Duisburg. Ratten finden in Städten paradiesische Zustände vor. Wird ihr Auftreten gemeldet, nehmen Stadt und Wirtschaftsbetriebe die Bekämpfung auf.


Seinen Augen kaum trauen wollte Ulrich Francke als er in der vergangenen Woche abends nach dem Theaterbesuch mit seiner Frau Richtung Innenstadt spazierte: „Zwischen Gerichtsgebäude und den Rasenflächen auf dem König-Heinrich-Platz liefen uns plötzlich sechs bis acht Ratten über den Weg. Die waren uns so nah, denen hätte man Pfötchen geben können“, berichtet der 71-Jährige der Redaktion. Verschwunden seien die Tiere irgendwo unter den schwebenden Rasenflächen.

Nager labten sich an Marktabfällen

Doch damit nicht genug. „Als wir um die Ecke bogen, um Richtung Düsseldorfer Straße zu gehen, tummelten sich von der Ecke des Gerichts bis zu dem Brunnen vor der Sparkasse gut 30 bis 40 Ratten auf der Königsstraße“, erzählt Francke. Die Nager hätten sich an den Hinterlassenschaften der Marktstände gütlich getan und sich um dunkle Flecke auf dem Pflaster geschart. „Das könnte eine süße Flüssigkeit gewesen sein“, mutmaßt Francke. „Die ließen sich durch uns oder die wenigen anderen Fußgänger gar nicht stören.“ Der gebürtige Duisburger, der heute in Kaiserswerth wohnt, besucht regelmäßig das Duisburger Theater, aber Ratten seien ihm bis dato noch nie begegnet. Und schon gar nicht in dieser großen Zahl.

Keine Anzeichen für erhöhte Population

Solche Köder werden von den Wirtschaftsbetrieben in die
Solche Köder werden von den Wirtschaftsbetrieben in die © Lars Fröhlich | FunkeFotoServices







Der Stadt, die für die oberirdische Bekämpfung der Nager zuständig ist, ist eine solche Anzahl der Tiere bislang nicht gemeldet worden. Es gebe auch bisher keine Anzeichen für eine erhöhte Rattenpopulation in der Innenstadt, erklärte ein Stadtsprecher auf Anfrage der Redaktion: „Für die Innenstadt sind im Jahr 2017 insgesamt für den Bereich Königstraße drei Meldungen über einen Rattenbefall bei der Stadt eingegangen. Die letzte datiert von Ende November.“ Ein Bürger habe zwischen Forum und Amtsgericht sechs bis sieben Ratten gesehen.

Ob es nun weniger oder mehr Tiere sind, die jemand gesichtet hat, sobald eine solche Meldung eintrifft, werden die Schädlingsbekämpfer tätig. Aufgrund der Meldung im November, habe die im Auftrag der Stadt arbeitende Schädlingsbekämpfungsfirma ihre Maßnahmen vorgenommen, betont der Sprecher der Stadt. Auch die Wirtschaftsbetriebe der Stadt (WBD) hätten umgehend die Bekämpfung der Nager aufgenommen, denn für die Kanalisation, sind die WBD zuständig.

Essensreste ziehen Ratten magisch an

Auch den Wirtschaftsbetrieben ist keine überbordende Ansammlung von Ratten bekannt, wie Sprecherin Silke Kersken gegenüber der Redaktion bestätigte. Trotzdem werde die Meldung von Ulrich Francke nun in die gemeinsame Datenbank von WBD und Stadt für solche Fälle eingepflegt und abgearbeitet. „Unser Mitarbeiter hängen Giftköder in die Kanalschächte und kontrollieren im ein- oder zweiwöchigen Rhythmus, ob die angefressen sind. Sind sie das, werden neue aufgehängt, und das solange, bis die Köder keine Fress-Spuren mehr aufweisen“, schildert Kersken die Vorgehensweise der Schädlingsbekämpfer. Werden die Köder nicht mehr angenagt, könne davon ausgegangen werden, dass die Tiere sich ein anderes Umfeld gesucht haben.

„Ratten sind sehr schlaue Tiere“, sagt Kersken. Sobald ein Tier aus einem „Clan“, wie größere Populationen dieser Wanderratten genannt werden, verendet, nagen die anderen die Köder nicht mehr an und suchen sich ein neues Revier. Ein solches zu finden, ist allerdings in einer Großstadt kein Problem. Auch wenn die Mülleimer regelmäßig geleert werden, gibt es immer noch genügend Menschen, die ihre nicht aufgegessenen Nahrungsmittel einfach auf der Straße oder in Büschen „entsorgen“. Kersken: „Vor allem Großveranstaltungen wie der Weihnachtsmarkt bieten Ratten in diesem Sinne paradiesische Zustände.“

Hausratte gehört zu den gefährdeten Arten

Die Ratten, die in jeder Großstadt heimisch sind, gehören zur Art der Wanderratten. Sie sind die wilde Stammform der Farbratten, die als Heim- oder Versuchstiere gehalten werden. Die Hausratte hingegen gilt in vielen Bundesländern als gefährdet und steht auf der Roten Liste des Artenschutzes. In NRW wurde sie schon 2009 als ausgerottet verzeichnet. Hausratten haben größere Ohren und Augen als Wanderratten und einen kürzeren Schwanz. Bei den Wanderratten ist der Schwanz länger als der Körper.

Wer einen Rattenbefall melden will, wendet sich an die WBD unter 0203/283-4000, oder an die Stadt 0203/94 000.