Duisburg-Baerl.. Fußballverein verwandelt seinen Tennen-Fußballplatz in eine grüne Wiese. Verein nutzt ein neues Verfahren: Rasen soll direkt auf den Aschenbelag gesät werden. Stadt und Verein teilen sich Kosten.


Der TuS Baerl bringt sich selbst zum Rasen. Der Verein wird seinen roten Aschenplatz auf dem Vereinsgelände an der Buchenallee noch in diesem Sommer in einen grünen Naturrasenplatz umwandeln. Denn die Finanzierung für das momentan wichtigste Projekt des TuS, voraussichtlich rund 165 000 Euro, sind gesichert. Vor wenigen Tagen hat der Betriebsausschuss Sport den Zuschuss der Stadt in Höhe von rund 82.400 Euro bewilligt. Die Zustimmung von Bezirksvertretung am 21. Mai und Stadtrat am 22. Juni gilt eher als Formsache. Rund 82.000 Euro steuert der TuS Baerl mit seinen 461 Mitgliedern für seine Sportanlage selbst bei.

Die Freude, dass es jetzt grünes Licht für die Begrünung des Fußballplatzes gibt, ist groß - bei Vereinsvorstand Jürgen Nienhaus und seinem Stellvertreter Ulrich Liesen genauso wie bei allen anderen Mitgliedern, besonders natürlich der 258 Mitglieder starken Fußballabteilung, dem eigentlichen Nutznießer der neuen Rasenanlage.

Kosten: 165.000 Euro

Nienhaus: „ Wenn alles glatt geht und die endgültige Genehmigung vorliegt, beginnen wir schon nach Pfingsten.“ Also im Juni. „Der Juli wäre dann für das Einsähen des Grassamens schon zu spät:“ Denn, Gärtner wissen es, Rasen wächst im Frühjahr deutlich besser als im Hochsommer. Etwa zwölf Wochen sind für das Wachstum des Rasens angesetzt. Anfang September soll der neue Naturrasenplatz fertig sein - pünktlich zu Beginn der nächsten Fußballsaison, hofft der Verein. Der neue Rasenplatz soll Fußballspielen beim TuS Baerl für Jugendliche in Zukunft noch attraktiver machen. Aschenplätze gelten heute unter Sportlern als nicht mehr zeitgemäß.

Rasen auf Asche? Dass das funktioniert, hat „Rasenpapst“ Dr. Clemens Mehnert aus Mindelheim im Unterallgäu entdeckt. Er ist ein Spezialist auf diesem Gebiet, Sachverständiger für Vegetationstechnik mit dem Schwerpunkt „hoch belastbarer Rasen bei Fußball- und Golfplätzen“. Der Diplom-Agrarökonom hat das so genannte „Mehnert-Prinzip“ entwickelt und berät unter anderem Bundesligisten wie Bayern München und Borussia Mönchengladbach in Rasenfragen. „Dr. Mehnert hat irgendwann einmal entdeckt, das auf Asche Rasen wächst. Diese Plätze sind sogar strapazierfähiger als ein normaler Rasen, ähnlich hoch strapazierfähig wie ein Kunstrasen“, erläutert Jörg Wennemann von der „Projektgruppe Rasenplatz“ die Vorteile des Verfahrens. „Die Bespielbarkeit der Plätze ist ähnlich gut. Die Methode ist kostengünstig.“

Das habe sich relativ schnell auch bei kleineren Sportvereinen herumgesprochen, zunächst in Süddeutschland, zunehmend aber auch jetzt auch am Mittel- und Niederrhein. Zumindest im Großraum Duisburg und Umgebung ist der TuS Baerl der erste Verein, der das Mehnert-Prinzip“ ausprobiert.

Das Wirkprinzip: Zunächst wird in die vorhandene Asche Sand eingearbeitet, um eine wasserdurchlässige Schicht im Untergrund zu bilden. Dabei muss auch eine Drainage gelegt werden. Über die Grundschicht wird etwa sieben Zentimeter Erde mit handelsüblichem Rasensamen, aber auch dem besonderen Substrat von Dr. Mehnert aufgebracht. Dazu wird eine Bewässerung auf dem Platz installiert. Die Rohre sind an einen 10.000-Liter Wasserspeicher angeschlossen. Der wiederum wird von einem Tiefbrunnen gespeist, der auf dem Vereinsgelände vorhanden ist.

Wenn die Vorarbeiten Ende Mai abgeschlossen sind, will der Verein über seine Fläche erst einmal Gras wachsen lassen....

Die Finanzierung:
Der Turn- und Sportverein (TuS) von 1896/1919 Baerl e.V. leistet einen Eigenanteil von rund 82 000 Euro. Diese Gelder setzen sich so zusammen: Rund 40 000 Euro kommen von der Fußballabteilung und vom Förderverein Fußball des TuS Baerl. Weitere rund 42 500 Euro bringt der Verein über Spenden- und Sponsorengelder auf, die erst einmal von der Sparkasse Moers vorfinanziert werden. Dutzende Privatpersonen und Unternehmen haben bereits gespendet. Eine Rasenparzelle kostete den Spender 100 Euro. Dafür erhält er eine „Verewigung“ in der Sponsorentafel am Eingang des Vereinsgeländes. Übrigens: In der Regel kostet ein Kunstrasenplatz je nach Größe rund 600 bis 800 000 Euro.