Duisburg.. Aus Heilpädagogischer Einrichtung in Meiderich wird ein „normaler“, aber integrativer Kindergarten. Mit geänderten Förderbedingungen würden sonst jedes Jahr 300 000 Euro fehlen. Lebenshilfe-Chef Michael Reichelt ist überzeugt, dass hier künftig auch Kinder ohne Handicap angemeldet werden.


Weil spezielle Einrichtungen für Menschen mit Behinderung (Stichwort „Inklusion“) nicht mehr gewünscht sind, wird die Duisburger Lebenshilfe ihre beiden Kindertagesstätten in Buchholz und Meiderich radikal umbauen. Michael Reichelt, Geschäftsführer des Vereins, sieht im Zwang zur Veränderung aber auch Vorteile und Chancen.

Zwei Kitas trägt die Lebenshilfe derzeit, die Waldwichtel in Buchholz für 30 Kinder mit und ohne Handicap in zwei integrativen Gruppen sowie die Heilpädagogische Einrichtung Wiesbadener Straße in Meiderich, wo 64 ausschließlich behinderte Kinder in acht Gruppen betreut werden.

Grundsätzlicher Auslöser für den Umbau: Die fest in den Kitas verankerten Therapeuten werden ab August 2015 nicht mehr vom Land bezahlt, ihre Leistungen müssten Eltern einzeln über die Krankenkassen abrechnen (WAZ berichtete). Ziel ist: Jedes Kind – auch behindert – soll in jeden Kindergarten gehen können.

Die Lebenshilfe will ihre Therapeuten für Sprach- und Bewegungsförderung in einem Kompetenzzentrum zusammenfassen, die ihre Dienste in eigenen Tagesstätten und denen anderer Träger anbieten.

Für die Waldwichtel in Buchholz ergeben sich damit nur wenige Änderungen. Gravierender wird dagegen der Umbau in Meiderich ausfallen. Im nächsten Jahr will die Lebenshilfe dort vier der acht kleinen heilpädagogischen Gruppen umwandeln in zwei normale, die im Idealfall zehn Kinder ohne und fünf mit Behinderung aufnehmen, 2018 sollen die vier übrigen Gruppen folgen. Der nötige Umbau des Gebäudes wird 500 000 Euro kosten.

Die heilpädagogischen Gruppen müssen zwar nicht zwingend aufgelöst werden. Allerdings fehlen bei den neuen Förderkonditionen 300 000 Euro im Jahr. Und Reichelt geht davon aus, dass es ab 2020 weitere Einschnitte geben wird. Erst dann zu reagieren, wäre zu spät. Zudem: Eine der neuen Gruppen soll Kinder unter drei aufnehmen. Dafür gibt es nur in diesem Jahr noch Fördergelder.

Die Veränderungen sieht Lebenshilfe-Chef Reichelt durchaus positiv. Viele Kinder werden heute aus ganz Duisburg nach Meiderich gefahren (Kosten: 150 000 Euro im Jahr). Sie werden dort zwar gut betreut, können aber kaum Kontakte knüpfen in der Nachbarschaft.

Reichelt hat keine Zweifel, dass sich künftig auch Eltern von Kindern ohne Handicap für die Einrichtung entscheiden: Die integrativen Gruppen sind kleiner, die Kinder profitierten von den besonderen Kompetenzen der Mitarbeiter und könnten im Spiel mit Behinderten Gemeinsamkeit ebenso entdecken wie Verschiedenheit. Reichelt: „Die Erfahrungen anderer Träger zeigen: Eltern entscheiden sich bewusst für diese integrativen Gruppen.“