Duisburg-Neudorf. Engagierte Nachbarn von der Initiative „We love Ludgeriplatz“ planen ein Stadtexperiment in Neudorf. Welche Rolle dabei Stühle spielen sollen.
Florence Mankenda und Jessica Paeßens lieben den Ludgeriplatz. Seit einigen Jahren setzt sich die Nachbarschaftsinitiative „We love Ludgeriplatz“, bei der Jessica Paeßens mit von der Partie ist, dafür ein, dass rund um die Kirche St. Ludger in Duisburg-Neudorf ein lebenswerter Kiez entsteht. Die Mitglieder pflanzen hübsche Blumen, sammeln Müll, organisieren die Ausstellung „Kunst am Ludgeriplatz“. Nun möchten Jessica Paeßens und Florence Mankenda einen Schritt weiter gehen und ein nachhaltiges Stadtexperiment starten.
DVG-Linien-Check: Mitmachen und Schulnoten vergeben!
Um den Bewohnern des Quartiers einen Vorgeschmack zu geben, sollen bereits jetzt Stühle rund um den Platz verteilt werden. Für das nächste Jahr will man dann mit sogenannten Stadtterrassen gemeinsam mit der Stabsstelle Klimaschutz rund um den Ludgeriplatz ein Zeichen setzen: für Klimaschutz und Stärkung der Nachbarschaft. Entsprechende Gespräche mit der Stadt wurden schon geführt – nun müssen vonseiten der Verwaltung Möglichkeiten gefunden werden, die Pläne auch umzusetzen. Lob für die Ideen gibt es schonmal vonseiten der Stadt.
Ludgeriplatz in Duisburg-Neudorf hat „fast dörflichen Charakter“
„Ich habe schon in vielen Städten gewohnt. Aber als ich aus Konstanz nach Duisburg kam, war das erstmal ein kleiner Kulturschock“, erinnert sich Jessica Paeßens, die als Doktorandin an der Uni Duisburg-Essen arbeitet. Doch am Ludgeriplatz mit der Kirche im Mittelpunkt gebe es eine Struktur, „die fast dörflichen Charakter“ habe. Deshalb gefällt es ihr dort auch so gut. Ein paar Leute von außerhalb, die an Duisburg kein gutes Haar ließen, lobten die Gegend sogar deshalb, weil es hier noch kleine inhabergeführte Lädchen gibt.
Das Engagement am Ludgeriplatz verteilt sich auf verschiedene ehrenamtliche Schultern. Die Freie Evangelische Gemeinde betreut einen sogenannten Limonadenbaum – mittlerweile ist es eine alte gelbe Telefonzelle, in der Spenden hinterlegt werden können. Über die Katholische Jugend St. Ludger, die jedes Jahr den beliebten Tannenbaumverkauf zu Weihnachten organisiert, kam der Kontakt zum Bund der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ) zustande. „Im BDKJ haben wir momentan das Projekt ,Duisburg goes green’, wo wir uns mit Ideen für eine nachhaltige Zukunft beschäftigen“, erklärt Florence Mankenda. Der BDKJ könnte auch die Stühle zur Verfügung stellen, die dann an verschiedenen Stellen am Ludgeriplatz aufgebaut werden könnten. „In Düsseldorf gibt es ein ähnliches Projekt an der Promenade. Da werden die Stühle in einem Container gelagert, und es nicht viel Aufwand, diese wieder einzusammeln“, beschreibt die 22-Jährige. Um allerdings für das kommende Jahr 15 Parklets aufbauen zu können, müssen in den nächsten Wochen Vorkehrungen getroffen werden – nun ist die Stadt am Zug.
Auf Nachfrage sagt Stadtsprecher Falko Firlus: „Grundsätzlich wird eine solche Aktion positiv gesehen und begrüßt. Nach ersten Gesprächen mit engagierten Bürgerinnen und Bürgern sollen nun gemeinsam Ideen entwickelt werden, wie sich die Maßnahme mit gezielten Aktionen begleiten lässt. Bevor jedoch mit einer Umsetzung begonnen werden kann, müssen zunächst noch die organisatorischen und verkehrstechnischen Voraussetzungen mit dem Bürger- und Ordnungsamt sowie der Verkehrsplanung besprochen werden.“ Eine Aussage, wann und wie die Maßnahme realisiert wird, lasse sich deshalb noch nicht treffen.
Neudorfer sollen mit Klebepunkten über Aktionen abstimmen
Florence Mankenda und Jessica Paeßens hoffen natürlich, dass es möglichst schnell geht. In einer ersten Umfrage unter Nachbarn und Neudorfern haben sie abgefragt, welche Aktionen sie sich noch am Ludgeriplatz wünschen würden. Genannt wurden neben einer Weinprobe oder einem Open-Air-Kino auch Speeddating oder ein Tanzkurs. Am Freitag, 1. Juli, ab 11 Uhr, können die Neudorfer per Klebepunkt abstimmen, welche Idee sie am besten finden. Ab 19 Uhr treffen sich die Nachbarn schließlich zu einem „Wine on the pöller“, um die Vorschläge zu besprechen.
Ruhrort bald umweltneutral? Das wünschen sich die RuhrorterVoller Hoffnung schaut Jessica Paeßens außerdem nach Ruhrort, wo sich Haniel gemeinsam mit der Stadt engagieren möchte, damit der Stadtteil künftig umweltneutral werden soll. „Vielleicht können wir von den Erfahrungen ja profitieren. In Neudorf haben wir zwar keine große Firma, die sich dafür einsetzt, aber viele Leute, denen die Entwicklung des Stadtteils am Herzen liegt.“