Duisburg. Das Duisburger Stadtfest kehrt zurück. Wir berichten bis Sonntag im Liveblog und liefern Bilder. City am Samstag so voll wie lange nicht mehr.
Das Duisburger Stadtfest ist zurück: Nach pandemiebedingten Absagen in den Jahren 2020 und 2021 steigt die vier Tage lange Party wieder auf der Königstraße. Mit dabei sind unter anderem Metal-Queen Doro Pesch, Ex-Genesis-Stimme Ray Wilson sowie die bekannten Schlager-Gesichter Jörg Bausch und Olaf Henning. Die letzte Ausgabe 2019 lockte mehrere zehntausend Besucher zum kostenlosen Event. Wir berichten vier Tage lang in unserem Live-Blog:
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Bilder und Berichte vor Ort – das Tagebuch vom Duisburger Stadtfest:
Finale am Stadtfestsonntag: Karnevalisten und der große Tag des Peter Bursch
12 Uhr: Programmchef Bülent Aksen übergibt die Moderation auf der Stadtwerke-Bühne an die Duisburger Gitarrenlegende Peter Bursch. Der „Gitarrenlehrer der Nation“ führt höchstselbst durch das Programm seines paneuropäischen Euro Rock-Projekts und lädt als erstes die Duisburger Gastgeberband „Narran“ ein. Die fünf Jungs packen ihren Pop-Rock ohne große Umschweife aus – und erspielen sich schnell ihr Publikum.
Vor den ersten Tönen herrscht auf dem König-Heinrich-Platz nämlich noch weitestgehend gähnende Leere. Ein paar versprengte Spaziergänger, Pärchen auf Fahrradtour am sonnigen Sonntag, Flaschensammler, die die gläsernen Reste der vergangenen Nacht einsammeln – sie alle bleiben stehen, als Narran loslegt. Und so stellt das Stadtfest an seinem vierten und finalen Tag noch einmal seinen Facettenreichtum unter Beweis. Denn schon wieder steht ein ganz anderes Publikum vor der Bühne, als noch an den Tagen davor (Top).
10.15: Endspurt für das Duisburger Stadtfest. Ab 11 Uhr lassen es sich die Karnevalisten – auch außerhalb der Session – bei ihrem Sommer-Biwak auf und vor der Mitsubishi-Brüggemann-Bühne gut gehen. Auf der Stadtwerke-Bühne ist der Sonntag quasi der große Peter-Bursch-Tag.
Ab 12 Uhr spielen die Teilnehmer-Bands des diesjährigen Euro Rock-Projekts: Narran für Duisburg, Outahead für Nijmegen, Tas für Vilnius und Firewheel für Calais. Der Vater des Euro Rocks, Peter Bursch, übernimmt ab 17.15, nach der Schweigeminute für die Opfer der Loveparade-Katastrophe, die Bühne. Mit seiner Band Bröselmaschine liefert er bodenständigen Krautrock.
Duisburger Stadtfest: Der Samstag im Zeichen des Schlagers
21.55 Uhr: Es ist soweit: „Layla“ tönt über den König-Heinrich-Platz. Schon lange hat kein Lied mehr für derartige Welle der Empörung gesorgt, umso lauter grölt es die Menge in der Duisburger City mit.
Und Fans, das sind die allermeisten der mehreren tausend Zuhörer auf dem König-Heinrich-Platz ganz sicher. Ungezählte Kehlen grölen die Texte Richtung Bühne, sodass der Sänger und seine unsichtbare Band vom Band beinahe nicht mehr zu hören sind. Wer ein bisschen Platz am Rande findet, legt einen Discofox aufs Parkett.
Auf Jörg Bausch folgt um 22 Uhr dann mit Olaf Henning das nächste bekannte Gesicht aus der Schlager-Branche.
20.45 Uhr: DJ Domic hält die Meute vor der Stadtwerke-Bühne warm, bis der heiß erwartete Jörg Bausch endlich da ist. Der ganze Facettenreichtum des Duisburger Stadtfest wird deutlich, lässt man seinen Blick über die Menge schweifen. Das Publikum ist ein gänzlich anderes als noch am Freitag bei Ray Wilson – und das war schon ganz anders als am Donnerstag bei Doro (Diversität: Top!).
20.30 Uhr: Eins zeichnet sich ziemlich deutlich ab: So voll wie an diesem Samstagabend war die Innenstadt seit Beginn der Coronapandemie, also seit zweieinhalb Jahren, nicht mehr (Top). Vor der Bühne am König-Heinrich-Platz ist fast kein Durchkommen. Einige reagieren dabei sehr empfindlich (kleiner Flop).
Allerdings: Die Mehrzahl der Tausenden Besucher ist gut gelaunt und friedlich. Von dem starken Andrang profitieren die Gastro-Ständen (inklusive der zahlreichen Bier- und einigen Weintheken). Und auch die Restaurants, Cafés und Imbisse im Innenstadtbereich haben viel zu tun.
