Vor fünf Jahren erschütterten die Mafia-Morde Duisburg
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Duisburg.. Vor fünf Jahren eskalierte in Duisburg eine Fehde zweier Mafia-Clans. Sechs Männer wurden auf offener Straße hingerichtet. Eine 90-köpfige Mordkommission nahm die Ermittlungen auf und arbeitete unermüdlich. Vor einem Jahr wurde der Haupttäter verurteilt. Chef Ermittler Holger Haufmann geht der Fall bis heute nicht aus dem Kopf.
Im Büro von Kriminaldirektor Holger Haufmann hängt an einer Wand noch immer ein großes Plakat. Darauf sind Porträts von rund 20 Personen zu erkennen. Verbindungslinien zeigen an, wer mit wem in welcher Art und Weise verwandtschaftlich verbunden ist.
„Organigramm“ nennen Polizisten dieses erprobte Ermittlungshilfsmittel. In der Mitte auf dem größten Foto dieser Übersicht prangt das Gesicht von Giovanni Strangio – dem Haupttäter im spektakulärsten Kriminalfall, der sich in jüngerer Vergangenheit in Duisburg ereignet hat: den Mafia-Morden. Vor exakt fünf Jahren starben sechs Männer vor einer Pizzeria im Kugelhagel verfeindeter Clanmitglieder. „Es fühlt sich so an, als sei das erst anderthalb Jahre her“, sagt Haufmann, der damals die Ermittlungen leitete. „Dieser Fall sitzt aber noch tief in mir. Und das wird wohl auch so bleiben. Für immer.“
Familienfehde eskalierte
Es ist die Nacht auf den 15. August 2007, in der sich die Bluttat am Rande der Mülheimer Straße ereignet. Sechs Männer im Alter zwischen 16 und 38 Jahren werden auf offener Straße hingerichtet. Wie sich im Nachhinein herausstellen sollte, war dies die nächste Eskalationsstufe einer seit Jahren geführten Fehde zweier Familien, die der kalabrischen Mafia-Organisation ‘Ndrangheta angehören. Eine 90-köpfige Mordkommission der Duisburger Polizei unter der Leitung von Holger Haufmann und Heinz Sprenger nimmt noch in der Mordnacht die Ermittlungen auf. Haupttäter Strangio wurde dann 2009 in Amsterdam gefasst und im Vorjahr zu lebenslanger Haft verurteilt. Die beiden anderen Haupttäter stehen derzeit noch in Italien vor Gericht.
„Als wir von der Verurteilung Strangios erfuhren, war das für uns alle ein besonderer Moment, auf den wir über Jahre hinweg hingearbeitet hatten“, erinnert sich Haufmann. Was empfand er persönlich? „Es war ein Gefühl der Bestätigung, aber auch der Erleichterung. All unsere Indizienketten für den Prozess hatten gehalten. Es war aber auch ein wichtiger Tag für die vielen Kollegen, die wegen der Arbeit über einen langen Zeitraum ihre Familie vernachlässigen mussten.“
Freizeit gab es kaum
Urlaube wurden damals verschoben. Freizeit? Gab es so gut wie keine mehr fürs Ermittlerteam. Oder wie Haufmann es sagt: „Man ist mit dem Fall im Kopf abends ins Bett gegangen und morgens wieder damit aufgestanden.“ Sogar im Traum verfolgte Haufmann in der heißen Phase der Ermittlungen noch den Täter, nach dem er und das Team so vehement fahndeten.
Die Duisburger Mafia-Morde
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All diese seelischen und körperlichen Belastungen stellten natürlich auch für die Lebensgefährten der Kriminalpolizisten eine ungeheure Belastung dar. „Unsere Partner sind es aber gewohnt, dass sie sich uns immer ein Stück weit mit unserem Beruf teilen müssen, das ist bei der Polizei nun einmal so.“
Noch heute ist sich Haufmann sicher, dass es der ausgeprägte Teamspirit in der Mordkommission war, der die Sache letztlich zu ihrem guten, gerechten Ende geführt hat. „Alle sind körperlich und psychisch an ihre Schmerzgrenze gegangen. Es braucht nicht nur einen Vorturner, um Ermittlungserfolge zu erzielen. Jeder einzelne im Team ist als Ideengeber wichtig. Und unsere Leute haben phänomenale Arbeit geleistet.“
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