Duisburg. In den nächsten Wochen werben zahlreiche Spitzenpolitiker bei Besuchen in Duisburg um die Wählergunst. Ob das auch Stimmen bringt, darüber sprach die NRZ mit dem Politikwissenschaftlicher Karl-Rudolf Korte
Herr Professor Dr. Korte, welchen Einfluss haben Auftritte von Politik-Promis auf die Wahlentscheidung?
Professor Dr. Karl-Rudolf Korte: Sie haben keinen konkreten, direkten Einfluss, aber indirekt: Es mobilisiert die eigenen Anhänger, es mobilisiert auch die Partei. Die Stimmung der Veranstaltung kann sich über interpersonale Kommunikation leicht weiter verbreiten, so dass dann auch andere davon erfahren,die gar nicht dabei waren.
Kommt also zum Beispiel die Kanzlerin nach Duisburg, bringt das der CDU am 22. September vor Ort mehr Stimmen?
Korte: Nein, nicht automatisch. Aber es würde die Mobilisierungschancen der CDU vor Ort stärken, was nicht zu unterschätzen ist.
Ist dieser Einfluss bereits wissenschaftlich untersucht worden?
Korte: Die Wirkung von Einzelereignissen des Wahlkampfs auf die Wahlentscheidung ist nur punktuell untersucht, zum Beispiel bei Großereignissen wie Fukushima. Auch das TV-Duell ist regelmäßig wissenschaftlich begleitet, aber sicher nicht Einzelauftritte von Politikern im Hinblick auf deren Wirkung für den Wahltag.
Sind Politiker „live“ glaubwürdiger? Was können Wähler bei solchen Auftritten als Mehrwert mitnehmen?
Korte: Ja, belegt ist: Wenn sie einen Politiker als Bürger live erleben, ändert sich grundsätzlich und langfristig die Einstellung zur Politik. Es ist dann nicht mehr die allgemeine Politik oder es sind dann nicht mehr die Politiker. Der konkrete Kontakt differenziert das Urteil - mal positiv, mal negativ, aber auf jeden Fall verändert es Einschätzungen.
Können kleine Parteien von Auftritten ihrer führenden Köpfe mehr profitieren als große?
Korte: Nein.
Ist es für einen nachhaltigen Effekt wichtig, dass der Wähler den Auftritt miterlebt oder reicht lediglich die Gewissheit, dass ein Spitzenpolitiker vor Ort war und damit Interesse zeigt?
Korte: Beides ist wichtig, auch für beide Seiten. Politiker spüren Unterstützung durch solche Auftritte und brauchen das auch für die wichtige Autosuggestion im Wahlkampf, ohne die niemand bis zum Ende kraftvoll durchhält, die Wertschätzung des Wahlkreises durch den Auftritt der Politik-Prominenz hilft den eigenen Anhängern noch Jahre nach dem Ereignis als wichtigen Referenzpunkt.
Stelldichein der Politik-Prominenz: Diese Spitzenpolitiker kommen nach Duisburg
Wahlkampfzeit ist Wanderzeit. Zumindest für die deutsche Spitzenpolitiker. Vor der Bundestagswahl am 22. September geht’s vom Bierzelt zum Marktplatz, zur Kundgebung. Überall wird um Stimmen geworben. Auch in Duisburg setzen die Parteien auf den Promibonus. In den letzten Wochen vor der Bundestagswahl zieht eine Politiker-Parade durch die Stadt. Ein Überblick:
SPD
Die Sozialdemokraten setzen auf eine Veranstaltung mit SPD-Chef Sigmar Gabriel am 27. August. Zudem wird Ministerpräsidentin Hannelore Kraft zwei Tage vor der Wahl am 20. September in der Dialogbox der SPD Platz nehmen. Schattenkabinettsmitglied Klaus Wiesehügel und andere kommen zum einem großen Fest der Partei am 31. August. NRW-Familienministerin Ute Schäfer gibt am 6. September ihr Stelldichein. Peer Steinbrück hat in Duisburg bereits um Stimmen geworben.
CDU
Bei den Christdemokraten wird der Landesvorsitzende der CDU NRW Armin Laschet im Rahmen des Kreisparteitages im Konferenzsaal der MSV-Arena sprechen (6. September). Im Rahmen einer Schifffahrt am 29. August will zudem Landtagsmitglied Hendrik Wüst mit den beiden Duisburger Bundestagskandidaten Thomas Mahlberg und Volker Mosblech und Bürgern diskutieren.
Bündnis 90 / Die Grünen
Am 28. August eröffnet die Fraktionsvorsitzende Renate Künast die heiße Wahlkampfphase für die Grünen in Duisburg. Es folgen eine Kundgebung mit Grünen-Chef Jürgen Trittin am 4. September und eine Veranstaltung mit dem parlamentarischen Geschäftsführer Volker Beck am 16. September. Wenige Tage zuvor, am 12. September, kann darüber hinaus mit der stellvertretende Vorsitzenden der Bundestagsfraktion Bärbel Höhn gekocht werden.
FDP
Anhänger der Liberalen werden sich am 7. September zu einer Kundgebung mit Bundesaußenminister Guido Westerwelle und dem Landesvorsitzenden Christian Lindner versammeln. Daneben will die FDP verstärkt mit Infoständen und Podiumsdiskussionen um Wähler werben.
Die Linke
Ebenfalls auf eine Karte, sprich Spitzenpolitiker-Veranstaltung, setzen die Linken. Am 7. September wird die stellvertretende Bundesparteivorsitzende Sarah Wagenknecht in Duisburg sprechen. Daneben hofft die Partei im so genannten 24-Stunden-Wahlkampf kurz vor dem Urnengang noch Wähler überzeugen zu können.