Duisburg-Mündelheim. Ihre Hilfe ist schon da: Ein Duisburger Ehepaar fuhr Sonntag ins vom Hochwasser schwer getroffene Rheinbach. Die Organisatorin ist hochschwanger.
Als Steffi Oberreiter die Nachrichten von den schrecklichen Folgen der Hochwasser-Katastrophe gesehen hat, war der Duisburgerin sofort klar, dass sie helfen muss. Und zwar schnell. Innerhalb von drei Tagen hat sie zusammen mit „vielen unglaublich hilfsbereiten Menschen“ Hygieneartikel, Taschenlampen, Bautrockner, Notstromaggregate, Konserven, Wasserpumpen, Arbeitskleidung, Schaufeln und vieles mehr gesammelt und ins 115 Kilometer entfernte Rheinbach gebracht.
Rund 900 Menschen mussten in Rheinbach ihre Häuser verlassen und bis zum heutigen Montag in Notunterkünften schlafen. Ganze Ortsteile wurden dort evakuiert. Kleinere Dörfer in der Nachbarschaft sind noch ohne Strom und Wasserversorgung.
Duisburgerin stellt unbürokratische Hilfsaktion für die Hochwasseropfer auf die Beine
„Ich habe sofort angefangen, Duisburger Organisationen anzurufen“, sagt die 37-Jährige. „Ich wollte wissen, was gebraucht wird, und was ich tun kann.“ Weit gekommen ist sie nicht. „Die Stadt hatte am Freitag noch keine Aktion geplant, bei den Kirchen liefen die Spendensammlungen auch gerade erst an. Also habe ich selbst Aufrufe gestartet. Über meinen Whatsapp-Status und über Instagram.“
Und die Reaktionen waren überwältigend. Es gab so viel Resonanz, dass Steffi Oberreiter die gerade begonnene Sammelaktion im Kindergarten ihrer Kinder schnell wieder beendet hat. Unmengen an Kleiderspenden und Spielzeugen wurden in kürzester Zeit abgegeben. „Mir war aber schnell klar, dass die Menschen in den überfluteten Gebieten sicher jetzt noch keine Handtaschen oder den vierten Pullover brauchen. Also haben die vielen Helfer von den Geldspenden die Baumärkte bis hin nach Kleve abgeklappert und Dinge wie Bautrockner, Werkzeug, Taschenlampen und Notstromaggregate gekauft.“
Eine große Hilfe war dem Ehepaar Oberreiter bei der gesamten Aktion die Duisburger Polizei. „Ich bin selbst Polizist und war am Samstag noch in Stolberg im Einsatz“, sagt Sebastian Oberreiter. „An dem Tag habe ich noch einen Aufruf bei meinen Kollegen gestartet, und von da an ging es ganz schnell. Die Spenden-und Hilfsbereitschaft bei den Kollegen und Familien war enorm“, sagt der Duisburger. Bei der Polizei in Neudorf wurden am Sonntag die gesammelten Spenden sortiert, neu gepackt und verladen.
„Wir sind gegen Mittag zu fünft mit über mehrere Umleitungen nach Rheinbach zur gerade eröffneten Sammelstelle gefahren“, erzählen die beiden. „Dort haben wir die Autos ausgeladen und auf Bitte der Helfer vor Ort mit Lebensmitteln und Trinkwasser wieder beladen“, sagt Steffi Oberreiter.
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„Wir haben die Lebensmittel dann zu den noch abgeriegelten Dörfern gebracht.“ Ein Einsatz, der für andere Helfer nicht so leicht möglich gewesen wäre. „Ohne unsere Kontakte vor Ort und die Erfahrungen aus dem Einsatz einen Tag zuvor, wären wir gar nicht dort hingelangt“, sagt Sebastian Oberreiter.
Wichtig war den Helfern aber, dass „schnell für den Moment notwendige Dinge“ in den schlimm getroffenen Gebieten ankommen. „Wir haben unglaublich viele Kindersitze bekommen. Die können die Menschen dort bestimmt auch bald gebrauchen“, sagt Steffi Oberreiter. „Aber im Moment hängen die Autos noch in den Bäumen.“ Gut gebrauchen können die Menschen vor Ort aber Kinderwagen. „So können die kleinen Kinder in die Wagen gesetzt werden, und die Eltern können aus- und aufräumen. Die meisten Kindergärten sind ja auch betroffen und geschlossen.“
Nach dem Einsatz von Sonntag ist für Steffi Oberreiter die Hilfe vor Ort erst einmal beendet. Die dreifache Mutter ist im achten Monat schwanger. „Ich kümmer mich jetzt von Duisburg aus darum, wo das restliche Geld am nötigsten gebraucht wird.“
>> HOCHWASSER: KLEIDERSPENDEN WERDEN NICHT GEBRAUCHT
- Die Hilfsorganisationen und Sammelstellen vor Ort benötigen aktuell keine Kleiderspenden mehr. „Wir haben die gespendeten Kleider zur Sermer Kirche gebracht. Von dort aus werden die Sachen an verschiedene Stellen verteilt“, sagt Steffi Oberreiter.
- Benötigt werden weiter Geldspenden. „Die Menschen brauchen Handwerker und Statiker. Welche staatlichen Hilfen sie bekommen und wer wie versichert war, wird sich auch erst nach und nach herausstellen.“