Duisburg. Der Duisburger ADFC-Vorsitzende Herbert Fürmann ist nicht unzufrieden mit der Situation für Radfahrer. Doch es gebe noch Verbesserungsbedarf.
Die 1000er-Marke ist nicht weit entfernt: 980 Mitglieder zählt der ADFC Duisburg mittlerweile. Herbert Fürmann ist der Vorstandssprecher des ADFC-Kreisverbandes. Mit der WAZ sprach er über den Zustand der Duisburger Radwege, Elektroräder und seine liebsten Touren.
Bei dem bundesweit durchgeführten ADFC-Fahrradklimatest landete Duisburg nur im unteren Mittelfeld. Herr Fürmann, ist die Stadt also fahrradunfreundlich?
Herbert Fürmann: Jein, alles, was in Duisburg in den letzten 20 Jahren getan wurde, hat Hand und Fuß. Mit der Radfahrplanung, die Carsten Tum, Georg Puhe, Hendrik Trappmann und Peter Steinbicker betreiben, sind wir durchaus einverstanden. Sie fahren alle selber gerne Fahrrad und suchen den regelmäßigen Austausch mit uns. Allerdings müssen sie bei vielen Radwegen auch mit Altlasten kämpfen.
Wie machen sich diese Altlasten für die Radfahrer bemerkbar?
Fürmann: Viele Radwege sind noch aus den 50er Jahren. Damals ging es nur darum, die Radfahrer von der Straße zu bekommen, um den Autoverkehr nicht zu behindern. Viele dieser Wege sind einfach zu schmal und haben eine suboptimale Führung.
Wo finden sich konkrete Beispiele?
Fürmann: Die Teile des Sternbuschwegs, die noch nicht erneuert worden sind, sind so ein Beispiel. Die Autos sind einfach zu nah am Radweg dran. Natürlich ist es auch schwer, da dort aufgrund der Bebauung wenig Platz vorhanden ist. Bei der Stadt werden Planungen vorangetrieben. Damit sind wir aber noch nicht ganz einverstanden. Wir hätten hier gerne einen Radfahrstreifen auf der Straße. Weitere Beispiele finden sich in den Außenbezirken. Fährt man auf der Friedrich-Ebert-Straße in Rheinhausen Richtung Bliersheim, ist der Radweg aufgrund seiner schlechten Oberflächenbeschaffenheit kaum befahrbar.
Stadt zeigt sich sehr zögerlich
Oftmals wird die Radspur mittlerweile auf die Fahrbahn verlegt. Wie sehen Sie diesen Trend?
Fürmann: Der ist absolut positiv. Studien haben ermittelt, dass das Fahren auf einem Radfahrstreifen auf der Fahrbahn sicherer ist. Der Radfahrer ist viel früher im Sichtfeld der Autofahrer und wird ganz anders wahrgenommen.
Würden Sie mehr Einbahnstraßen für den Radverkehr freigeben?
Fürmann: Die Straßenverkehrsordnung besagt, dass alle Einbahnstraßen, in denen nur Tempo 30 oder weniger erlaubt ist, für den Radverkehr freigegeben werden können. Vor zehn Jahren haben wir der Stadt eine Liste mit 250 Straßen vorgelegt, bei denen wir diese Regelung für sinnvoll erachten. Straßen mit Lkw- oder Busverkehr sind da nicht dabei. Leider ist die Stadt dort aber sehr zögerlich. Sie begründet es mit Personalmangel.
Pedelecs brauchen eine gewisse Geschicklichkeit
Ein ganz anderes Thema: Duisburg bietet ein breites Netz von Radtouren. Welche ist für Sie die schönste Strecke?
Fürmann: Ich bin ein Mensch, der in der ganzen Stadt zuhause ist. Deshalb gefallen mir die Wege, die Duisburg verbinden. Meine Favoriten sind die Wege am Wasser. Den Ruhrtal-Radweg mit dem neuen Stück in Kaßlerfeld finde ich klasse.
Pedelec oder Muskelkraft? Wie stehen Sie zum Boom bei Elektrorädern?
Fürmann: Noch komme ich mit meinem normalen Rad aus. Ich bin ja auch ein gemütlicher Fahrer. Allerdings halte ich Pedelecs für eine gute Sache – gerade für Menschen mit gesundheitlichen Einschränkungen. Sie können weiterhin in Bewegung bleiben und bleiben dem Radfahren treu.
Ist das Unfallrisiko bei Pedelecs wirklich höher?
Fürmann: Es gibt keine Statistik, die das belegt. Viele Menschen steigen nach einer langen Pause mit dem Pedelec wieder ein. Mit dem Elektrorad erreicht man schnell eine ordentliche Geschwindigkeit. Es bedarf da aber schon einer gewissen Geschicklichkeit, die vorher geübt werden sollte.
Welche Wünsche haben Sie für die Fahrradstadt Duisburg der Zukunft?
Fürmann: Ich wünsche mir, dass immer mehr Menschen Spaß am Radfahren haben. Außerdem wünsche ich mir, dass möglichst viel Geld aus dem neuen Investitionspaket der Bundesregierung in die Radwege gesteckt wird. Vor ein paar Jahren war ich in Kopenhagen. Was dort für Radfahrer getan wird, ist unglaublich.