Musikwissenschaftlern beachtet. Seine auf physikalisch reiner Stimmung aufgebauten Werke gleichen in Kraft, Vielgestaltigkeit und Konsequenz Naturereignissen.
20.45 Uhr: Eine „spannende elektro-akustische Raumperformance“ versprechen die 13 Künstler von „Babylon Unltd.“, die den ganzen Kirchenraum erfüllen.
22.15 Uhr: Emily Wittbrodt und Edis Ludwig zählen zur jungen Generation der Improvisationsmusiker. Es gibt Anleihen an Krautrock und auch psychedelische Parts.
Samstag, 14. August, im Kantpark
11 Uhr: Das Märchen von der Prinzessin auf der Erbse wird diesmal etwas anders für Kinder erzählt.
12.30 Uhr: Manege frei für den Mitmachzirkus Zipfel.
16.30 Uhr: Auftritt der Soziale Aktion Muzik Band.
18 Uhr: Debacker/Javaid/Shea bringen Sound aus Belgien, Tschechien und den USA nach Duisburg.
19.30 Uhr: Die Band School Of Zuversicht kommt aus Hamburg und macht intelligenten Pop mit deutschen Texten und elektronischen Beats.
21.15 Uhr: Es könnte laut werden – Wiegedodd entstammen dem wohl wichtigsten belgischen Künstlerkollektiv im Bereich Post-Metal/Black Metal.
Samstag, 14. August, in der Kirche St. Joseph
19.30 Uhr: Über 20 Jahre war der Gitarrist und Komponist Thorsten Töpp ein Weggefährte des im Februar plötzlich verstorbenen Musikers Philippe Micol. Mit einem intimen Gitarrenkonzert mit dem Titel „Für Philippe“ möchte Thorsten Töpp seines langjährigen Musikerfreundes gedenken.
21 Uhr: Ludger Schmidt und Thorsten Töpp pflegen seit Jahren ein „geradezu telepathisches Zusammenspiel“. Als Gast kommt Julia Brüssel dazu.
Sonntag, 15. August, im Kantpark
11 Uhr: Maria Traumann spielt und erzählt den Kinderbuchklassiker von Michael Ende: „Momo“
15.45 Uhr: Grenzen.Los ist eine „transkulturelle Cross-Over-Produktion mit Kreativen aus vier Kontinenten“. Dahinter stecken das Junge Ensemble Ruhr, die chilenische Gruppe „Rodrigo Tobar y banda“, der tansanischen Songwriter und Gitarrist Duutop und das Allerwelt-Ensemble Duisburg.
18 Uhr: Die Gruppe Deliluh kommt aus den dunkleren Gefilden der DIY-Community von Toronto und schließt die Lücke zwischen Post Punk, Drone und Experimentalmusik.
19.30 Uhr: La Jungle ist ein Kind des Noise-Rocks. Fans beschreiben die Musik als „Hypnotisch, spontan und pochend.“
Sonntag, 15. August, in der Kirche St. Joseph
18 Uhr: Die 55 Bilder der Holzschnittserie „Die 53 Stationen des Tōkaidō“ des japanischen Künstlers Utagawa Hiroshige (1797-1858) sind Inhalt eines kulturübergreifenden Kontaktes des Ensemble shtetl. 55 circa einminütige kammermusikalische Improvisationen werden in unterschiedlichen Duo- und Trio-Besetzungen mit einer Ikone der japanischen Kunst verknüpft.
19.45 Uhr: Soundtrips Numero zwei - ein weiteres Gedenkkonzert für den Duisburger Improvisationsmusiker Philippe Micol (1955-2021).
21 Uhr: Julius Eastman war keiner, der sich anpasste. Als homosexueller Afroamerikaner ging er mit seinen Wurzeln und seiner Sexualität selbstbewusst um, was sich in Titeln wie „Evil Nigger” oder „Gay Guerilla” zeigt. Kai Schumacher interpretiert mit Mirela Zhulali, Benedikt ter Braak und Itxaso Etxeberria zwei der bekanntesten Kompositionen an vier Flügeln.