Duisburg.. Die Stadt kann mit Geld aus Berlin über 80 Mio Euro verbauen. Doch nicht nur die Hochfelder Gesamtschule geht leer aus. Der Rat entscheidet in einer Woche.

„Das hier wäre eine wahre Freude für jeden Energieberater“, sagt Andreas Vorbeck, der am einfach-verglasten Holzfenster des fast 100 Jahre alten Schulgebäudes an der Gitschiner Straße in Hochfeld steht. Vorbeck ist Vorsitzender der Schulpflegschaft der Globus-Gesamtschule und ist „stinksauer“. 81 Millionen Euro hat Berlin der Stadt als Investitionsoffensive beschert. Das Geld soll nachhaltig eingesetzt werden, vor allem mit „energetischen Sanierungen“ sollen später Kosten gespart werden. Das alte Schulgebäude wäre ein Paradebeispiel.

Energetische Sanierung

Doch die Globus-Gesamtschule kommt nicht zum Zuge. Zweimal hat Vorbeck an den OB geschrieben. Die Antwort hat ihn nicht zufrieden gestellt. „Wir werden nicht berücksichtigt. Dabei hätten wir es verdient“, sagt der Elternvertreter.

Die Globus-Gesamtschule mit rund 1000 Schülern verteilt sich auf drei Standorte. Am Hauptgebäude am Dellplatz sorgt die Glasfront dafür, dass die Sonne die Klassen im Sommer schnell auf 30 Grad aufheizt. Und an der Gitschiner Straße zieht es durch die Fenster. Zudem müssten dringend die Toiletten-Anlagen saniert werden. Die vier Seiteneinsteiger-Klassen sind ausgelagert, sie waren erst in einem leergezogenen Gebäude auf dem künftigen Mercatorquartier untergebracht, nach dem Abriss sind sie in die alte VHS gezogen.

Liste in allen Ausschüssen diskutiert

„Es drängt sich doch die Frage auf, welche Schulen eine Sanierung am nötigsten haben und warum die Gymnasien an erster Stelle stehen müssen“, sagt der Elternvertreter. Die Globus-Gesamtschule ist nicht die einzige Schule, die klagt. Auch die Grundschulen an der Böhmer Straße im Stadtsüden haben wenig Verständnis, warum sie nicht zum Zuge kommen.

In einer Woche wird der Stadtrat endgültig festlegen, wo der 81 Millionen Euro schwere Geldsegen aus Berlin verbuddelt wird. Die Liste ist in allen Ausschüssen und sieben Bezirksvertretungen diskutiert worden. Wo die Investitionen am sinnvollsten sind, darüber gehen die Meinungen zum Teil auseinander. In Rheinhausen etwassieht die Politik lieber Flüsterasphalt auf der Friedrich-Ebert-Straße, in Hamborn zweifelt man an der Dringlichkeit mancher Projekte; wie in Meiderich bleibt aber die größte Sorge, dass beim Ausfall eines Vorhabens das Geld nicht mehr im eigenen Bezirk verbuddelt wird.

Sorgen in den Bezirksvertretungen

Die Unstimmigkeiten waren zu erwarten: Die Liste basiert nicht auf Vorschlägen, über die im Vorfeld diskutiert wurde. Sie basiert auch nicht auf einer Auswahl der sinnvollsten Investitionen, sondern alleine darauf, den Haushalt zu entlasten: Was ohnehin vorgesehen war und sich irgendwie mit den Förderrichtlinien deckt, soll schnellstmöglich realisiert werden. So haben einige Maßnahmen schon im Jahr 2015 begonnen. „Wir wollen die maximale Haushaltsentlastung“, bekannte Projektleiter Peter Orzol.

Für Sonderwünsche ist damit kein Platz. Dementsprechend sollen die meisten Forderungen aus den Bezirken kommende Woche abgelehnt werden, nur einige wenige haben es auf die Reserveliste geschafft. OB Sören Link erklärte, mit der Haushaltsentlastung durch die Bundesmittel gleichzeitig Spielraum für andere Vorhaben zu schaffen. Ob auch die alten, einfachverglasten Holzfenster an den Schulen dazugehören, bleibt allerdings offen.

Lange Liste mit 176 Einzelmaßnahmen

73 Millionen Euro erhält Duisburg aus der Investitionsoffensive des Bundes. Mit dem Eigenanteil von zehn Prozent liegt die Gesamtinvestitionssumme bei 81.146.115 Euro.

176 Einzelmaßnahmen stehen auf der Investitionsliste mit Gesamtkosten von 84,5 Millionen Euro. Auf der Reserveliste stehen weitere 31 Projekte mit Gesamtkosten von 48,7 Mio Euro.

40 Millionen Euro fließen aus dem Topf allein in die Straßensanierung. Für Schulen und Kitas sind 23,5 Millionen vorgesehen.

1,63 Millionen Euro sollen durch Investitionen sollen nachhaltig pro Jahr an Energiekosten eingespart werden, davon entfallen alleine auf die neue LED-Technik in Straßenlaternen und in Ampelanlagen 550.000 Euro.

40 Millionen: Das ist die Summe, um die der Haushalt direkt entlastet wird. Weitere 26 Millionen sind es indirekt für Vorhaben beim Immobiliendienst IMD und bei Duisburg-Sport.

2018 Die Investitionen können gefördert werden, wenn sie nach dem 30. Juni 2015 begonnen wurden und bis zum 31. Dezember 2018 vollständig abgenommen sind.