Duisburg. Die Wucht der vierten Welle trifft die Duisburger Gastronomen in der Vorweihnachtszeit hart. Das sagt ein Experte zur Situation der Arbeitnehmer.
Die hohen Infektionszahlen und die Ungewissheit durch die Corona-Variante Omikron in der vierten Welle haben dafür gesorgt, dass viele Firmen, Vereine und Freundeskreise ihre Weihnachtsfeiern abgesagt haben. Das bedeutet einen nächsten Tiefschlag für die arg gebeutelte Duisburger Gastronomie-Szene.
Kaum eine andere Branche im Stadtgebiet bekomme die „Wucht der Welle“ wirtschaftlich so zu spüren wie das Hotel- und Gaststättengewerbe, ist sich Karim Peter, der neue Geschäftsführer der Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG), sicher. Weniger Weihnachtsfeiern würden vielerorts für leere Hotelbetten und wenige Gäste in den Restaurants sorgen, berichtet er.
Duisburger Experte befürchtet weitere Abwanderungswelle in der Gastronomie
Die Sorge des Gewerkschafters: Viele Beschäftigte könnten der Branche nun endgültig den Rücken kehren. 6740 Menschen arbeiten in Duisburg derzeit nach NGG-Angaben im Hotel- und Gaststättengewerbe. Nach der Prognose von Peters könnte die Zahl in naher Zukunft deutlich sinken.
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Dabei glaubt er trotz einiger Restaurants, die in Duisburg 2021 in Folge der Corona-Krise geschlossen haben, nicht an einen weiteren Arbeitsplatzabbau. Er nimmt die Sichtweise der Arbeitnehmer ein und beschäftigt sich mit dem Durchhaltevermögen von Köchen und Köchinnen, Kellnerinnen und Kellnern und Co.: „Das Geschäft wird nach der Welle weitergehen. Aber die Durststrecke bis dahin ist das Problem. Wer in Kurzarbeit geschickt wird und mit 60 Prozent seines Lohnes klarkommen muss, der macht das, was jeder machen würde: Der guckt sich woanders um“, sagt Peters.
Von einer ersten Abwanderungswelle hatten Gastronomen in Duisburg Anfang Juli berichtet. Die Personalnot sorgte im Frühling bei der Wiederöffnung der Lokale für Probleme. Vor allem Aushilfskräfte im Servicebereich seien nicht mehr greifbar gewesen, berichteten Betreiber. Damals verwiesen die Gastronomen auch auf die generellen Nachwuchssorgen bei der Besetzung der freien Ausbildungsstellen.
Viele Beschäftigte seien bereits in andere Branchen abgewandert, sagt auch Karim Peters. Besonders in Drogeriemärkten und der Lebensmittelindustrie hätten viele neue Jobs gefunden. „Servicekräfte aus der Gastronomie sind taff, eloquent, flexibel und sie können zupacken. Mit diesen Qualitäten müssen sie nicht lange suchen“, so der NGG-Geschäftsführer.
Dazu präsentiert er Zahlen der Agentur für Arbeit: Im Dezember 2019 – vor der Pandemie – hätten in Duisburg noch 8520 Menschen im Hotel- und Gaststättengewerbe gearbeitet. Diese Zahl der Beschäftigten sei allerdings bis jetzt um 21 Prozent zurückgegangen. „Dieser Trend wird sich fortsetzen. Denn die Gastro-Beschäftigten vermissen vor allem eines: eine Perspektive im Job. (mas)
>>Verhandlungen zwischen Gewerkschaften und Arbeitgebern am 15. Dezember
- Mit den aktuellen Zahlen aus der Branche möchte NGG-Geschäftsführer Karim Peters Druck auf den Deutschen Hotel- und Gaststättenverband (DeHoGa) aufbauen.
- In die nächste Verhandlungsrunde am kommenden Mittwoch gehen Gewerkschaften mit einer Forderung eines Stundenlohns von 12 Euro plus X.