Duisburg. In Duisburg wird ein Mieter für ein einmaliges Lokal gesucht. Inventar der alten Apotheke ist aus dem Jahr 1908. Warum die Lage Potenzial hat.
Leerstehende Gewerbeflächen gibt es in Duisburg reichlich. Doch zwischen den Anzeigen auf Immobilienportalen wird derzeit für ein Stück Stadtgeschichte ein neuer Mieter gesucht: die historische ehemalige Johanniter-Apotheke an der Musfeldstraße 105 im Dellviertel. Das Besondere an dem Ladenlokal ist sein denkmalgeschütztes Interieur.
Wer den Verkaufsraum betritt, erlebt eine Zeitreise zurück in das Jahr 1908. Damals gründete Richard Schliwa die Apotheke. Und aus jenem Gründungsjahr ist auch noch die Einrichtung erhalten, worauf die Initialen „RS“ und die Jahreszahl unterhalb der Uhr an der Schrankwand hinweisen. Zuvor beherbergte das Haus einen Kolonialwarenladen sowie einen Schneider.
Ehemalige Johanniter-Apotheke: Neuer Mieter gesucht
1943, mitten im Zweiten Weltkrieg, wurde der Dachstuhl des Hauses zerstört und zunächst nur notdürftig wiederhergestellt. Die Einrichtung der Apotheke blieb aber unversehrt erhalten: Die Decke ist noch immer mit Stuck verziert, gemustert ist der Steinfliesenboden. In den Regalen hinter dem Verkaufstresen stehen Porzellangefäße und alte Apothekerflaschen.
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Von einer „besonderen Immobilie“ spricht deshalb auch Miguel Bois. Er ist Vertriebsleiter bei der „HaBo Hausverwaltung GmbH“ aus Gelsenkirchen, die die Vermarktung übernommen hat. Dabei erscheint es trotz des unverwechselbaren Charmes schwierig, den passenden Mieter für das spezielle Lokal zu finden.
Es gab einen Eigentümerwechsel vor drei Jahren
Seit 2013 gehen keine Medikamente mehr über die Ladentheke. Schweren Herzens hatte sich der damalige Inhaber Jens König entschieden, die Apotheke aufzugeben. Seitdem steht das Lokal in dem 1896 erbauten Haus, in dem ab 1908 ununterbrochen Apotheker beheimatet waren, leer.
Im Hintergrund hat es aber mittlerweile einen Eigentümerwechsel gegeben. „Seit drei Jahren gehört die Immobilie einem österreichischen Investor aus Wien“, erklärt Bois. Dieser soll über einen hohen Bestand an Häusern im Ruhrgebiet verfügen. Nun solle eine Vermietung neu angegangen werden, zumal der Investor auch keine Investitionen scheue, sagt Bois.
Johanniter-Apotheke: Wird es in Zukunft ein Bioladen?
Für einen Apotheker sei die Fläche, so die Einschätzung des Vertriebsleiters, aber aufgrund des mittlerweile sehr aufwendigen und komplexen Apothekensystems im Hintergrund nicht mehr zeitgemäß. Attraktiv könnte das historische Lokal aber für einen Süßwaren-, Unverpacktladen oder Biomarkt sein, glaubt Bois. Anfragen habe es bereits von einem ambulanten Pflegedienst sowie einem Versicherungsbüro gegeben.
Aufgerufen wird für die 138 Quadratmeter Fläche, davon 93 Quadratmeter Verkaufsfläche, eine Kaltmiete von 758 Euro. Fest steht: „Die Theke darf nicht verändert werden“, erklärt Bois, denn die alten Schränke gehören untrennbar zum Gebäude und stehen damit unter Denkmalschutz.
Standort hat Potenzial – Gebag plant 200 neue Wohnungen
Für zukünftige Mieter und Geschäftsideen nicht unerheblich: Zwar gilt die Lage an der Musfeldstraße als schwierig, doch der Standort könnte bald deutlich an Attraktivität gewinnen. In unmittelbarer Nachbarschaft und direkt angrenzend hat die Gebag das Gelände der ehemaligen Theisen-Kabelwerke gekauft. Dort sollen 200 neue Wohnungen entstehen.