Duisburg. Warum die Kohlmeise bei der Zählaktion „Stunde der Wintervögel“ in Duisburg wieder ganz vorne liegt und wovor der Nabu-Vorsitzende warnt.

Bei der „Stunde der Wintervögel“ des Naturschutzbundes (Nabu) haben sich auch Duisburger trotz des durchwachsenen Wetters mächtig ins Zeug gelegt. Sie zählten rund 7900 Vögel und damit etwa 100 mehr als im Vorjahr. Die Kohlmeise (1052) wurde fast schon traditionell wieder mit Abstand am häufigsten gesichtet vor der Blaumeise (795) und dem Haussperling (712), landläufig als Spatz bekannt.


Die Elster (604) liegt auf Platz vier. Dass die Amsel (540) auf Rang fünf folgt, ist laut Jürgen Hinke, Vorsitzender des Naturschutzbundes Duisburg, fast ein wenig überraschend. „Die Amseln hatten im Sommer 2019 mit einem Virus zu kämpfen, der sich offenbar nicht so negativ ausgewirkt hat.“ Ganz im Gegenteil: Die Zahl ist im Vergleich zum Vorjahr (455) sogar gestiegen. „Das spricht dafür, dass sich die Bestände wieder erholt haben“, erklärt Hinke.

Meisen profitieren auch in Duisburg besonders von den Futterhäuschen

Dass besonders viele sogenannte Gartenvögel gesehen werden, liege an den Futterhäuschen. Davon profitieren vor allem die Meisen, sagt Hinke. „Die meisten Futtermischungen sind auf Meisen ausgerichtet, die für sie sehr gut zu picken sind.“ Zudem seien diese Vögel im Vergleich nicht sehr schreckhaft. „Andere lassen sich nicht so gerne sehen, wenn die Menschen in den Gärten oder auf dem Balkon stehen und zählen“, so der Experte.

Jürgen Hinke ist Vorsitzender des Nabu in Duisburg.
Jürgen Hinke ist Vorsitzender des Nabu in Duisburg. © Unbekannt | Udo Gottschalk


Trotz der insgesamt vermehrten Sichtungen ist die Zahl der Vogelarten in Duisburg von 71 auf 60 zurückgegangen. Dafür gebe es jedoch plausible Erklärungen, sagt Hinke. „Vogelarten aus dem Norden und Osten Europas sind wegen des warmen Winters auf halber Strecke wieder umgekehrt oder woanders hingeflogen.“ Außerdem hänge das auch immer mit der Aufbereitung der Ergebnisse zusammen. Ob etwa aus Sicht der Experten unrealistische Vogelsichtungen miteinfließen oder nicht.

Duisburger Nabu-Vorsitzender warnt vor mehr Steingärten

Allerdings warnt Hinke vor einer weiteren Intensivierung der Landschaft. Dadurch seien Feldvögel wie das Rebhuhn oder die Feldlerche besonders bedroht. Gartenvögel seien dagegen weniger gefährdet. „Es sei denn, die Zahl der Steingarten nimmt weiter zu“, so Hinke.


Dass sich bei den aktuellen Sichtungen die Zahl der Stare im Vergleich zum Vorjahr genau halbiert hat und sie deshalb nicht mehr in der Top-Ten-Liste vertreten sind, erklärt der Nabu-Vorsitzende mit dem regnerischen, aber vergleichsweise warmen Wetter zur Zeit der Zählung: „Dann suchen Stare lieber auf den Feldern nach Nahrung wie etwa Insekten, anstatt zu den Futterhäuschen in die Gärten zu fliegen.“ Dementsprechend weniger können gesichtet werden.

Stunde der Gartenvögel im Mai

Der Regen habe auch einige Duisburger abgehalten, bei der Zählaktion mitzumachen. Während es bundesweit mit rund 143 500 Teilnehmern einen neuen Rekord gab, waren es in Duisburg allerdings mit 341 weniger als im Vorjahr (418). „Das ist aber immer noch eine gute Zahl“, so Hinke. Einen Vorgeschmack auf die anstehende Zählaktion „Stunde der Gartenvögel“ vom 8. bis 10. Mai gibt er auch schon. „Dann erwarten wir mehr als 100 Vogelarten in Duisburg.“