Duisburg.
Cola und Chips von zu Hause, teure Tütensuppe aus der tristen Mensa, fettiges Fast Food aus der Stadt? Also das leicht überteuerte Käse-Baguette vom fahrenden Händler vor der Schule gekauft! So sieht im Jahr 2014 an vielen weiterführenden Schulen der Stadt noch immer das „individuell gestaltete Mittagessen“ der Schüler aus. Einziger Trost: Es liegt nicht nur den Kindern und Eltern, sondern seit Jahren auch den Schulpolitikern und der Schulverwaltung schwer im Magen.
Damit endlich die Schule den Kindern schmeckt, damit in Zeiten von politisch verordnetem Ganztag das „Haus der Bildung“ nicht wieder den leeren Magen und somit das leere Hirn der Kinder unterschätzt, legt die Schulverwaltung der Stadt jetzt nach ausdrücklicher Aufforderung durch die Politik einen Plan zur „Qualitätsentwicklung in der Schulverpflegung an Duisburger Schulen“ vor.
Darin beschreibt die Schulverwaltung selber den seit Jahren gewissermaßen „sattsam“ bekannten Widerspruch zwischen guter und bester Mittagsverpflegung der kleinen Kinder (63% der Duisburger Grundschüler essen in der Schule) und der mäßigen bis miserablen Mittagsversorgung der großen Kinder hin (nur noch 4,5% der Sek1-Schüler essen in ihrer Schule).
Mensa-BoykottZwei von drei Grundschülern essen in der Schule zu Mittag
Grundsätzlich, so die Botschaft der Verwaltung, verfügen alle Schulen entweder über eine Essensausgabestelle, eine Aufwärmküche oder gar eine echte Kochküche. Und seit einem Jahr, so bekennt die Verwaltung selbstkritisch, fänden insbesondere bei den weiterführenden Schulen verstärkt Überlegungen zur Neuausrichtung der Schulverpflegung statt. Die der Schulträger mit entsprechenden Mensenersatzinvestitionen fördere: 153.000 Euro im Jahr 2013, 285.000 Euro in diesem Jahr, auch für 2015 sollen weitere Investitionen in den Bereich der Schulverpflegung fließen.
Aber da, wo die Stadt in einer Schule eine Mensa hinstellt, organisieren die Schulen deshalb noch lange nicht gutes Essen. Eine „direkte Einflussnahme auf das Verpflegungskonzept der Schulen“ oder gar auf das „Essverhalten von Schülern“ bestehe nicht, schreibt die Verwaltung. Das soll aber mit Hilfe von Fortbildung und Fachberatung künftig besser werden. Schon jetzt fanden erste Workshops zur „Speiseplangestaltung“, „Akzeptanzförderung“ und zum „Hygienemanagement“ statt.
Die Schulverpflegung an 61 Grundschulen wird im Rahmen des offenen Ganztages von den Trägern der freien Jugendhilfe organisiert. Hier ist stadtweit ein etabliertes System der Schulverpflegung vorhanden, das jedem Kind eine Warmverpflegung anbietet. Allerdings nehmen von insgesamt 4868 Kindern im offenen Ganztag nur 3068 Kinder an der warmen Mittagsverpflegung teil (dies entspricht einer Quote von 63 % ).
Von 27.900 Schülern nehmen nur 1276 am Warmverpflegungsangebot teil
Ziel sei es , so erklärt die Schulverwaltung in ihrem Plan, die Anzahl der Mittagessen zu erhöhen und somit mehr Kinder an der warmen Mahlzeit teilnehmen zu lassen. Viele Kinder würden schlecht von zu Hause versorgt, d.h. sie brächten keinen ausreichenden Imbiss mit. Die Schulen bemühten sich, diesen Kindern Obst, Rohkost oder Brote zukommen zu lassen.
Schulen der Sekundarstufe I verfügen nach Auskunft der Schulverwaltung je nach Schulform über unterschiedliche Systeme der Schulverpflegung. Von den 27.900 Schülern in der Sekundarstufe I nehmen aber bislang nur 1276 (4,5 %) an einem Warmverpflegungsangebot teil. Das muss sich grundlegend ändern. Aber angesichts der wachsenden Nachfrage nach einem guten Mittagessen im Rahmen des Ausbaus der Ganztagsangebote habe es an vielen Schulen schon mittlerweile eine „Neugestaltung der Schulverpflegung“ gegeben.
Beispiele: Hervorzuheben seien die Mensa des Elly-Heuss-Knapp-Gymnasiums (Marxloh), das Konzept eines Caterers für den Duisburger Süden, sowie das an den Bedarfen der Schule orientierte Modell an der Gottfried-Wilhelm-Leibniz-Gesamtschule in Hamborn.
Am Elly-Heuss-Knapp-Gymnasium sorgt ein Mensa-Vereins dafür, dass für die rund 900 Schüler wöchentlich rund 1000 Essen frisch zu zubereitet werden. Alle Schüler der Klassen 5 und 6 sind von der Schule verpflichtet, an diesem Mittagessen teilzunehmen.
Beschreibungen wie "Cook and chill" und "Free flow"-Ausgabe
Im Süd-Bezirk wird die neu gestaltete Mensa des Schulzentrums Süd (Mannesmann-Gymnasium, Realschule Süd, Sekundarschule „Am Ziegelkamp“) in die Verpflegung durch einen neuen Caterer einbezogen. Schicke Beschreibungen wie „Cook and chill“ (Kochen und später aufwärmen) wie auch „Free flow“-Ausgabe (Kaltes und warmes Buffet, jeder nimmt sich selber) sollen dabei Schüler wie Lehrer zur Teilnahme motivieren.
Die Gottfried-Wilhelm-Leibniz-Gesamtschule versucht, mit einem türkischen Caterer die Akzeptanz für das Mittagessen innerhalb der Schulgemeinde zu erhöhen.
Diese Beispiele zeigen nach Einschätzung der Stadt, dass es nicht die eine Lösung für alle Schulen geben könne. Vielmehr müsse jede Schule (bzw. regionaler Zusammenschluss wie im Duisburger Süden) eigene Vor-Ort-Lösungen für sich selber entwickeln – mit Beratung und Unterstützung des Schulträgers und der Fachämter.