19.30 Uhr: Das Stadtfest kurz vor dem Siedepunkt: Auf der Mitsubishi-Brüggemann-Bühne köchelt „Willenlos“ ein feines Westernhagen-Süppchen, locker 1000 Zuhörer tummeln sich rund um die Schiffsmasken und genießen die schmackhaft aufbereiteten Klassiker.
15.30 Uhr: Der Schlager ist im Anmarsch: Der Stadtfestsamstag, euphemistisch „deutscher Tag“ getauft, steht ganz im Zeichen des leicht verdaulichen Liedguts – und beginnt doch mit einer Nachricht, die Schlagerfans schwer im Magen liegen dürfte. Janine Marx muss coronabedingt passen – doch die Sängerin selbst freut sich über ihren Ersatz Giuseppe Angelone, der dem Publikum vor der Stadtwerke-Bühne ordentlich einheizt.
Genau wie das Wetter übrigens: Um die 25 Grad, Sonnenschein, Regenrisiko bei einem Prozent, so lässt es sich aushalten. Von Mallorca schielt man neidisch nach Duisburg – die Schlagerstars sind in der Stadt an Rhein und Ruhr, und Angst vor dem Hitzschlag muss man, anders als im 17. Bundesland, auch nicht haben (Tóp).
Apropos Schlagerstars: Der programmatisch proppevolle Stadtfestsamstag lockt später am Abend noch mit echten Größen der Szene zur Stadtwerke-Bühne. Tanja Lasch kommt um 20 Uhr, Mallorca-Barde Jörg Bausch folgt auf den Fuß um 21 Uhr und Olaf Henning beschließt ab 22 Uhr die Musikergarde, bevor DJ Domic ab 23 Uhr auflegt.
Duisburger Stadtfest: Ray Wilson ist ein echter Höhepunkt
20 Uhr: Der, für viele Besucher, unangefochtene Höhepunkt des Stadtfests ist gekommen. Ex-Genesis-Sänger Ray Wilson kapert die Stadtwerke-Bühne mit großer Band, sogar eine Streicherin und einen Bläser am elektronischen Blaswandler hat der Schotte dabei. „Düsbürg“, ruft der Brite dem König-Heinrich-Platz entgegen, und tausende Kehlen antworten mit entfesseltem Jubel (Duisburger: Top!).
Ohne Frage interessant zu beobachten: Das Publikum am Freitag ist wesentlich mehr „Zuhörpublikum“ als noch am Donnerstag. Klar, die Musikfans feiern Ray Wilson und seine ausgesprochen eingespielte Band, doch die Qualität der Musik zählt mehr als noch bei Doros Metalgewitter am Vortag. Ein Glück also, dass nicht nur die Band eingespielt ist, sondern mit Wilson ein hörbar gestandener Musikant auf der Bühne steht – der seinen Stammplatz als Stammgast auf dem Stadtfest zurecht innehat.
Und wer sich schon immer gefragt hat, warum ausgerechnet Ray Wilson Phil Collins bei Genesis beerbt hat: Live, viel mehr als auf Platte, ist das unverwechselbar nasale, collinsche Timbre auch beim Schotten zu hören. Abseits aller musiktheoretischer Überlegungen, was auf und vor der Bühne passiert, ist eine Wohltat für eine geschundene Stadtgesellschaft, gerade nach zwei Jahren Corona (Top).
19.30 Uhr: Abbarraschung! Anstelle von „Mottek“, die krankheitsbedingt ausfallen, steht „Abbakustik“ ganz spontan auf der Bühne und spielt für mehrere tausend Zuhörer. Zugegeben, die meisten warten wohl schon auf Ray Wilson, aber trotzdem: Die großen Abba-Hits sind immer noch echte Kracher, ob man es nun zugeben möchte oder nicht. Und so wippt der eingefleischte Rockfan neben dem Stadtfest-Gelegenheitsbesucher und stellt fest – die Schweden haben es selbst dann noch drauf, wenn sie gar nicht in Person auf der Bühne stehen (Tøp).
Leider ein Flop: die Ellbogengesellschaft am Bierwagen und den Pommesbuden. Dafür kann das Stadtfest nichts, schön ist es trotzdem nicht. Erschwerend kommt hinzu, dass die urinprobenbechergroßen Biergläser immer so schnell leer sind. Supertop: Die Plastikbecher ziert der Schriftzug „Compostable“ – die Gefäße können also in ihre natürlichen Bestandteile zerlegt werden.
16 Uhr: Der Stadtfest-Freitag hat gerade erst offiziell begonnen, da ist die Innenstadt schon wieder rappelvoll: Die Duisburger Coverband „Nextlevel“ unterhält gut 500 Zuhörer vor der Stadtwerke-Bühne, zum Elektropop von „The Atrium“ wiegen sich die Duisburger rund um die Schiffsmasken an der Königsgalerie.
Dazwischen auffällig viele Familien, die ihrer Kinder wegen weniger an der Musik als an den Pommesbuden und vor allem den Fahrgeschäften interessiert sind. Eine besonders lange Schlange hat sich vor der Bungee-Trampolin-Anlage gebildet. Wer weder Kinder noch Lust auf das Getümmel vor der Bühne hat, lehnt lässig an einem der Bierwagen und saugt die Atmosphäre auf – und KöPi. Das kostet sogar nur drei Euro pro Becher, und das in Zeiten unverschämter Inflation (Top, Prost).
