Aber 80 der 310 Mitarbeiter müssen mit der Kündigung rechnen.Münchener Finanz-Investor übernimmt Huckinger Unternehmen

Der Automobil-Zulieferer ISE in Huckingen ist gerettet. Der Münchener Finanz-Investor Nordwind Capital übernimmt das Werk, verkündeten gestern Insolvenzverwalter Christopfer Seagon und die neuen Eigentümer Anton Schneider und Dr. Martin Beck. Allerdings müssen 80 der 310 Mitarbeiter mit einer betriebsbedingten Kündigung rechnen.


Über einen Sozialplan und Interessenausgleich für die Betroffenen wird mit dem Betriebsrat verhandelt. Nach Möglichkeit sollen Qualifizierungsmaßnahmen angeboten werden, spätere Wiedereinstellung bei entsprechender Auftragslage wird angestrebt.


Bereits gesichert ist die weitere Zusammenarbeit mit den wichtigsten Kunden, beispielsweise Daimler-Benz. Investitionen sind geplant. In Huckingen werden unter anderem Unterkonstruktionen für Auto-Cockpits gefertigt und weitere technisch anspruchsvolle Autoteile aus gebogenen und verschweißten Rohren.


Mit 72 Interessenten hatte der Insolvenzverwalter in den letzten anderthalb Jahren verhandelt. 18 Stunden dauerte es zuletzt, das komplizierte Vertragswerk zu protokollieren. Seagons Einschätzung: "Wir haben jetzt eine Perspektive." Mit IG Metall und Betriebsrat war schon zuvor ein Sanierungstarifvertrag abgeschlossen worden.


"Wir sind keine gewöhnliche Heuschrecke", beschrieb Schneider sein Unternehmen, das über 300 Mio Euro Kapital verfüge. Der 56-Jährige verweist auf umfangreiche Sanierungserfahrungen, unter anderem als Vorstands-Chef bei Deutz in Köln. 2005 hat Nordwind Capital die Schwäbischen Hüttenwerke vom Land Baden-Württemberg und MAN übernommen. Arbeitnehmer und IG Metall bescheinigen dem Erwerber gute Arbeit, so Duisburgs IG Metall-Chef Jürgen Dzudzek (siehe "Drei Fragen").


Schneider erklärte, sein Unternehmen sei "sehr konservativ" bei der Finanzierung, ISE werde vollständig aus Eigenkapital erworben. Und er versicherte, dass die ISE-Gewinne bei ISE bleiben, solange der Sanierungstarifvertrag gilt.


Ziel sei es jetzt, "so schnell wie möglich neue Aufträge zu akquirieren". Durch die lange Zeit unsichere Zukunft des Zulieferers sei es zu einem Auftragsloch gekommen.