Duisburg. Im Sozialausschuss debattierten die Duisburger Politiker über die Einsätze der Task-Force. Nach öffentlicher Kritik: So reagiert das Jobcenter.

Am 4. Mai sollte ein Einsatz der Task-Force an der Gravelottestraße 48 in Duisburg-Hochfeld stattfinden – doch erstmals erfuhr die Öffentlichkeit davon, bevor die Mitarbeiter der Stadt anrückten. Eine Familie hatte nämlich vom Jobcenter einen Brief erhalten, in dem angekündigt wurde, dass sie von ihrer Adresse abgemeldet würde. Der Verein „Solidarische Gesellschaft der Vielen“ wurde aktiv, veranstaltete eine Mahnwache und kritisierte erneut das Vorgehen der Stadt, aber auch des Jobcenters.

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Nun hat Frank Böttcher, Geschäftsführer des Jobcenters Duisburg, in der jüngsten Sitzung des Sozialausschusses zum Task-Force-Einsatz in Hochfeld Stellung bezogen. Durch eine fehlerhafte Sachbearbeitung sei es in einem Fall dazu gekommen, dass Leistungen drei Tage verzögert ausgezahlt wurden, „das bedauere ich sehr“. Mit dem Leistungsberechtigten habe man unmittelbar telefonisch Kontakt aufgenommen. Um solche Fehler auszuschließen, habe man den Prozess umgestellt. Künftig würden Sachbearbeiter erst nach einem erfolgten Task-Force-Einsatz informiert.

Frank Böttcher, Geschäftsführer des Jobcenter Duisburg, kritisiert den Verein Solidarische Gesellschaft der Vielen.
Frank Böttcher, Geschäftsführer des Jobcenter Duisburg, kritisiert den Verein Solidarische Gesellschaft der Vielen. © FUNKE Foto Services | STEFAN AREND

Kritik übt er am Verein Solidarische Gesellschaft der Vielen, der bislang sein Gesprächsangebot nicht angenommen habe. Stattdessen seien über dessen Twitteraccount öffentlich Konsequenzen gefordert worden. „Das ist für mich eine Grenzüberschreitung“, beklagt Böttcher. Konsequenzen habe der Tweet gehabt, denn die Mitarbeiterin sei erkrankt, die Kritik habe ihr sehr viel ausgemacht. Für einen derartigen Umgang mit Menschen habe er wenig Verständnis, dennoch bleibe das Gesprächsangebot für den Verein bestehen.

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Grundsätzlich müsse nach Räumungen der Wohnort von Leistungsbeziehern neu ermittelt werden. Es würden jedoch nicht standardisiert im Vorgriff von Task-Force-Einsätzen die Einstellung von Leistungen vorbereitet, erklärt Böttcher auf Nachfrage des grünen Ratsherrn Felix Lütke. Im konkreten Fall sei dieser Prozess zu früh angestoßen worden. Mit der Task-Force, die seit 2016 im Einsatz ist, gebe es keine strukturellen Probleme, betont der Jobcenter-Leiter.

Verein: „Gesprächsangebot des Jobcenters liegt uns nicht vor“

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Lena Wiese, Vorsitzende des Vereins, erklärte indes, dass ihr und den anderen Ehrenamtlichen gar kein Gesprächsangebot vorliege. Lediglich während der Mahnwache habe man einen Anruf vom Jobcenter erhalten, da sei es konkret um eine der Familien gegangen. Ein Gespräch, das indes noch aussteht, ist eines vom Vermieter der Gravelottestraße 48 mit der Task-Force. Der Hausbesitzer hat den Verein gebeten, ihn zu begleiten. Das Gespräch hätte eigentlich vor kurzem stattfinden sollen, wurde aber aus Termingründen von der Stadt verschoben.