Duisburg-Walsum. Seit Jahren pflegt der BUND in Duisburg-Walsum eine Streuobstwiese des RVR. Doch plötzlich versperrt ein Vorhängeschloss den Zugang zum Gelände.

Eine Streuobstwiese ist Zankapfel zwischen der Duisburger BUND-Vorsitzenden Kerstin Ciesla und dem Regionalverband Ruhr (RVR). Die Naturschützerin empfindet das neue Vorhängeschloss zu dem Walsumer Gelände an der Kurfürstenstraße wie einen „Schlag vor den Kopf“. Entsprechend empört machte sie jetzt ihrem Ärger bei Facebook Luft. Denn jahrelang betreute die Kreisgruppe ehrenamtlich diese Wiese und war nun ausgesperrt. Der Fall ist aber komplexer, als es zunächst scheint.

„Der Zorn war groß. Da arbeitet man viele, viele Jahre und plötzlich ist man raus“, sagt Kerstin Ciesla im Gespräch. Statt eines Vorhängeschlosses am Tor habe sie eigentlich einen Pachtvertrag für das Gelände erwartet. Die Obstwiese, „ein Paradies für Insekten und somit ein wichtiger Bestandteil des Artenschutzes“, sei als Ausgleich für den einstigen Ausbau der A 59 angelegt worden und für die Pflege der RVR zuständig gewesen, dieser habe sich aber bereits vor 15 Jahren nicht mehr darum gekümmert. Einen Ansprechpartner hätten die Naturschützer damals zunächst nicht finden können und sich daher seither selbst um das Areal gekümmert – Gehölze geschnitten, Brombeersträucher zurückgedrängt, die Wiese gepflegt, Müll entfernt und Wiesenblumen angesiedelt. Letztlich kamen beide Seiten aber doch noch zusammen und arrangierten sich mit dieser Lösung.

„Wir haben die Streuobstwiese gerettet“

„Wir haben die Streuobstwiese gerettet“, betont Kerstin Ciesla und schildert, dass der RVR 2019 plötzlich Kirschbäume und Sträucher entfernen ließ. Daraufhin wollte der BUND die Fläche offiziell pachten und verhandelte darüber mit dem Regionalverband Ruhr. Im Sommer 2020 schien man sich einig zu sein; das belegt ein Schriftwechsel, der unserer Redaktion vorliegt. Die Kreisgruppe bat den RVR darin abschließend um den Vertragsentwurf.

Doch dieser Vertrag wurde nie aufgesetzt, statt dessen verpachtete der Regionalverband Ruhr das Gelände an einen Imker, der dort seine Bienenvölker aufstellen will. „Streuobstwiesen und Imker sind die perfekte Kombination“, räumt Ciesla ein. Ihr Zorn sei inzwischen verflogen und nun Enttäuschung gewichen.

Regionalverbund Ruhr vermutet ein Missverständnis

„Wir dachten, das ist eine Lösung, mit der alle leben können“, sagt Dr. Dirk Bieker, der beim Regionalverband Ruhr für Naturschutz zuständig ist, auf Anfrage. „Wir haben dem Imker gestattet, dass er seine Völker dort aufstellt. Er hat keine weiteren Nutzungsrechte an der Fläche“, so der promovierte Forstwissenschaftler weiter. Außerdem habe sich der Pächter verpflichtet, die Fläche nach „naturschutzfachlichen Kriterien“ zu pflegen.

„Es gibt genug Arbeit in Walsum“, weiß Dr. Johannes Meßer (rechts) vom BUND.  So hat die Duisburger Kreisgruppe beispielsweise eine weitere Obstwiese mit dem Unternehmen Rheinfels-Quellen angelegt und pflegt diese seither.
„Es gibt genug Arbeit in Walsum“, weiß Dr. Johannes Meßer (rechts) vom BUND. So hat die Duisburger Kreisgruppe beispielsweise eine weitere Obstwiese mit dem Unternehmen Rheinfels-Quellen angelegt und pflegt diese seither. © Unbekannt | Carsten Paul

Daher zeigt sich Bieker überrascht über die Reaktion auf Facebook. Zumal es über das Pachtinteresse des BUND ausschließlich „konstruktive Dialoge“ gegeben habe. Geführt hat die Verhandlungen mit Dirk Bieker für die Duisburger Kreisgruppe jedoch nicht die Vorsitzende Ciesla, sondern Dr. Johannes Meßer. „Schon im Sommer war ein weiterer Bewerber im Gespräch“, sagt er jetzt und erinnert sich auch, dass damals die Option einer gemeinsamen Nutzung erwähnt wurde. Dass der Pachtvertrag – für ihn und seine Mitstreiter überraschend – nicht zustande kam, findet er zwar schade, doch „ich bin da lange drüber weg“. Immerhin werde das Gelände „im Sinne des Naturschutzes weitergepflegt“.

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„Wenn der BUND die Fläche weiternutzen will, kann er mit Sicherheit einen Schlüssel kriegen“, so Bieker. Dass die Kreisgruppe erst durch ein Vorhängeschloss erfahren hat, dass sie nicht Pächter wird, führt der RVR-Fachgebietsleiter auf ein mögliches Missverständnis zurück. Denn mehrere Abteilungen waren beim Regionalverband in den Vorgang eingebunden.

Duisburger Naturschützer engagieren sich jetzt bei anderen Projekten

Doch dieses Angebot ist vergebens, die Duisburger Naturschützer werden die Wiese nicht weiterpflegen und haben ihr Engagement an der Kurfürstenstraßen für beendet erklärt. „Es gibt genug Arbeit in Walsum“, betont Johannes Meßer. Dennoch wollen sie das Gelände weiterhin beobachten und mit dem RVR im Austausch bleiben, ob dort tatsächlich der Naturschutz gewahrt bleibt.

„Wir gucken jetzt nach vorne und auf tolle Streuobstwiesenprojekte mit anderen Partnern“, sagt Kerstin Ciesla. Zu diesen Projekten zählt sie etwa die 2019 mit den Rheinfels-Quellen gemeinsam angelegte Wiese in der Walsumer Rheinaue, die dort die Artenvielfalt vergrößern soll.

>> BUND SUCHT IN DUISBURG NEUE MITSTREITER

  • Die Corona-Pandemie beeinflusst auch die Naturschutzprojekte des Duisburger BUND, wie die Vorsitzende Kerstin Ciesla sagt. Insbesondere die Corona-Regeln, die aktuell Kontakte beschränken, bremsen demnach die Arbeit für den Naturschutz aus, weil jetzt keine Gruppen mehr Bäume oder Sträucher schneiden dürfen.
  • Neue Mitstreiter sind dem örtlichen „Bund für Umwelt- und Naturschutz“ stets willkommen. Infos und Kontakt auf www.bund-duisburg.de/

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