Duisburg. Das Landesarchiv NRW im Duisburger Innenhafen blickt mit einer Ausstellung und Vorträgen auf den Strafvollzug. Gerichtsreporter stellt Fälle vor.
Mit der Ausstellung „Menschen hinter Mauern“ geht das Landesarchiv NRW in Duisburg der Frage nach, wie sich die Haftbedingungen im Strafvollzug im 20. Jahrhundert in den Gefängnissen in Nordrhein-Westfalen und speziell des Rheinlands verändert haben. Sie wird begleitet von einer Vortragsreihe.
Wie sah das Leben und Arbeiten der Gefangenen aus? Wie haben Häftlinge ihre Freiheitseinschränkung wahrgenommen? Welche Durchlässigkeit gab und gibt es trotz der Gefängnismauern? Und welche unsichtbaren Mauern existieren in der Gesellschaft, die auch die Zeit nach der Haft prägen? Akten, Fotos, Plakate und Filme aus dem Archiv dokumentieren die Entwicklung.
Vorträge aus dem Alltag eines Gerichtsreporters
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Die Vorträge zur Ausstellung, die im Archivgebäude an der Schifferstraße 30 im Innenhafen zu sehen ist, vertiefen die Fragestellungen. Sie beginnen jeweils um 18 Uhr. Am Dienstag, 3. Mai, gibt Stefan Wette, Gerichtsreporter dieser Zeitung, unter dem Titel „Recht kurz – aus dem Alltag eines Gerichtsreporters“ einen Einblick in Prozesse, die er begleitet hat.
Seit 2020 berichtet Wette auch in der Podcast-Reihe „Der Gerichtsreporter“ über das Verbrechen als Zeitgeschichte, den Mord als Ausdruck gesellschaftspolitischer Entwicklungen. Hautnah erzählte echte Fälle lassen das Publikum manches Mal schaudern. Die Tiefen menschlicher Abgründe werden ausgelotet und vernachlässigen auch nicht die Not der Opfer. Aber auch die Täter haben ein Recht auf Erklärung. Was lässt den Menschen zum Mörder werden? Was lässt ihn betrügen, verletzen, rauben, einbrechen?
Um die Geschichte der Strafverfolgung homosexueller Männer, die von 1872 bis 1994 den berüchtigten Paragrafen 175 fürchten mussten, geht es im Vortrag von Marcus Velcke-Schmidt von der Universität Bonn am 17. Mai. Er schlägt einen Bogen durch die Geschichte antihomosexueller Gesetzgebung und ihrer Auswirkung auf die Betroffenen in der Bundesrepublik Deutschland mit einem besonderen Augenmerk auf das Gebiet des heutigen Nordrhein-Westfalen.
„Podknast“: Aus dem Alltag der JVA
Inge Roy von der JVA Hamborn ist Sozialpädagogin und Koordinatorin des Projekts „Das Videoprojekt Podknast im Strafvollzug NRW“, die am 14. Juni im Landesarchiv vorträgt. Damit die Inhaftierten den Anschluss an mediale Entwicklungen nicht verlieren, wurde das Projekt Podknast ins Leben gerufen, zusammengesetzt aus den Worten Podcast und Knast.
Im Projekt erstellen die Gefangenen Kurzfilme, die über das Leben in Haft berichten. Ziel ist es, den Inhaftierten Medienkompetenz zu vermitteln, eine „sinnvolle“ Freizeitbeschäftigung anzubieten und insbesondere den Jugendlichen und Erwachsenen, denen Haft droht, vorbeugend Einblicke in den Alltag einer Justizvollzugs- oder Jugendarrestanstalt zu ermöglichen.