Duisburg. Am 14. Oktober 2014 jährt sich die Bombennacht, in der in Duisburg mehr als 2500 Menschen starben. Die gebürtige Duisburgerin Margarete Federkiel-Gaitzsch lernte nach dem Krieg die Frau eines Bomberpiloten kennen. Der war seines Lebens nicht mehr froh geworden.
Heute jährt sich zum 70. Mal jene Bombennacht, die Duisburg in ein Meer der Flammen verwandelte. Mehr als 2500 Menschen starben in der Nacht vom 14. auf den 15. Oktober 1944. Weite Teile des Stadtgebiets waren zerstört. Viele ältere Duisburger erinnern sich noch an die Schreckensnacht. Doch nicht nur die Menschen, die diese Nacht des Schreckens in Duisburg überlebten, erinnern sich noch heute daran. Auch an vielen Piloten ist das gigantische Bombardement nicht spurlos vorüber gegangen.
Margarete Federkiel-Gaitzsch, die heute in Dinslaken lebt, hat noch ein Foto von jener Bombennacht. Das Bild bekam sie 1959 in Florida von der Frau eines ehemaligen Bomberpiloten, während sie mit ihrer Freundin durch die Staaten reiste. In Pensacola lernten die beiden jungen Frauen eine Wienerin kennen, die sie nach Hause einlud.
Große Schuld empfunden
Als die Frau erfuhr, das Margarete Federkiel-Gaitzsch aus Duisburg stammt, erzählte die Dame, dass die Erinnerungen an diese Stadt für ihren Mann all die Jahre hindurch unauslöschlich und traumatisch geblieben seien. Er war noch sehr jung zur alliierten Luftwaffe gekommen und beim Großangriff auf Duisburg zum ersten Mal als Bomberpilot eingesetzt worden.
Dieser Angriff habe ihn zutiefst erschüttert, erzählte die Dame aus Pensacola damals den jungen Deutschen. „Schon während des Angriffs und vor allem später danach habe er eine große Schuld empfunden, selber Bomben auf die unter ihnen liegende Stadt abgeworfen zu haben“, erinnert sich Margarete Federkiel-Gaitzsch an das Gespräch. Die Frau berichtete damals, dass ihr Mann seines Lebens nicht mehr froh geworden war, nachdem er von dem Ausmaß der Zerstörung erfahren habe. Sie habe, sagte die Frau damals, leider einen immer wieder in tiefe Depressionen verfallenden Mann an ihrer Seite.
Für Margarete Federkiel-Gaitzsch ist diese Geschichte ein Beleg dafür, dass „Menschen doch keine Roboter sind.“ Ihr Wunsch anlässlich des 70. Jahrestags wäre es, wenn die Menschen hinwirken auf eine Verständigung. Von Mensch zu Mensch, nicht von Regierung zu Regierung: „Das wäre das Wichtigste.“
Stadt gedenkt der Duisburger Bombennacht
Sie nannte sich „Operation Hurricane“, diese konzertierte Aktion der alliierten Luftstreitkräfte, die sich heute und morgen zum 70. Mal jährt. Hauptangriffsziel war Duisburg. Aber auch Hamburg, Köln, Braunschweig und Düsseldorf wurden angegriffen. Im Rahmen der „Operation Hurricane“ flogen rund 1000 Flugzeuge mit Ziel Duisburg. Etwa 10.000 Tonnen Bomben warfen die Geschwader innerhalb von 24 Stunden ab, die höchste abgeworfene Bombenlast im Zweiten Weltkrieg. Mehr als 2500 Tote und eine großteils in Schutt und Asche gelegte Stadt waren das Ergebnis der Bombardierung Duisburgs.
Die vielen Toten gab es auch deshalb, weil die erste Angriffswelle in den Morgenstunden des 14. Oktober 1944 fast alle Warnsysteme zerstört hatte und die Menschen deshalb von der zweiten und dritten Angriffswelle in der Nacht auf den 15. Oktober 1944 überrascht wurden. Damit bestätigten die Alliierten Streitkräfte eindrucksvoll das vorgegebene Ziel von „Operation Hurricane“: Der deutschen Bevölkerung „die überwältigende Überlegenheit der alliierten Luftflotten“ zu demonstrieren.
Repräsentanten aus England nehmen teil
Die Stadt erinnert an diese Bombennacht am heutigen Dienstag um 18 Uhr, im Foyer des Rathauses am Burgplatz mit einer Gedenkveranstaltung. Gemeinsam mit der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen will Duisburg am 70. Jahrestag des Luftangriffs auf Duisburg ein Zeichen für den Frieden setzen. der Friedensforscher Dr. Jochen Hippler, Politikwissenschaftler am Duisburger Institut für Entwicklung und Frieden (INEF) der Universität Duisburg-Essen, spricht zum Thema „Kriegsgewalt gegen die Zivilbevölkerung - Historische und aktuelle Anmerkungen anlässlich des 70. Jahrestages der Luftangriffe auf Duisburg“.
Auch Repräsentanten der englischen Partnerschaft Portsmouth nehmen an der Veranstaltung teil. Im Anschluss laden die Stadt Duisburg und der Arbeitskreis Christlicher Kirchen zu einem ökumenischen Gottesdienst (Beginn um 19.30 Uhr) in die Salvatorkirche ein, welchen The Very Reverend David Brindley, Dean of Portsmouth, mitgestalten wird.