15.20 Uhr: Im Gegensatz zum Auftakt passt heute das Wetter – und die Innenstadt ist bereits am frühen Nachmittag dementsprechend gut besucht (ein doppeltes Top)
10.30 Uhr: Ab 16 Uhr startet heute das Programm in der Innenstadt. Um 20 Uhr steht für viele das Highlight der vier Tage an: Ex-Genesis-Stimme und Stadtfest-Stammgast Ray Wilson spielt dann auf der Stadtwerke-Bühne.
Duisburger Stadtfest: Fassanstich, Doro und Co. – der Auftakt am Donnerstag
19.30 Uhr: Pommesgabeln hüben wie drüben. Unter den Schirmen der Bier- und Pommesbuden drängen sich einige Gelegenheitsbesucher und suchen Schutz vor dem Regen. Die echten Metaller lassen sich vom nasskalten Wetter (ein Flop) natürlich nicht abschrecken und recken die universale Metal-Handgeste in die Höhe.
Und dann kommt Doro: Unter bretthartem Gitarrengeschrammel und Bassdrum-Gewitter schwingt sich die Metal-Queen auf, sich auch das Duisburger Publikum Untertan zu machen. Das leistet auch gar keinen Widerstand. Vom ersten Song an singen, tanzen und headbangen die hunderten Musikfans direkt vor der Bühne mit und machen mindestens genau so viel Stimmung wie Doro selbst (ein Top). „Let me hear you ganz dahinten“ fordert die Sängerin, und die Duisburger unter den Bierwagenschirmen antworten mit lautem Jubel. Besonders schön zu sehen: Etliche Besucher, die scheinbar aus Neugier nach ihrem Einkaufsbummel stehengeblieben sind, haben sich unter die Meute gemischt – und hören mit einem Ohr und einem seligen Lächeln auf den Lippen zu – endlich wieder Stadtfest in Duisburg (noch ein Top).
19 Uhr: Die Menge ist heiß! Schon eine halbe Stunde bevor Doro Pesch und ihre Band auf die Bühne kommen, ist es vor der Stadtwerke-Bühne brechend voll. Weit über 1000 Menschen drängen sich dicht an dicht, viele in Kutten oder Bandshirts einschlägiger Hardrock-Größen. Das Wetter hat sich im Vergleich zum Auftakt wieder verschlechtert: Dichter Nieselregen wird von Windböen über den König-Heinrich-Platz getrieben – zum Glück ist dieses Wetter, wie Doro selbst, ziemlich „Metal“.
17 Uhr: Das Stadtfest ist eröffnet! Mit drei, anstatt wie von ihm prognostiziert vier, Hammerschlägen sticht Oberbürgermeister Sören Link (SPD) das erste Fass KöPi an. Zu den sanften Klängen von Jupp Götz und Gert Neumann (Duonova) gibt es dann erstmal Freibier für die Duisburger, die sich den Stadtfest-Auftakt trotz leichten Nieselregens nicht entgehen lassen wollten. Schon am späten Nachmittag tummeln sich mehrere Hundert Menschen rund um die Stadtwerke-Bühne und die Bierbuden.
Zuvor interviewte Stadtfestplaner Bülent Aksen den OB und die Sponsoren auf der Bühne. „Ich habe das Stadtfest vermisst“, gibt der erste Bürger der Stadt zu Protokoll – und geht auf die Kritik am vermeintlich immergleichen Programm ein, die es im Vorfeld gab. „Den ein oder anderen Kritiker gibt es natürlich, wie immer in Duisburg“, sagt Link, „aber mal ehrlich: Das ist für lau.“ Aksen freut sich derweil über das „völkerübergreifende, altersübergreifende, kulturübergreifende Fest“, das die nächsten vier Tage ansteht.
Diese Analyse des Publikums erweist sich schon bei der Eröffnung als sehr treffend. Familien mit Kinderwagen, ältere Paare, Gruppen von Jugendlichen und die ersten Doro-Pesch-Fans in Kutten: Sie alle bleiben stehen. Und wer genau hinsieht, sieht es in ihren Augen blitzen: Das Programm mag nicht jedermanns Geschmack treffen, doch was sie alle eint ist die Freude über Leben in der Innenstadt – so wie früher.
14 Uhr: Noch regnet es in der Innenstadt. Die Prognose verspricht für den späten Nachmittag und Abend jedoch Besserung.
11 Uhr: Die beiden Bühnen in der City stehen, die Gastro-Stände sind aufgebaut. Um 17 Uhr wird Oberbürgermeister Sören Link das Fest mit dem traditionellen Fassanstich auf der Stadtwerke-Bühne eröffnen. Vorher spielt dort bereits Duonova. Der Höhepunkt zum Auftakt soll der Auftritt von Doro Pesch und ihrer Band um 19.30 Uhr sein.