Duisburg..
Ihr Kampf ums Überleben dauerte in Echtzeit zwei Jahre. In dichten 45 Minuten eines Videotagebuchs lässt die Schauspielerin Kathrin Spielvogel den Betrachter daran teilhaben. So auch beim Filmnachmittag des Brustzentrums Duisburg im Kleinen Prinzen.
„Ich will leben, so einfach ist das“
Auf Einladung der Krankenhäuser St. Johannes und St. Anna, die gemeinsam das Brustzentrum bilden, sowie einigen Selbsthilfegruppen, konnten sich interessierte und betroffene Frauen austauschen und informieren. Der Film ist eine emotionale Achterbahn, weil er von der Diagnose über die Operation bis zur Chemotherapie, von Trauer, Verzweiflung über Hass und Hoffnung die Gefühlswelt der damals 34jährigen Schauspielerin schonungslos offenlegt. Auch intime Details wie ihre eigene Körperwahrnehmung, der Verlust von Weiblichkeit, ihre Wirkung auf Männer: „Ich fühlte mich wie ein 13-jähriger Junge“, beschreibt sie.
„Ich werd’ platt gemacht“
Der Film beleuchtet neben den medizinischen und psychischen Problemen auch die ganz existenziellen. Die Schauspielerin lebte von Hartz IV, mangels Kraft mussten ihre Eltern die Beantragung übernehmen. Überhaupt: Kraft. Ganz nüchtern erklärt sie heute, fünf Jahre danach, dass sie ihre volle Leistungskraft nicht wieder erreicht hat, auf 70 Prozent lebt, damit aber glücklich ist. Ihre braunen Haare schmiegen sich wieder in weichen Wellen um ein gesund wirkendes Gesicht, fast rosig ist es im Scheinwerferlicht.
Dem Duisburger Publikum gibt Spielvogel ihre personlichen Erkenntnisse mit auf den Weg: Die eigenen Grenzen wahrzunehmen und auch mal nein zu sagen ist so eine Regel. Ein liebevoller Umgang mit sich selbst. Und vor allem: das Laufen. „Ja, ich weiß, eine olle Kamelle“, gesteht sie. Aber eben effektiv, wie auch die beiden Experten vom Brustzentrum, Prof. Dr. Dierk Mosny und Dr. Cordula Fuhljahn die heilende Wirkung von Bewegung an frischer Luft bestätigen. Die beiden plädieren energisch für regelmäßige Früherkennung, sagen aber auch, dass ein Mammakarzinom kein körperlicher Notfall ist, wohl aber ein psychischer. „Von der ersten veränderten Zelle bis zum ein Zentimeter großen Tumor vergehen Jahre, da spielen nach der Diagnose zwei Wochen intensiveren Nachdenkens über die weiteren Schritte keine Rolle“, betont Mosny.
„Ich will definitiv Kinder“
Kathrin Spielvogel hinterlässt nicht nur ein tiefes Gefühl von Respekt für ihren offenen Umgang mit der Erkrankung. Sie gibt Betroffenen vor allem Hoffnung. Ihre Tochter Ella ist sechs Monate alt und wird voll gestillt: mit nur einer Brust. „Ihre neun Kilo hab ich ganz allein geschafft“, sagt die Mutter stolz.