Auf „Young Directors“ folgt „Young Moves“. Sowohl Generalintendant Christoph Meyer als auch Ballettchef Martin Schläpfer haben in dieser Saison eine neue Plattform für den Nachwuchs geschaffen. Bislang hatte Schläpfer einzelnen Tänzer die Möglichkeit gegeben, neue Arbeiten im Rahmen von Ballettabenden vorzustellen. Am Samstag, 18. Juni, hebt sich um 19.30 Uhr der Vorhang des Duisburger Theaters gleich für sechs neue Ballett-Kreationen von Mitgliedern des Balletts am Rhein.

Die französische Tänzerin Louisa Rachedi kam vor neun Jahren vom Nationalballett Kanadas aus Toronto an die Oper am Rhein. „Es ist Zeit aufzuhören“, sagt die 30-Jährige, die ihre Karriere nach der „strukturierten, geschützten“ Zeit mit „wunderbaren Herausforderungen“ in der Compagnie jetzt in die eigenen Hände nehmen möchte. Sie will weiter tanzen, unterrichten und freie Tanzprojekte mit Kollegen herausbringen – und auf jeden Fall choreographieren. Während sie an ihren Zukunftsplänen noch arbeitet, stellt sie am Samstag ihre Choreographie „Fieldwork“ als eine der Neuschöpfungen vor.

„Zuerst war das Thema“, sagt Louisa Rachedi, der es um das Verhältnis von Individuum und Struktur geht. Dabei denkt sie an eine Großstadt, in der viele Menschen selbst bestimmt leben, aber zugleich in Regeln eingebunden sind – und wenn es beispielsweise nur Ampeln oder Straßenecken sind, die die Bewegungen bestimmen. Sie versuche, die „Geografie einer Stadt“ in Bewegung umzusetzen, sagt Louisa Rachedi. Sieben Tänzer – vier Männer und drei Frauen – werden mal in der „Masse“ wie ein „pulsierendes Biest“ agieren, treten dann heraus und zeigen ihre Unterschiedlichkeit, tragen Konflikte aus. „Das ist kein ruhiges Stück“, sagt Louisa Rachedi, es sei nicht klassisch, sondern erdig. Als musikalische Begleitung hat sie Soundtracks ausgewählt, die Cliff Martinez für eine Fernsehserie entwickelt hat. Die Bühne bleibt „roh“. Die Kostüme bestehen aus einer Mischung von Alltagsgarderobe „von der Stange“ und sehr extravaganten Teilen aus dem Fundus.

Von der Arbeit mit den sieben Kollegen, ausgewählt nach verschiedenen „Farben“, Generationen und Herkünfte, ist sie „total begeistert“. „Sie haben mit so viel Leidenschaft und Offenheit als Mannschaft gearbeitet, haben sich total auf meine Ideen verlassen – das war sehr inspirierend.“

Beim Choreographieren habe sie keinerlei Druck gespürt. „Martin Schläpfer hat uns viel Platz gelassen. Wir hatten ganz viel Freiheit.“ Einen Blick auf die Kreationen ihrer fünf Kollegen habe sie noch nicht werfen können, dazu sei sie viel zu sehr mit ihrer eigenen Arbeit beschäftigt gewesen.