Duisburg. Nach dem Corona-Gipfel sollen weniger Fahrgäste in Bussen und Bahnen unterwegs sein. Warum dies laut DVG in Duisburg “nicht umsetzbar“ ist.

Bund und Länder haben beim Corona-Gipfel am Dienstag neue Maßnahmen und verschärfte Regeln beschlossen. Diese betreffen auch den ÖPNV. So sollen Kontakte weiter reduziert werden, indem weniger Fahrgäste in Bussen und Bahnen unterwegs sein sollen. Möglich werden soll dies auch durch mehr Fahrzeuge. Die Duisburger Verkehrsgesellschaft (DVG) hält dies nach Angaben ihrer Sprecherin Kathrin Naß für "nicht realisierbar".

Die DVG warte nach den aktuellen Beschlüssen jetzt noch auf die Landesverordnung, aber sie betont: "Wir fahren derzeit nach dem normalen Fahrplan und haben keine Fahrzeugreserven", so Naß. Es seien zwar aktuell im Schnitt in Bussen 70 Prozent und in den Bahnen 40 Prozent weniger Fahrgäste unterwegs als vor der Corona-Pandemie. "Aber zu Stoßzeiten wird es eben voller."

DVG: Keine Fahrzeugreserven in Duisburg und zu Stoßzeiten wird es voller  

Die DVG könne nur hoffen, dass die ÖPNV-Nutzer notfalls einen Bus oder eine Bahn später nehmen und die Fahrgastzahlen durch die neue Homeoffice-Pflicht weiter zurückgehen. Die Arbeitgeber sind aufgefordert, flexible Arbeitszeiten so zu ermöglichen, dass der Pendlerverkehr am Morgen und am Abend entzerrt wird. "Aber das liegt alles nicht in unserem Einflussbereich", so Naß.

Das Verkehrsunternehmen hatte bereits die Empfehlungen des NRW-Gesundheitsministers Karl-Josef Laumann zum Nahverkehr in Hotspot-Kommunen mit einer Sieben-Tage-Inzidenz über 200 vor einigen Wochen kritisiert. Damals sollten keine Stehplätze mehr in Bussen und Bahnen angeboten werden, sondern nur noch jeweils weit voneinander entfernte Sitzplätze.

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Warum dies für Kopfschütteln gesorgt hat, erklärte Sprecherin Naß am Beispiel eines Gelenkbusses mit etwa 120 Steh- und Sitzplätzen. „Bei Einhaltung des Mindestabstandes von 1,5 Metern in Bussen stünden nur noch circa zehn Steh- und 18 Sitzplätze zur Verfügung. Die DVG müsste demnach mehr als das Vierfache an Bussen einsetzen, um alle Fahrgäste von A nach B bringen zu können.“

Mehr Personal wäre bei Ein- und Ausstiegskontrollen erforderlich

An dieser Rechnung habe sich bis heute nichts geändert. "Das ist weiter nicht machbar. Wir wissen nicht, woher die zusätzlichen Fahrzeuge kommen sollen", so Naß. "Mal abgesehen von der Finanzierung dauert die Beschaffung mehrere Monate." Zudem bleibe das Problem von Einstiegs- und Ausstiegskontrollen bei Bussen und Bahnen gleichermaßen auch beim aktuellen Vorstoß von Bund und Ländern bestehen. "Dafür bräuchten wir mehr Personal", so Naß. "Es ist außerdem die Frage, wie solche Kontrollen in der Praxis umgesetzt werden sollen."

Die DVG-Sprecherin verweist auf mehrere wissenschaftliche Untersuchungen, die demnach zeigen, dass es keine erhöhte Infektionsgefahr im ÖPNV gebe. Trotzdem werde im Nahverkehr bereits viel für den Schutz vor einer Ansteckung mit dem Coronavirus getan. Dazu zählten Reinigungs- und Hygienemaßnahmen, Information, Aufklärung und Sensibilisierung der Fahrgäste sowie Kontaktvermeidung beim Ticketkauf - und vor allem die Maskenpflicht.

Medizinische Masken im ÖPNV: DVG will Aufkleber, Anzeigen und Durchsagen ändern

Nach dem Corona-Gipfel von Bund und Ländern sollen nun medizinische Masken mit hohem Schutzstandard wie OP- oder FFP2-Masken im öffentlichen Nahverkehr eingeführt werden. Alltagsmasken reichen nicht mehr aus. "Darauf bereiten wir uns bereits vor", so Naß. "So müssen auch Aufkleber an den Fahrzeugen, Durchsagen, Anzeigen geändert werden. Wir wollen außerdem Plakate mit entsprechenden Hinweisen an den Haltestellen aufstellen."