Duisburg. Ein Traum wird wahr: Die „TanZebras“, ein von Fans des MSV Duisburg gegründeter Fußballclub, können in der vierten Liga Tansanias durchstarten.
Ein Fußballclub in Afrika, von Fans des MSV Duisburg aus der Taufe gehoben, nimmt dort am offiziellen Spielbetrieb teil. Eine unglaubliche Geschichte, die vor rund sechs Jahren mit einer Weltreise von Jörg Ahlbach vom Verein „Zebraherde“ begonnen hat. Sein Ziel ist es, Trikotsätze an Straßenfußballer in Armenvierteln auf allen Kontinenten zu verteilen. Sein erster Stopp ist Tansania. In dem Vorort Gongo La Mboto der Hauptstadt Dar Es Salaam trifft er auf den engagierten Einheimischen Don Mwakilambo. Die Straßenkinder dort freuen sich über das blau-weiß gestreifte Dress. Doch der Einsatz soll weit darüber hinaus gehen. Es entsteht die Idee, den „TanZebras FC“ zu gründen.
Das Projekt sorgt in der heimischen Fanszene und auch beim MSV selbst schnell für Begeisterung. Die ersten Trikots, Bälle, Fußballschuhe gehen auf die Reise. Bis zur Spiellizenz ist es damals noch ein weiter Weg. Aber nun, am Samstag, 11. Juli, 16 Uhr Ortszeit, 15 Uhr MESZ, ist es tatsächlich soweit. Dann steigt das Auftaktspiel in der vierten Liga des ostafrikanischen Landes gegen „Global Winners FC“, wie Marcel Eichholz, Sprecher der „Zebraherde“, auf Nachfrage der Redaktion stolz mitteilt.
Krankenversicherungen für 60 Kinder und Jugendliche mit Hilfe von Fans des MSV Duisburg
Es ist ein absoluter Festtag für die Menschen in Gongo La Mboto, die dort in ganz ärmlichen Verhältnissen leben. „Morgens und abends marschieren sie kilometerweit, um mit Kanistern Wasser zu holen“, erzählt Eichholz. „Und wenn auf einem Teller acht Kartoffeln liegen, dann sind die nicht für eine Person, sondern oft für zehn Leute bestimmt.“
Das weltweit grassierende Coronavirus habe die Menschen vor Ort wohl bisher zum Glück nicht so hart getroffen, wie befürchtet. Wobei die meisten auch noch nie einen Arzt gesehen haben. Umso bemerkenswerter, dass es mit Hilfe zahlreicher MSV-Fans gelungen ist, mittlerweile alle 60 Kinder und Jugendliche der „TanZebras“, bestehend aus einer Herren-, Jugend- sowie einer Frauenmannschaft im Aufbau, mit den ersten Krankenversicherungen ihres Lebens auszustatten.
Jugendliche bauen selber Obst und Gemüse an
Das ist aber noch nicht alles. „Wir wollen auch Hilfe zur Selbsthilfe geben“, betont der Sprecher der „Zebraherde“. Die Jugendlichen haben gelernt, ihre eigene Seife zu produzieren, um in Corona-Zeiten ganz besonders auf Hygiene achten zu können. Es geht aber angesichts hoher Arbeitslosenzahlen auch darum, Perspektiven aufzuzeigen. So bauen die jungen Leute auf einem zwei Hektar großen Stück Land selbst Obst und Gemüse an.
Um all das kümmert sich vor Ort Don Mwakilambo, der vorerst auch den Trainerjob bei den „TanZebras“ übernommen hat. Die Testspiele in der Region liefen bereits vielsprechend, aber niemand wagt sich an einer seriösen Prognose. Mwakilambo ist einfach froh, dass es losgeht und er kurz vor dem Ligastart auf Unterstützung aus der Ferne bauen kann. Eine Homepage befindet sich im Aufbau, erzählt Eichholz, erste Spielerverträge sind in der Mache.
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Improvisation ist ansonsten Trumpf – und Spontanität. Zum Beispiel beim Fußballverband, der den Termin fürs erste Spiel ganz kurzfristig bekannt gegeben hat. „This is Tanzania - don’t ask why“ ist Mwakilambos Standardsatz in solchen Fällen. Bedeutet übersetzt: „Das ist Tansania – frag nicht warum.“
Gekickt wird auf einem staubigen, nicht zwingend ebenen Sandplatz, der zu einem Militärgelände gehört. Und auch das Niveau der vierten tansanischen Liga ist mit dem in Deutschland überhaupt nicht zu vergleichen. Aber die Begeisterung und die Leidenschaft fürs Spiel ist mindestens genau so groß.
Also: Auf geht’s, ihr „TanZebras“!
>> „ZEBRAHERDE“ MIT 200 MITGLIEDERN
• Die „Zebraherde“ ist ein seit 2009 eingetragener Verein mit 200 Mitgliedern, größtenteils aus Duisburg, aber nicht nur. Die MSV-Fans unterstützen nicht nur die „TanZebras“ in Tansania, sondern setzen sich mit Spenden auch für die Jugendarbeit und Integration in Duisburg und Umgebung ein.
• 1000 Euro wurden zum Beispiel bei einem Kneipenquiz für den Kinder- und Jugendtisch Immersatt gesammelt.
• Weitere Infos gibt es auf der Facebookseite der „Zebraherde“.